Als in der Nacht der Damm brach
Erinnerungen an die Wasser-Katastrophe - Pegel stieg um fast fünf Meter - Folgen waren verheerend

Ein Bild der Zerstörung: Oppau nach der Katastrophe. Foto: Stadtarchiv Ludwigshafen
Von Rolf Sperber
Ludwigshafen. Der "Vater Rhein" hat in der Kurpfalz auch eine brutale Seite. Alte Fotografien von Anfang Januar 1883 geben Zeugnis von einem Hochwasser-Ereignis, wie es nie wieder in Ludwigshafen und Frankenthal registriert werden musste: In der Nacht vom 29. auf den 30. Dezember 1882 brach bei Oppau der Rheindamm - mit verheerenden Folgen für die Oppauer, aber auch für die Gemeinden Edigheim, Friesenheim, Mörsch und Roxheim.
Die Wasser-Katastrophe kam völlig unerwartet. Noch am 22. Dezember war das zunächst noch zu bändigende Hochwasser auf 4,92 Meter am Ludwigshafener Pegel gefallen. Doch um Weihnachten brachte ein "mit plötzlicher Wucht" über die Alpen hereinbrechender Föhn die Schneemassen in kürzester Zeit zum Schmelzen - der Rheinpegel bei Ludwigshafen stieg innerhalb von fünf Tagen um 4,50 Meter am 28. Dezember 1882 auf 9,32 Meter an. Tag und Nacht war eine "Wasserwacht" unterwegs, um den Rheindamm zu beobachten. Dieser war seit Tagen durchweicht. Die Katastrophe trat um Mitternacht auf den 30. Dezember 1882 ein: Etwa 300 Meter unterhalb der Oppauer Rheinfähre brach der Damm - die mächtigen Fluten stürzten in das Hinterland.
Die im Hafen liegenden Schiffer wurden aufgefordert, mit Nachen den bedrohten Oppauern und Friesenheimern zu helfen. Am Vormittag trafen aus Speyer 30 Pioniere mit zwölf Nachen ein, um Hilfe zu bringen. Für drei Friesenheimer kam das zu spät: Sie ertranken in den Fluten.
Die bayerische Regierung im fernen München reagierte. König Ludwig II. entsandte Staatsminister Maximilian Alexander von Feilitsch in die Pfalz, um die Soforthilfe zu organisieren. Ein Zentralkomitee unter Leitung von Regierungspräsident Paul von Braun organisierte Naturalien und Kleidungsstücke als Nothilfe - dann floss auch Bargeld, um den Wiederaufbau der zum Teil völlig zerstörten Gemeinden zu unterstützen und um den Haupt-Rheindamm wieder herzustellen.
Als nach einigen Wochen notdürftig alles aufgeräumt war, zogen die Behörden Bilanz. Allein in Friesenheim waren 105 Wohnungen vom Wasser völlig zerstört worden, 199 weitere wegen der Wassermassen nicht mehr nutzbar. Auch mehr als 200 Nebengebäude waren Opfer der Fluten geworden. Den Schaden allein in Friesenheim bezifferten die Behörden damals auf 328.470 Mark - ohne Mobiliar. Das wären heute mehr als sieben Millionen Euro.
Damit eine solche Katastrophe nie wieder passiert, haben sich im Jahr 2010 die Städte Ludwigshafen und Frankenthal, der Rhein-Pfalz-Kreis, die Gemeinde Bobenheim-Roxheim, der Gewässer-Zweckverband Isenach-Eckbach und die BASF zur Hochwasser-Patenschaft "Nördliche Vorderpfalz" zusammengeschlossen.



