Das sind die Ziele des "Integrierten Klimaschutzkonzepts" für 2020 und 2021
Mehr Wege und mehr Parkplätze für Radler - Stadträte fordern mehr Disziplin bei Müllentsorgung

Von Anna Manceron
Schwetzingen. Weniger CO2-Emissionen, mehr Strom aus erneuerbaren Energien und vor allem: mehr Radfahrer in der Innenstadt. Das sind nur einige der Ziele, die sich die Stadt Schwetzingen in Sachen Klimaschutz für die nächsten Jahre auf die Fahne geschrieben hat. Umgesetzt werden sie im Rahmen des "Integrierten Klimaschutzkonzepts". Der Gemeinderat hat das Projekt vor zweieinhalb Jahren verabschiedet, die finanzielle Förderung durch den Projektträger Jülich läuft noch bis April 2022.
In der jüngsten Gemeinderatssitzung stellte Oberbürgermeister René Pöltl den Zeitplan des "Integrierten Klimaschutzkonzepts" für 2020 und 2021 vor. Aufgrund der Corona-Pandemie sind in den vergangenen Monaten einige Veranstaltungen ausgefallen, zum Beispiel der Klimastammtisch oder die Vor-Ort-Beratungen im Rahmen einer landesweiten Fotovoltaik-Kampagne. Immerhin: Die Klimaschutzagentur Kliba aus Heidelberg berät ab dem 26. Oktober wieder persönlich Bürger im Ordnungsamt.
Ein Schwerpunkt der Pläne für 2020 und 2021 liegt auf dem Radverkehr. "Parkplätze für Fahrräder werden in Zukunft ein sehr wichtiges Thema sein", betonte Pöltl. Deshalb hat die Verwaltung nun Experten damit beauftragt, ein Konzept für den Radverkehr in der Innenstadt zu erarbeiten. Die Planer sollen dabei Möglichkeiten für Stellplätze und neue Radwege unter die Lupe nehmen. Auch die geplante Radbrücke zwischen dem Pfaudler-Areal und der Innenstadt wird eine Rolle spielen.
Außerdem beteiligt sich die Stabsstelle Klimaschutz, Energie und Umwelt an den Planungen für den Radschnellweg von Schwetzingen nach Heidelberg. Die Stadt will die Vorbereitungen für das gemeinsame Projekt mit Heidelberg, Eppelheim und Plankstadt im kommenden Jahr maßgeblich vorantreiben.
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Um mehr Autofahrer zum Umstieg auf Elektroautos zu bewegen, sind zwei weitere AC-Ladestationen des Energieversorgers EnBW am Neuen Messplatz geplant. Das Unternehmen will auch mehrere DC-Ladesäulen in Schwetzingen aufstellen. Für 2020 wird es zudem erstmals einen Klimaschutzbericht geben, der jedes Jahr neu fortgeschrieben wird.
Damit sich die Bürger besser über Themen wie Klimaschutz, Energiewende, Umwelt und Verkehr informieren können, bietet die Verwaltung einen Newsletter per E-Mail an. Wer möchte, kann sich unter der Adresse klimaschutz@schwetzingen.de anmelden. Außerdem bietet die Stadt seit Kurzem über die städtische Homepage verschiedene Energiespartests an. Interessierte erhalten dort ab sofort eine Onlineberatung zum Thema Energiesparen in den Bereichen Heizen, Strom und Wasser.
Um auch die Jüngsten von Anfang an mit ins Boot zu holen, will die Verwaltung an vier Schulen in Schwetzingen ein Energiesparmodell einführen. Vorgesehen sind Energie-Teams, die aus Schülern, Lehrern und Hausmeistern bestehen. Sie werden von der Kliba und dem Institut für Energie- und Umweltforschung in Heidelberg betreut. Das Projekt soll über vier Jahren gehen, der Start ist im Frühjahr 2021 geplant.
Dass es ohne die Hilfe der Bürger nicht geht, ist auch vielen Stadträten klar. "Oft kommen wir an die Grenzen menschlicher Vernunft, wenn es darum geht, Eisbecher, Fast-Food-Tüten, Bierflaschen oder den eigenen Hausmüll nicht einfach auf die Straße zu werfen", sagte Robin Pitsch (SPD). Er forderte "mehr pragmatische und unbürokratische Ideen" von der Stadt, aber auch von Gastronomen. Zum Beispiel könnten sich mehrere Eisdielenwirte zusammentun und eine zusätzliche grüne Tonne aufstellen, so Pitsch. Werner Zieger (Die Linke) schlug in die gleiche Kerbe. "Wenn die Menschen nicht mitziehen, sind wir auf verlorenem Posten", gab er zu Bedenken. Deshalb müsse man den Bürgern klarmachen, dass die städtischen Gebühren gegebenenfalls ansteigen, wenn sich niemand an die Regeln hält.
Obwohl alle Fraktionen geschlossen hinter dem Klimaschutzkonzept stehen, klang bei manchen Räten auch Kritik durch. "Das Konzept ist gut, aber wir wünschen uns eine schnellere Umsetzung", betonte Susanne Hierschbiel (Grüne). Von den angedachten Projekten seien bisher nur wenige in die Tat umgesetzt und viele noch gar nicht begonnen worden. Zum Beispiel eine Sanierungskampagne oder die energetische Optimierung der öffentlichen Infrastruktur. Für eine schnellere Umsetzung bedürfe es zusätzlicher Stellen in der Stabsstelle Klimaschutz. "Wir erwarten daher eine ganz klare Erhöhung der Mittel für den Klimaschutz im nächsten Haushalt", so Hierschbiel.
Aus Sicht des Verwaltungschefs würde eine Stellenerhöhung in der Stabsstelle Klimaschutz aber nicht viel bringen. Die beschlossenen Maßnahmen zum Klimaschutz würden nämlich vor allem in den anderen städtischen Ämtern umgesetzt. Und: "Den größten Teil müssen ohnehin die Bürger und die Firmen übernehmen", merkte Pöltl an.



