Neubaustrecke Frankfurt-Mannheim

Südhessische Kommunen wünschen sich einen durchgängigen Tunnel

Doch daraus wird wohl nichts - Die Bahn kommt - und die Bergstraße murrt

23.06.2021 UPDATE: 24.06.2021 08:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden
Mit bis zu 300 km/h werden die ICE ober- und unterirdisch über die Neubaustrecke rollen. Wann die Trasse in Betrieb geht, steht noch nicht fest. Die Bahn geht vage von „nach 2030“ aus. Foto: Stratenschulte

Von Alexander Albrecht

Rhein-Neckar. Es bleibt dabei: Der Verlauf der Neubaustrecke zwischen Frankfurt und Mannheim steht. Daran hat Projektleiter Jörg Ritzer von der DB Netz AG bei einer digitalen Bürgerinformationsveranstaltung keinen Zweifel gelassen – und damit an der hessischen Bergstraße für Verdruss gesorgt.

Warum braucht es die Trasse überhaupt? Die beiden bestehenden Strecken – das sind die Riedbahn und die Main-Neckar-Bahn – sind vollständig überlastet. Deshalb wird eine neue, zweigleisige Trasse mit 60 Kilometern Länge benötigt, über die tagsüber die ICE mit einem Tempo von bis zu 300 km/h und nachts die Güterzüge rollen sollen.

Wie verläuft die Strecke? Vom Frankfurter Hauptbahnhof aus folgt sie zunächst der A 5 und später der A 67. Ab Lorsch wird die Strecke teilweise unterirdisch – in Tunneln mit offener Bauweise und abschnittsweise auch in abgesenkten Trögen – zurückgelegt. Kurz nach Lorsch geht es teils oberirdisch und teils unterirdisch durch den Lampertheimer Wald. Kurz vor dem Bahnhof Mannheim-Waldhof soll die Trasse wieder emporsteigen.

Warum gibt es Ärger? Die Vertreter der hessischen Bergstraße hatten auf einen langen bergmännischen Tunnel von Bensheim-Langwaden bis hinter Lorsch gehofft. Oder auf eine andere Trassenführung, "damit das letzte Stück Wald zwischen Lorsch und Lampertheim nicht zerschnitten wird", schrieb ein Teilnehmer in den Chat.

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Ritzert sagte, dass eine im sogenannten Bergsträßer Konsens geforderte Strecke parallel zur A 67 bis nach Viernheim und dann entlang der A 6 nicht genehmigungsfähig sei. Ein durchgehender bergmännischer Tunnel ist aus Sicht des Projektleiters "aus schallschutztechnischen Gründen" nicht notwendig und wirtschaftlich kaum zu vertreten. Hinzu komme die ohnehin anstehende Verbreiterung der A 67, für die starke Eingriffe in die Natur notwendig seien. "Wenn wir hier einen Tunnel bauen, müssten wir über viele andere Tunnelstrecken nachdenken", sagte Ritzer und verwies darauf, "dass Steuergelder endlich sind". Ein anderer Teilnehmer fragte mit Blick auf die geplante Untertunnelung landwirtschaftlicher Fläche: "Zählen denn Felder mehr als Menschen?", Doch auch diese Kritik verfing bei der Online-Diskussion nicht.

Und der Lärm? Moderator Ralf Eggert sagte, er könne verstehen, wenn so mancher die Diskussion als unbefriedigend empfinde. Die Bahn müsse sich jedoch an die Vorgaben des Gesetzgebers halten. "Wenn sie anders vorginge, würde sie Fehler machen. Das ist natürlich für viele Anwohner nur schwer verständlich." So zum Beispiel der Umstand, dass die Bahn bei ihren Lärmberechnungen erst einmal nur den von den Zügen produzierten Krach berücksichtigt. Wie sich dieser zusammen mit dem Lärm der Autobahn addiert und dann in den angrenzenden Gemeinden zu höheren Belastungen führen könnte, interessierte zunächst einmal nicht. Der Gesamtlärm werde im Rahmen der Planfeststellung aber noch einmal untersucht, versprach Ritzert.

Inwieweit verkürzt die neue Trasse die Fahrzeit per Bahn zwischen Frankfurt und Mannheim? Derzeit brauchen die ICE-Züge knapp 40 Minuten, die Fahrzeit soll nach Fertigstellung der Strecke um etwa ein Viertel sinken. Die Bahn geht davon aus, dass die Fahrzeit zwischen den Hauptbahnhöfen Frankfurt und Mannheim um rund neun Minuten auf dann 29 Minuten sinken wird. Aber auch die Fahrzeiten für Reisende etwa zwischen Köln, Frankfurt und Stuttgart sollen kürzer werden.

Wann wird gebaut? Das Projekt ist noch in einem recht frühen Stadium, ein konkretes Datum für den Baubeginn steht noch nicht fest. Bis Herbst sollen die Forderungen aus den drei regionalen Projektbeiräten in einen Antrag einfließen, der dann dem Bundestag für die parlamentarische Befassung vorgelegt wird. Ab 2022 könnte das Planfeststellungsverfahren mit dem Ziel einer Baugenehmigung beginnen. Nach grober Schätzung dürfte mindestens fünf bis sechs Jahre gebaut werden. Mit der Fertigstellung und Inbetriebnahme der Neubaustrecke rechnet die Bahn "nach 2030".

Was kostet die neue Trasse? Eine konkrete Summe können die Verantwortlichen nicht nennen. Klar ist, das zeigen ähnliche Projekte, dass es um eine Milliardensumme vom Bund gehen dürfte.

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