Burgruine Freienstein

Einem Wahrzeichen wieder Leben einhauchen

Für die Gammelsbacher Burgruine haben Studierende aus Darmstadt und Geisenheim Entwicklungsideen erarbeitet

14.05.2018 UPDATE: 15.05.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 51 Sekunden

Als markante Landschaftsmarke und als mögliches Identifikationszeichen für Oberzent thront - bislang noch ungenutzt - die Burgruine Freienstein über deren Stadtteil Gammelsbach. Foto: Stefan Toepfer/Odenwaldkreis

Oberzent. (RNZ) Der Plan, der Burgruine Freienstein in Gammelsbach eine neue Perspektive zu geben, hat einen kräftigen Schub bekommen. Angehende Landschaftsplaner der Hochschule Geisenheim University und Architekturstudenten der Technischen Universität (TU) Darmstadt haben die Burgruine in Augenschein genommen. Ausgehend von ihren Eindrücken wollen sie nun in einer Projektarbeit Ideen entwickeln.

Insgesamt beteiligen sich 21 Studierende an dem Projekt: zwölf aus Geisenheim und neun aus Darmstadt. Ihre Arbeitsergebnisse wollen sie am 20. Juli der Öffentlichkeit vorstellen. Auf diese besondere Zusammenarbeit mit Studenten hatten sich die Stadt Oberzent, zu der Gammelsbach gehört, Vertreter des Odenwaldkreises und das hessische Landesamt für Denkmalpflege mit den Hochschulen verständigt.

Der Erbbauberechtigte der Burgruine, Andreas Tilly (Bildmitte, links) und Grundstückseigentümer Louis Graf zu Erbach-Fürstenau (rechts neben ihm), sprechen mit Studierenden, die ein Entwicklungskonzept für die Ruine erarbeiten wollen. Foto: Stefan Toepfer/Odenwaldkreis

Die Studierenden sehen ihrer Aufgabe mit Spannung entgegen: "Etwas in dieser Form in einem historischen Kontext planen zu können, gibt es nicht noch einmal", sagt Johanna Moraweg. Sie absolviert den Masterstudiengang Landschaftsarchitektur an der Hochschule Geisenheim University. Ähnlich sieht es auch Valentin Braun von der TU Darmstadt. dort bereitet er seinen Abschluss als Master in Architektur und Stadtplanung vor.

Als reizvoll empfindet es Valentin Braun, einmal nicht etwas für einen städtischen Raum zu planen, sondern sich mit einem "spannenden Projekt tief im Odenwald zu befassen".

Bis zum Präsentationstermin am 20. Juli werden sie noch einmal zu einem zweitägigen Workshop nach Gammelsbach kommen. Moraweg und Braun freuen sich auf die produktive Phase, die nun vor ihnen liegt, wohl wissend, dass es sich bei der Burgruine um einen "sensiblen Ort" handelt, wie es Moraweg ausdrückt.

Die Eigentümer der Anlage, die Vertreter von Stadt und Kreis sowie das Landesamt für Denkmalpflege, versprechen sich von den Entwürfen der Studenten wichtige Impulse für die Weiterentwicklung des Areals. "Ich setze große Hoffnungen auf die Ideen und freue mich über das große Interesse der Studenten", sagt Andreas Tilly. Er ist als Erbbauberechtigter im Besitz der Burgruine und führte jetzt auch die Besuchergruppe durch das Anwesen. Grundstückseigentümer ist nach wie vor das Grafenhaus Erbach-Fürstenau. Es hat Tilly das Areal in Erbpacht überlassen. Louis Graf zu Erbach-Fürstenau liegt ebenfalls daran, dass die Burgruine zugänglich ist - etwa für Schulausflüge oder Hochzeiten. "Sie sollte multifunktional genutzt werden können", gibt er den Studierenden mit und führt ihnen die historische Bedeutung des Objekts vor Augen: "Die Burg Freienstein war der Kern des südlichen Odenwalds. Es gibt in Oberzent nur wenige Denkmäler dieses Ranges." Auch die Verantwortlichen der Stadt wollen, dass sich etwas ändert. "Ich wünsche mir, dass Freienstein wieder zu einem Anlaufpunkt wird. Das käme auch den Hotels und Pensionen bei uns zugute", sagt Egon Scheuermann, kommissarisch noch weiter der Bürgermeister von Oberzent. Fragen gibt es genug: wie kommt man zur Burg? Was ist alles an der Zufahrt noch zu tun? Welche Form der Gastronomie will man auf der Burgruine überhaupt haben? Wie müsste dafür touristisch geworben werden, damit auch Besucher von außerhalb zu ihr finden?

Eine "Perspektivgruppe Freienstein" soll die Konzeptentwicklung vorantreiben. Die Gruppe wurde im Dezember 2017 gegründet. In ihr sind die Eigentümer und alle relevanten Akteure von Stadt, Kreis und Landesdenkmalamt vertreten. Der Kreisbeigeordnete und Vorsitzende des Kreis-Denkmalbeirats, Dr. Michael Reuter, leitet sie. Auslöser für die Gründung des Gremiums war ein großes Symposion zur Zukunft der Burgruine, das im September 2017 stattfand.

Angesichts der Neugründung der Stadt Oberzent sowie des großen Interesses des Landesdenkmalamts und der beiden Hochschulen an der Burgruine sieht Reuter eine "historische Chance", dem Areal eine Zukunft zu geben. "Außerdem haben wir die Möglichkeit, Denkmal- und Naturschutz auf eine ganz neue Weise miteinander zu verknüpfen und können damit auch überregional ein Vorbild sein." Mitglieder der Perspektivgruppe standen den Studierenden bei deren Besuch Rede und Antwort und gaben ihnen Rahmendaten für ihre Projektarbeit mit. Konkrete Vorgaben gab es absichtlich nicht, um die Kreativität nicht einzuschränken.

Nach Ansicht von Dr. Meinrad von Engelberg, Studienkoordinator an der TU Darmstadt, kann die Burgruine Freienstein ein "positives Identifikationsobjekt" für die neue Stadt Oberzent werden, deren "symbolisches Zentrum". Engelberg leitet das Projekt gemeinsam mit Prof. Dr. Constanze Petrow vom Fachgebiet Freiraumplanung der Hochschule Geisenheim University.

Als Nächstes befassen sich die Studenten mit Plänen und anderen Dokumenten über die Burgruine, deren Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Daraus wollen die angehenden Architekten und Landschaftsplaner erste Ideen formulieren. Diese werden sowohl in Besprechungen in den beiden Hochschulen weiterentwickelt als auch in einem Workshop in Gammelsbach, der am 22.und 23. Juni stattfindet.

Den Bürgerinnen und Bürgern liegt viel an "ihrer" Burg. Einer von ihnen, Frank Leutz, ist deswegen auch Mitglied der Perspektivgruppe geworden und gibt den Studierenden mit auf den Weg: "Dem Wahrzeichen soll wieder Leben eingehaucht werden."

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