Rhein-Neckar

Neue Strecken, bessere Qualität – Kreis will Bürger aufs Rad locken

DIe Fortführung des Mobilitätskonzepts Radverkehr wurde vom Kreistag einstimmig beschlossen.

22.07.2021 UPDATE: 23.07.2021 06:00 Uhr 3 Minuten, 4 Sekunden
Radfahrer sind entlang der Bergstraße unterwegs. Symbolbild: Kreutzer

Von Stefan Hagen

Rhein-Neckar. "Jede Fahrt mit dem Rad ist eine Autofahrt weniger." Grünen-Kreisrat Gerhard Gebhard brachte im Rahmen der Kreistagssitzung in Bammental auf den Punkt, welches Ziel der Rhein-Neckar-Kreis mit seinem Mobilitätskonzept Radverkehr anstrebt. Nämlich eine Alternative zum Autoverkehr anzubieten, die von einem großen Teil der Bevölkerung gerne und vor allem oft genutzt wird.

Dazu wurde bereits 2015 die konzeptionelle Grundlage zur Förderung der Radverkehrsinfrastruktur auf den Weg gebracht. Jetzt beschlossen die Kreisräte die Fortschreibung des Mobilitätskonzepts Radverkehr – die Radverkehrsverbindungen sollen demnach künftig eine bessere Qualität aufweisen und durch Radschnellwege ergänzt werden. Zudem soll durch den Ausbau der Radwege das Fahrradfahren verstärkt in den Alltag integriert werden.

Neben den Kommunen und politischen Entscheidungsträgern wurde auch die Bevölkerung in den Prozess einbezogen. Ergebnis ist bisher, laut Landratsamt, ein 720 Kilometer langes Routen-Netz, das um 60 Kilometer Streckennetz erweitert wurde. Darüber hinaus seien nun final 154 Maßnahmen rund um den Radverkehr hinterlegt, darunter zahlreiche Problemstellen, die sukzessive "abgearbeitet" werden sollen.

Mit dem Mobilitätskonzept Radverkehr besteht für die hinterlegten Maßnahmen die Grundlage zur Aufnahme in verschiedene Förderprogramme wie etwa "Stadt und Land" mit einer kombinierten Förderquote von bis zu 90 Prozent. Von einer solchen Förderung profitiert der Kreis aktuell bei der Realisierung der Verbindung Sinsheim-Steinsfurt nach Sinsheim-Adersbach. Für Planung, Grunderwerb und Bau des kreisstraßenbegleitenden Geh- und Radwegs an der K 4283 zwischen den beiden Ortsteilen wird mit Kosten in Höhe von rund 2,4 Millionen Euro kalkuliert. Bei einer Förderquote von 90 Prozent durch das erwähnte Sonderprogramm "Stadt und Land" muss der Rhein-Neckar-Kreis lediglich 240.700 Euro aus der eigenen Tasche bezahlen.

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Quer durch alle Fraktionen wurde Zufriedenheit und Zustimmung zur Fortschreibung des Mobilitätskonzepts Radverkehr geäußert. Für die CDU-Fraktion wies Maik Brandt darauf hin, dass aber nicht vergessen werden dürfe, dass alte und natürlich auch die neuen Radwege instant gehalten und gereinigt werden müssten. In diesem Zusammenhang begrüßte der Christdemokrat, dass im Zuge des Mobilitätskonzeptes zwei neue Stellen geschaffen wurden.

Ins gleiche Horn blies Gerhard Gebhard: "Das Radnetz muss nutzbar sein und gepflegt werden", betonte der Grüne. Damit das Radnetz als durchgängig von den Benutzern wahrgenommen werde, müssten auch andere Aspekte wie Führung entlang der Straße, Ampelschaltungen, Abstellanlagen und Querungen den Erwartungen der Radfahrer entsprechen.

