Mannheim. (dpa-lsw/oka) Mit einem Festakt hat Mannheim einen ehemaligen Weltkriegsbunker als Stadtarchiv in Betrieb genommen. "Hier entsteht ein ganz besonderer Ort der Geschichte und Erinnerungskultur", sagte Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) am Samstag. Im neuen "Gedächtnis" der nordbadischen Kommune ruhen Tausende historische Ratsprotokolle, Urkunden und Stadtpläne. Die rund 1,40 Meter dicken Wände des denkmalgeschützten Hochbunkers ermöglichen Experten zufolge ideale klimatische Bedingungen zur Lagerung.
"Es ist ein voller Erfolg, ich bin ganz überwältigt", lautete die Bilanz von Andreas Schenk, dem Pressesprecher des Mannheimer Marchivums, zur Eröffnung. Schätzungsweise 13.000 Besucher seien am Tag der offenen Tür am Sonntag in den Ochsenpferchbunker in der Mannheimer Neckarstadt geströmt, um sich das neue Domizil des Stadtarchivs anzuschauen.
Die Bürger hatten die Möglichkeit, das neue Magazin zu begutachten und den Mitarbeitern Fragen zu stellen. "Besonders beeindruckt waren die Besucher allerdings von den beiden neuen lichtdurchfluteten Stockwerken", so Schenk. Doch auch die Filmpräsentationen sowie die Ausstellung zu der Geschichte des Bunkers und der Bauarbeiten sei auf reges Interesse gestoßen.
Rund 18,5 Millionen Euro hat das "Marchivum" gekostet - rund ein Drittel davon kommt vom Bund. In dem wuchtigen Betonkoloss am Neckar stehen künftig auch Räume zur Forschung und Weiterbildung zur Verfügung und ab dem nächsten Jahr ein NS-Dokumentationszentrum.
Sicher gehöre auch Mut dazu, ein solches Gebäude neu zu nutzen, sagte Kurz. "Es erinnert an die dunkelste Zeit unserer Geschichte, aber wir wollen das hier ja zum Thema machen." Der SPD-Politiker sprach von einem "in dieser Dimension einzigartigen und vorbildhaften Projekt".
Der Umbau dauerte rund zwei Jahre. Direktor Ulrich Nieß sprach von "intensiven Jahren bis zur Belastungsgrenze". Nun sei aber ein Traum wahr geworden. "Sie sehen einen glücklichen und stolzen Direktor", meinte er. Das Archiv berge viele wichtige Zeugnisse aus der Stadtgeschichte. "Da sind zum Beispiel erschütternde Dokumente jüdischer Bürger, die nicht ahnten, was ihnen droht", sagte Nieß.