Beim Kostüm kennen die Narren keine Scheu (plus Fotogalerie)
Edle Gruftis und grüne Wesen – Der Sturm konnte den Fastnachtern diesmal nichts anhaben

Von Volker Knab
Altlußheim. Nein, dieses Jahr haben sich Manuela Marschallski und Markus Fuhr aus Schifferstadt nicht umsonst kostümiert auf den Weg von der Pfalz ins Badische gemacht: Der Rosenmontagsumzug in Altlußheim findet statt und wird nicht – wie im vergangenen Jahr – wegen einer Sturmwarnung abgesagt. "Wir haben uns gedacht, dass wir dann eben diesmal das Fastnachtliche in Baden suchen", erklärt Fuhr und lacht.
Unter dem Motto: "24 Johr uff de Gass un mir hän immer noch unseren Spaß" zieht der bunte Lindwurm mit vielen Motivwägen durch die Gemeinde. Am Straßenrand steht dicht gedrängt das närrische Volk, das die Teilnehmer begeistert mit "Ahoi"-Rufen anfeuert. Blitzschnell sammeln die jüngeren Besucher die umherfliegenden Popcorn-Tüten, Lollis, Bonbons oder andere kleinere Leckereien ein.
Insgesamt 76 Gruppen nehmen an dem Umzug teil. "Es fehlen ein paar Zugnummern", bemerkt Moderator Peter Bayer an der Ehrentribüne an der Ecke Hockenheimer und Tullastraße. Die hätten wohl Probleme gehabt, von der Pfalz nach Altlußheim zu gelangen, mutmaßt er und spielt damit auf die gesperrte Salierbrücke an. Die gute Laune will sich Peter Bayer bei seiner 22. Moderation aber nicht trüben lassen. Bevor der Umzug mit dem Zugmarschall im offenen Gefährt an der Spitze herannaht, fordert der Moderator die Zuschauer vor der Ehrentribüne zum Schunkeln auf.
Und dann kommt das farbenfrohe Spektakel endlich angerollt. "Wir sind jedes Jahr hier, wenn’s denn stattfindet", berichtet Wolfgang Hilbert aus Altlußheim, der den Umzug mit der Familie verfolgt. Apropos: An eine Absage des Umzugs habe man trotz des windigen Wetters am Sonntag nie gedacht, erklären die Veranstalter.
Auch interessant
Einige Besucher stammen aus der näheren Umgebung, zum Beispiel die Familie Treiber. "Wir sind aus Sandhausen ausgebrochen", erzählt die in Sträflingskluft gekleidete Mutter Melanie. "So ein Familienkostüm wollten wir schon immer haben", sagt sie und zeigt auf ihren Mann Markus sowie die Kinder Maximilian (11), Maren (8) und Melanie (2), die ebenfalls gestreifte Kleidung tragen.
Auch unter den Umzugsteilnehmern haben sich einige sehr viel Mühe für mit ihren Kostümen gegeben. Die FKK-Anhänger aus Philippsburg etwa ziehen als edle Gruftis mit Totenköpfen, Zylinder und Korsett durch Altlußheims Straßen – wobei FKK für Freie Karnevals Kultur steht. Auffallend sind auch die witzigen, schrillen Kostüme der AGAA ("Alte Gausianer auf Abwegen") aus Hockenheim. Sie sind als grüne Wesen unterwegs, mit denen sie gemeinsam auf dem Fastnachtsstern feiern wollen. Die Altlossema Bagasch läuft als Meeresbewohner durch ihren Heimatort.
Die Gruppen kommen fast alle aus der Nachbarschaft: Oberhausen/Rheinhausen, Philippsburg, Hockenheim, Speyer, Oftersheim, Reilingen, Plankstadt, Brühl, Schwetzingen, Heidelberg, Waghäusel, Walldorf und Ketsch. Unter den Zuschauern sind auch viele Jugendliche. Kein Wunder. Schließlich sei der Umzug eine gute Gelegenheit, um Freunde zu treffen, erklärt die 17-jährige Isabell, bevor sie sich mit ihren Begleitern wieder ins närrische Getümmel stürzt.