Burgruine soll zur Stadtkrone werden
Im Ortsteil Gammelsbach tüfteln Studierende an Ideen für Burg Freienstein

Mit Kamera, Block, Stift und Messgeräten sowie den eigenen Sinnen erheben Studierende Informationen auf der Burgruine Freienstein in Oberzent. Foto: KV Odenwaldkreis
Von Felix Hüll
Oberzent. So irgendwie fühlt man sich an das Märchen von Dornröschen erinnert: 19 angehende Landschaftsplaner und Architekten zweier hessischer Hochschulen wollen die Burgruine Freienstein über Gammelsbach aus jahrhundertelangem Tiefschlaf wecken.
Dafür tüfteln sie an Entwicklungskonzepten. Am Freitag und am Samstag findet vor Ort im Dorfgemeinschaftshaus des Ortsteils von Oberzent, ein Workshop statt. Für Samstag ist sogar interessiertes Publikum eingeladen.
Rings um die Burgruine Freienstein muss man zwar keine dichten Dornenhecken beseitigen, aber je nach geplanter Veränderung werden Maßnahmen erforderlich - so viel ist klar. Unklar ist, welche Ideen die Studierenden an der Technischen Universität Darmstadt und der Hochschule Geisenheim entwickelt haben, um die Frage zu beantworten, wie man das historische Überbleibsel so entwickeln könnte, dass es zu einer "Stadtkrone Oberzent" wird.
Die neu gebildete 10.000- Einwohner-Stadt hat die drittgrößte Gemeindefläche ganz Hessens. Die einstige Burg Freienstein diente dem Grafenhaus Erbach über Jahrhunderte als Sitz des Amtes Freienstein - historischer Ursprung des Gebiets Oberzent. Die Bürger hatten ihre neue Stadt denn auch danach benannt.
Auch interessant
Der größte Ortsteil darin, Beerfelden, gilt als eine der ältesten Odenwald-Siedlungen. Wann die Burg über dem gerade mal fünf Kilometer südlich von Beerfelden gelegenen Gammelsbach entstanden ist, weiß man nicht sicher. Bekannt ist, dass viel daran gebaut und die Burg unterschiedlich verwendet wurde. Nach 1700 verfiel sie zunehmend.
Dem hessischen Landesdenkmalamt zufolge hat der heutige Eigentümer, das Grafenhaus Erbach-Fürstenau, umfangreiche Erhaltungsmaßnahmen mit vielen öffentlichen Geldern ergriffen. Andreas Tilly, der aktuelle Pächter, Erbbauberechtigter der Ruine auf gräflichen Grund und Boden, bewahre das Gemäuer vor Verwilderung und weiterem Verfall.
Nicht zuletzt der Zusammenschluss der Odenwaldgemeinden Beerfelden, Rothenberg, Sensbachtal und Hesseneck jetzt zur Stadt Oberzent diente dem Landesdenkmalamt zum Anlass, gemeinsam mit dem Odenwaldkreis Wege zu suchen, wie die Burgruine einerseits als wertvolles Kulturdenkmal gesichert und erhalten werden kann. Andererseits gilt es darüber nachzudenken, ob und wie Freienstein zu einem identitätsstiftenden Wahrzeichen der Region werden könnte.
Im September 2017 fand dazu in Beerfelden ein Symposium statt. Neben Fachleuten nahmen daran Architekturstudenten der Technischen Universität Darmstadt um Studienkoordinator Meinrad von Engelberg sowie Studierende des Fachgebiets Freiraumplanung aus der staatlichen Hochschule Geisenheim um Professorin Constanze Petrow teil.
Die jungen Leute sollen Ideen entwickeln, was in dieser Ausgangslage denn alles vorstellbar sein könnte. Dem Symposium folgte ein Vor-Ort-Termin mit den Eigentümern und jetzt der Workshop an diesem Wochenende.
Hierbei wollen die Studierenden ihre Überlegungen zu fünf möglichen Konzepten ausbauen. Sie wollen mit Leuten vor Ort sprechen, bisherige Messungen und Aufnahmen ergänzen und miteinander diskutieren. Am Samstag ist von 10 bis 12 Uhr ein Austausch mit Interessierten geplant. Ihre Ergebnisse werden die Studenten aber erst am Freitag, 20. Juli, in Beerfeldens Alter Turnhalle öffentlich präsentieren.



