Schwetzingen

Darum bedroht der Klimawandel den Schlosspark besonders

Bedingungen machen Anlage besonders anfällig - mangelndes Grundwasser, ungünstiger Untergrund

28.08.2019 UPDATE: 28.08.2019 10:09 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden

Der Schwetzinger Schlosspark. Archivfoto: Kay Sommer

Schwetzingen. (dpa-lsw) Der Klimawandel bedroht das Kunstwerk Schlossgarten Schwetzingen und Experten warnen vor den Folgen. "Was uns bisher an Maßnahmen zur Verfügung stand, reicht nicht mehr aus", sagte Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg, am Mittwoch in der Gemeinde im Rhein-Neckar-Kreis.

In der historischen Anlage kommen Bedingungen zusammen, die sie besonders anfällig für Klimaveränderungen machen - fehlendes Grundwasser und ungünstiger Untergrund.

Aber auch andere historische Gärten kämpften mit ähnlichen Problemen, so etwa Schloss Weikersheim, das Karlsruher Schloss oder auch das Schloss Sanssouci in Potsdam, sagte Gartendenkmalpfleger Hartmut Troll. "Nirgends aber ist der Klimawandel so massiv wie im Landschaftsgarten Schwetzingen zu spüren", fügt der Landschaftsarchitekt hinzu, der bei den Staatlichen Schlössern und Gärten für die historischen Gärten in der Obhut des Landes zuständig ist.

Der Notstand gilt den alten Bäumen im Landschaftsgarten, den Kurfürst Carl Theodors Hofgärtner Friedrich Ludwig von Sckell in englischem Stil anlegte. "Die Schäden sind dieses Jahr explodiert als Folge der vielen trockenen Sommer und der Rekordtrockenheit 2018", erläuterte Troll. Besonders der Buche mache das zu schaffen. Von den 400 Buchen im Garten gehören 300 zum Altbaumbestand.

Davon ist bereits jede zweite so stark geschädigt, dass sie nicht mehr oder nicht mehr vollständig austreibt. Die Baumkronen sind schütter. Damit gehe der ursprüngliche und typische Baumbestand in den landschaftlichen Partien des kurfürstlichen Gartens verloren, sagte Troll.

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Weiterer Grund für den Notstand ist der sandige Untergrund, der die Niederschläge - anders als etwa Lehm - nicht halten kann. "Es gibt keinen Puffer und das Grundwasser ist sehr weit weg von den Bäumen", sagte Troll. Das sei auch der Rheinbegradigung durch den Ingenieur Johann Gottfried Tulla im 19. Jahrhundert geschuldet. Dadurch ist der Grundwasserspiegel abgesunken, etwa sechs Meter tiefer im Vergleich zu jener Zeit, als der Schlossgarten entstand.

Die geringe Wasserzufuhr macht die Bäume auch weniger resistent gegen Pilzbefall. Vom Pilz heimgesuchte Altbäume können unter normalen Wetterumständen noch lange leben. Unter extremem Trockenstress fehlt ihnen die Kraft, den Pilz zu besiegen. Die Bäume sterben innerhalb weniger Wochen ab.

Troll schätzte den Bedarf für die Rettung des Gartenkunstwerks auf eine Million Euro. Ob das Geld im Landeshaushalt bereit gestellt werde, sei noch unklar. Mit den Mitteln sollen in den kommenden zehn Jahren der Altbaumbestand gerettet und geschädigte Bäume ersetzt werden. Für manche Arten gibt es guten Ersatz, etwa die Traubeneiche für die Stieleiche. Von anderen Baumarten müssen sich die Experten ganz verabschieden - wie vom wasserliebenden Bergahorn. An ihre Grenzen kommen die Gartenbauer auch bei den Buchen mit ihren glänzenden Blättern und dem glattem Stamm, wie Troll erläuterte. Ostpolnische Verwandte, die an Trockenheit gewöhnt seien, könnten die Lösung sein.

Ort des Geschehens

Die eigene Züchtung soll ebenfalls die Folgen des Klimawandels abmildern. Sämlinge der Altbestand-Bäume werden in den Schlossgärten in Schwetzingen, Rastatt-Favorite und Weikersheim in eigenen Baumschulen gezogen. Troll: "Es ist ein Langzeitversuch, um Jungbäume zu erhalten, die von Anfang an an das heute trockenere Klima gewöhnt sind."

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