Neunjährige checkt Dialekt-Kinderbuch von Arnim Töpel
"Alles Rottscha": Das Kinderbuch über "Krutze", "Hannebambl" und "Lumbeseggl"

Von Rolf Kienle
Schwetzingen. "Dialekt ist eine Sprache, die schreibt man nicht, die spricht man bloß", erklärt Lars, auch Rottscha genannt, seinem Freund Flori, der am Ende der Geschichte auch einen Beinamen bekommt: Dr. Watson oder kurz Wotzn.
Dass man Dialekt nicht schreibt, hat Autor Arnim Töpel schon vor Jahren erfolgreich missachtet und einen Krimi nach dem anderen publiziert, mit einem Kommissar, der "vun do" ist, nämlich aus Glickerbach, wo auch unser Rottscha lebt.

In diesem Glickerbach ist die Welt sprachlich gesehen noch in Ordnung. Wenn sich einer wie ein Hannebambl benimmt, dann nennen ihn die Leute Hannebambl.
Das Gleiche gilt für Lumbeseggl oder Liejebeitel. Der Senf heißt Sempf, und ein Junge, den man mag, wird Krutze genannt. So einfach ist das.
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Luisa aus Schwetzingen ist etwa im gleichen Alter wie Rottscha, nämlich knapp neun Jahre alt, sie spielt liebend gern Fußball wie er und liest ein ganz erstaunliches Pensum.
"Mindestens eins, manchmal zwei Bücher in der Woche", erklärt sie. Beste Voraussetzung, Luisa um eine Rezension von Töpels "Alles Rottscha" zu bitten.
Sie willigte ein und las drauf los – bis die ersten Hürden auftauchten und nach Recherchen verlangten. "Was bitte, ist ein Krutze?"
Die Nachbarin konnte helfen, aber Mundart-Text, stellte sie schnell fest, liest sich nicht so flüssig wie Hochdeutsch.
Wobei es Arnim Töpel auch hier nur in den Zitaten dialektisch krachen lässt und man wissen muss, dass der Autor ein leidenschaftlicher Kämpfer ist für eine Sprache, die auf der Roten Liste der aussterbenden Arten steht.
Also muss Rottscha seinem neuen Freund Flori ins wahre Glickerbacherisch helfen: "Ä Hemm, zwee Hemma" oder "Färz mit Krigge", um nur zwei Beispiele zu nennen. Der Leser lernt mit.
Und Luisa auch, dass in dem Roman das Freundestrio "de Ää, de Anna un de Häddscht" (der Eine, der Andere und der Härteste) eine Rolle spielt.
Beide Jungs also begeben sich zunächst ganz unfreiwillig in ein großes Abenteuer, das im Haus von Rottschas Großvater auf sie wartet. Der lebt nicht mehr, aber Rottscha hat einen Schlüssel für das Haus – und im Keller steht ein Tischkicker, auch Rättelkaschde genannt.
Da toben sich die Jungs tagelang aus. Bis eines Tages das alte Wählscheibentelefon läutet. Am Apparat ist eine Frau, die behauptet, eine Enkelin zu sein und in der hohen Stimme der Neunjährigen eine ältere Dame vermutet.
Sie wollte eigentlich nur ihren Besuch ankündigen und verabschiedet sich. Für Rottscha, der bis dahin glaubte, der einzige Enkel zu sein, bricht eine Welt zusammen. Er nimmt feinfühlig Ermittlungen auf, aber niemand kann die Existenz einer Enkelin bestätigen.
Bis Christa, de Ää, de Anna un de Häddscht, ein Licht aufgeht: Eine Betrügerin beziehungsweise ein Enkeltrick, was Rottscha und Flori anfangs weit von sich weisen.
Sie glauben an eine gute Welt. Aber mehr wollen wir noch nicht verraten. Nur so viel: Es wird richtig spannend. Arnim Töpel schreibt mit viel Sprachwitz und hat wieder eine clevere Story gesponnen.
Es ist das zweite Buch der "Krutze"-Reihe, das er jetzt nach einem gänzlich anderen Thema veröffentlicht hat, der ebenso wahren wie dramatischen Geschichte des 1572 auf dem Heidelberger Marktplatz hingerichteten Theologen Johannes Sylvanus. Er kann auch anders.
Info: "Alles Rottscha", Arnim Töpel, Edition Talking Blues, ISBN 978 398 203 43 86, 224 Seiten, 12,50 Euro.



