"Grähm Brüllee!"

Der neue Mundart-Krimi von Arnim Töpel

"Grähm Brüllee!" - Der neue Mundart-Krimi von Arnim Töpel kommt ganz ohne Mord und Totschlag aus - Es geht um die Liebe

30.10.2020 UPDATE: 31.10.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 41 Sekunden
Arnim Töpel hat sein neues Buch persönlich bei der RNZ vorbeigebracht. Foto: Kreutzer

Von Rolf Kienle

Walldorf/Heidelberg. Auch wenn Tschief Günda, Arnim Töpels Hauptfigur in sechs Krimis, nicht mehr im Polizeidienst ist, heißt das noch lange nicht, dass es in Glickerbach zum Gähnen langweilig würde. Es herrscht ein ziemlich wildes Treiben, aber völlig anders als gewohnt. Genau das hat Töpel in seinem aktuellen Buch "Grähm Brüllee!" jetzt aufgegriffen. Es geht aber nicht um Desserts, sondern um die Liebe. Die RNZ hat mit dem Autor über sein neues Werk gesprochen.

Tschief Günda ist pensioniert, seine Sokodo, die Sonderkommission von do, aufgelöst. Gibt’s keine Verbrechen mehr in Glickerbach?

Guggemamol, in diesem Buch jedenfalls nicht. Da geht es um den Ruheständler, der sich zurückgezogen hat, weil ihn die vielen Ratschläge nerven, was er alles mit der gewonnenen Freizeit anfangen soll: Des un sell un jähnes. Do kannisch jo glei widda schaffe gehe.

Liegt es eventuell auch daran, dass Sie als Autor noch nie ein Freund blutrünstiger Schilderungen waren?

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Ganz bestimmt. Für mich war das immer mühsam, mir ein Verbrechen einfallen zu lassen. Mich interessieren weit mehr die Kurpfälzer Dialekt- und Milieustudien: Was sacht de ää, was mähnt de anna, und wie kommt der hochdeutsche Voanehm- spreschla damit klar?

Nachdem Kommissar Günda ein Jahr lang untergetaucht war, zieht in Glickerbach dennoch neues Unheil auf …

Aber nur für meinen Helden, und das auf verschiedenen Ebenen: Im Biergarten vom Roten Ochsen gibt es plötzlich wie überall diese Lungermöbel – Voll begwähm, so lang dass ma net uffstehe muss, in den Räumlichkeiten seiner Sokodo residiert eine Nachmieterin – Uumeeglisch – und vor allem hat ihm sein ehemaliger Kollege Kornfeld, genannt de Weize, einen Probemonat bei einer Partnervermittlung für die reiferen Jahrgänge geschenkt: 50 Dates of Grey – Hoisch zu, Günda, do muss ma bissl uff Tschikkolo mache. Do kummt kähni, wemma sacht, isch bin alt, mied, un isch bräuscht ähni, die wu mia hinnaheageht bei allem.

Günda war an manchem ziemlich uninteressiert, zum Beispiel an weiblicher Partnerschaft. Woher der Sinneswandel?

Zuerst passt ihm das überhaupt nicht, des viele Dejde. Aber irgendwann findet er daran Gefallen. Das lässt er sich natürlich nicht anmerken, deshalb kommt er bei den Treffen mit den Aspirantinnen ein wenig schroff rüber: So, des langt jetzat, alles gschwetzt. Schmuss fortt. Alla!

Rund um den antriebsschwachen Pensionär braut sich allerhand zusammen. Überfordert ihn das nicht?

Absolut, es stellt sich ja die entscheidende Frage: Welli? Dazu kommen solche besonderen Herausforderungen wie Donze, Lambadda oder auch eine Tupper-Party. Am beschde Günda, du keefsch glei alles – oder ein Schbiid-Miiding übers Internet auf Englisch – Kamma misch heare? Zum Glück hat er in seinem Umfeld ein paar gute Freundinnen, zum Beispiel die Wirtin vom Roten Ochsen: Mach da kä Sogge, Günda, mia gugge uns die Fraue oo, im Fall dass des Orschls sin.

Der Leser trifft die alten Bekannten, aber auch eine völlig neue Figur kommt ins Spiel, eine Mediatorin. Hat Glickerbach eine gebraucht?

Wenn man unsere heutige Zeit betrachtet, würde ich meinen, Mediatoren kann man gar nicht genug haben. Die Glickerbacher indes fremdeln zunächst – Is die iwwahaupt vun do? –, können sich dann aber vorstellen, deren Dienste in Anspruch zu nehmen: Dass die mol moim dabbische Nochbaa sacht, wisso dassa U-rescht hot, dea Sseftl.

Bleiben uns Kommissar Günda und Glickerbach erhalten?

Jedes Mal, wenn ich ein Buch beendet habe, denke ich, das war’s, alles geschrieben, mehr fällt mir bestimmt nicht ein. Aber dann kommt der Frühling, und es tauchen die ersten Ideen für ein neues Projekt auf. Insofern bin ich zuversichtlich. Wenn ich schwächele, erfahre ich sowieso stets Aufmunterung vum Günda: Auf, jetz streng disch mol bissl oo, Ammien!

Lesungen sind derzeit ein schwieriges Geschäft. Wie erreichen Sie Ihre Leser?

In den Zeiten des Lockdown von März bis Mai habe ich täglich ein Kapitel aus meinen sechs Krimis fürs Internet gelesen. Ich denke darüber nach, wieder mit Lesungen zu beginnen. In diesen für uns alle harten und herausfordernden Zeiten tut bisweilen Ablenkung und Aufheiterung gut. Grähm Brüllee! kommt nicht nur ohne Verbrechen aus, auch Corona spielt keine Rolle. Aa mol schää, odda?

Info: "Grähm Brüllee!", Arnim Töpel, Edition Talking Blues, 233 Seiten, ISBN 9783982034331, 12,90 Euro. Erhältlich in der Geschäftsstelle der RNZ in der Heidelberger Neugasse.

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