Wie es geht, hatte John Ehret (Freie Wähler) gleich mal vorgemacht: Der Bürgermeister von Mauer hatte mit seinem Drahtesel die Elsenzhalle in Bammental angesteuert, was ihm den raunenden Respekt seiner Kollegen aus den anderen Fraktionen einbrachte. Ehret betonte, dass er besonders vom Radschnellweg von Heidelberg nach Wiesloch begeistert sei.

"Wir müssen den CO2-Ausstoß des Individualverkehrs reduzieren", machte Andrea Schröder-Ritzrau deutlich. Und das schaffe man nur mit einer gelungenen Kombination aus öffentlichem Personennahverkehr und Radverkehr, sagte die Sozialdemokratin.

Die Fortführung des Mobilitätskonzepts Radverkehr wurde schließlich einstimmig beschlossen. Darin wurden unter anderem folgende Verbindungen mit Begründung der Maßnahme aufgenommen:

> Radweg auf der Brühler Kollerinsel: Durch den Fährbetrieb der Kollerfähre kommt es zu stoßweise starken Verkehrsaufkommen auf dem linksrheinischen Abschnitt der L 630. In Verbindung mit dem mangelhaften Straßenzustand und der geringen Straßenbreite in diesem Abschnitt, besteht für Fahrradfahrer ein erhöhtes Gefährdungspotenzial. Die Herstellung einer begleitenden Radverkehrsanlage würde eine sichere und durchgängige Radverkehrsführung auf dieser länderverbindenden und stark frequentierten Relation ermöglichen.

> Ausbau eines Radweges zwischen Eschelbronn und Meckesheim: Die alternative Routenführung und der Ausbau eines Radweges südlich des Schwarzbaches zwischen Eschelbronn und Meckesheim stellt laut Konzept eine erhebliche Verbesserung für den Radverkehr und zur bisherigen Verlaufsführung im Mischverkehr auf der Meckesheimer Straße beziehungsweise Eschelbronner Straße dar.

> Zusätzliche Radwegführung zwischen St. Ilgen/Sandhausen und Wiesloch: Durch die Aufnahme dieser Verbindung in das Mobilitätskonzept Radverkehr wird ein sinnvoller Lückenschluss und die direkte Anbindung des Wieslocher Schulzentrums an Sandhausen und Leimen/St. Ilgen ermöglicht. Der Weg ist im Bestand überwiegend vorhanden, der Ausbau beziehungsweise die Ertüchtigung eines Feldweges von circa 600 Meter Länge erfolgt in Baulast der Kommunen, heißt es im Mobilitätskonzept Radverkehr.

> Lückenschluss zwischen Leimen-Lingental und Gauangelloch: Die Aufnahme der Verbindung stellt einen sinnvollen Lückenschluss zur besseren Anbindung des Elsenztals an die Rheinebene und Heidelberg in Verbindung mit einem straßenbegleitenden Radwegebau an der L600 dar. Der Lückenschluss zwischen Lingental und Gauangelloch erfolgt auf landwirtschaftlichen Wegen, die bereits vorhanden sind.

> Verbindung von Rittenweier nach Oberflockenbach durch Bau eines straßenbegleitenden Radwegs an der K 4124: Mit der Strecke Oberflockenbach-Rittenweier-Hirschberg besteht aus dem Odenwald eine direkte Verbindung in die Rheinebene und damit ein Anschluss an die OEG-Bahn. Das Teilstück Rittenweier nach Oberflockenbach schließt sich an die Radwegeverbindung zwischen Großsachsen und Rittenweier entlang der L596 an, die bereits dem Land in der Bedarfsabfrage des Verkehrsministeriums gemeldet wurde. Aufgrund der hohen Verkehrsbelastung mit einer durchschnittlichen Verkehrsstärke von mehr als 2500 Fahrzeugen am Tag wird die Herstellung eines landstraßenbegleitenden Radwegs als sinnvoll erachtet.

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