"Rod & Gun Club" Oftersheim

Die Amerikaner schossen hier aus allen Rohren

Erdreich des ehemaligen Rod & Gun Clubs im Hardtwald wird analysiert - Ist der Boden bleiverseucht?

01.08.2019 UPDATE: 02.08.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 25 Sekunden

Mitarbeiter einer Darmstädter Firma sind im Oftersheimer Wald mit der Suche nach Altlasten beschäftigt. Fotos: Lenhardt

Von Rolf Kienle

Oftersheim. Auf der Hundert-Meter-Schießbahn schießen heute nur noch die Kiefern aus dem Boden - so üppig, als wären sie vor Jahren angepflanzt worden. Sie sind reiner Wildwuchs, der im Hardtwald optimale Bedingungen findet. 2013 überließen die amerikanischen Streitkräfte den Rod & Gun Club der Natur und der Bundesimmobilienverwaltung. Respektable sieben Hektar Fläche hat sie damals übernommen.

Diese Fläche sollen nun renaturiert werden, "sobald wir wissen, mit welchen Altlasten wir es zu tun haben", sagen Sandra Karius von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, Abteilung Liegenschaften und Problemflächenmanagement, und Stefanie Kuppe vom Bundesforstbetrieb Rhein-Mosel. Der Titel Problemflächenmanagement dürfte deutlich machen, dass es nicht darum geht, Gebäude abzureißen und das Areal dem Hardtwald zu überlassen. Der Boden könnte bleiverseucht sein. Genaues allerdings weiß man noch nicht. Als die US-Streitkräfte nach Ende des Zweiten Weltkriegs Heidelberg ins Herz schlossen, dachten sie auch ans Vergnügen: Mitte der 50er-Jahre eröffneten sie einen Golfplatz am Rand des Hardtwaldes, auf einem ehemaligen Exerzierplatz und Panzerübungsgelände. Und zunächst am Boxberg, später an der Straße zum Golfplatz im Hardtwald richteten sie den Rod & Gun Club mit Büro, Bar, Aufenthaltsräumen, Ladengeschäft und mehreren Schießanlagen ein. Das war 1971.

Bergidylle im Inneren des Rod & Gun Clubs - die Gebäude sollen abgerissen werden.

Später kam noch ein Schießkino dazu. Das Ganze aufgewertet durch Grillhütten und Spielplätze. "An den Wochenenden war hier immer richtig was los", erinnern sich Schützen wie Johanna und Wolfgang Willam, die lange Jahre Gäste beim Rod & Gun Club waren. Das Gelände mitten im Hardtwald hatte für die Mitglieder der Streitkräfte und ihre Familien einen unschätzbaren Freizeitwert. Es war landschaftlich ein Kleinod. Unter der Woche wurde aus allen Rohren geschossen: Pistole, Gewehr, Großkaliber, Vorderlader, Wurfscheibe beziehungsweise Tontaube. Spaziergänger, Jogger, Radfahrer oder die Golfer von nebenan wurden zwangsläufig Ohrenzeugen der lebhaften Schießfreude. An Wochenenden waren auch deutsche Schützen gern gesehene Gäste.

Beim Tontaubenschießen geht es darum, die gut 100 Gramm schwere "Taube" im Flug zu treffen. Der Sport hatte eine gewisse Brisanz: Geschossen wurde anfangs mit Bleischrot. "Im verwendeten Material der Taube sind polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe enthalten", erklärt Sandra Karius von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben.

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Die zerschossenen Tauben-Teile sowie die nicht getroffenen Tauben landeten in der näheren Umgebung des Schießplatzes und wurden schließlich Teil des Waldbodens. Sie zersetzten sich mit der Zeit. Weil das Areal aber zum Trinkwassereinzugsgebiet gehört, waren die Behörden schon früh sensibilisiert, zumal polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, kurz PAK, als krebserregend gelten. Sie können das Grundwasser beeinträchtigen. Das gibt dem Thema Zündstoff. Und "kann teuer werden". Das heißt im Klartext: Die eventuelle Bodensanierung ist kostenintensiv.

Wie teuer, kann Sandra Karius noch nicht sagen. Das kommt ganz darauf an, was die Mitarbeiter der Darmstädter Firma finden, die mit der Suche nach Altlasten beauftragt sind. Haben sie schon etwas gefunden? Ja, sagt einer der Leute vor Ort, auch wenn die Menge nicht nach großflächiger Kontaminierung klingt. André Eller, der rund 20 Jahre hier schoss und einige Zeit Vorsitzender des Deutsch-Amerikanischen Freundschaftsclubs (DAF) war, kann sich nicht vorstellen, dass man viel Blei oder andere brisante Stoffe finden wird. "Die Kugelfänge auf den Schießbahnen wurden regelmäßig gesäubert, die Geschosse entsorgt", sagt der Oftersheimer. Die Patronenhülsen aus Messing seien von den Schützen gesammelt und wieder verwendet worden. "Sie waren bares Geld wert."

Im übrigen hätten die Behörden schon während des Schießbetriebs immer wieder Bodenproben entnommen - mit positiven Ergebnissen. Wenn die Bodenanalysen gemacht sind, werde man entscheiden, wie es weiter geht, sagt Sandra Karius von der Bundesimmobilienverwaltung. Sicher ist allerdings, dass die Gebäude und versiegelten Flächen, vor allem Asphaltflächen - insgesamt rund 10.000 Quadratmeter - entfernt werden. Danach soll der ehemalige Rod & Gun Club großteils der Natur überlassen werden, damit eine so genannte Wald-Offenland-Fläche entsteht, die sich der Landschaft anpasst.

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