Hier soll es während der Generalsanierung auf die Bühne gehen
Der Gemeinderat segnete das Konzept für Ersatzspielstätten mit kleinen Änderungen ab.

Von Olivia Kaiser
Mannheim. Knapp 32 Millionen Euro – so viel kosten die Einrichtung und Anmietung der Ersatzspielstätten während der Generalsanierung des Nationaltheaters, die 2022 beginnen soll. Diese Summe macht einigen Stadträten Bauschmerzen, trotzdem hat die große Mehrheit am Donnerstag in der jüngsten Gemeinderatssitzung für das Konzept gestimmt. Wie bereits im Hauptausschuss vereinbart, gibt es aber einen Kostendeckel, der bei 31,9 Millionen liegt, und der Rosengarten wird ausgeklammert. Ausweichstätten für Schauspiel, Tanz und Oper sind das ehemalige Kino auf dem Franklin-Areal, der Ludwigshafener Pfalzbau und das Schwetzinger Rokokotheater. Zudem soll eine Leichtbauhalle errichtet werden.
Oberbürgermeister Peter Kurz räumte ein, dass die veranschlagte Summe im Vergleich zu den anfangs geschätzten Kosten doppelt so hoch ist. Allerdings habe man sich bei der Entscheidung für eine Sanierung des Nationaltheaters auch dafür entschieden, den Spielbetrieb in mehreren Ausweichquartieren weiter laufen zu lassen. Dabei stellt sich ein Interimskonzept für die Oper am aufwendigsten dar, doch gerade die Opern-Produktionen sind es, die das Abonnement-Publikum sehen möchte.
Hintergrund
> Der Rosengarten wurde als Ersatzspielstätte aussortiert. Im Musensaal waren ein konzertantes Programm sowie Familienstücke vorgesehen. Die Miete für die Zeit der Generalsanierung hätte 1,2 Millionen Euro betragen. Bereits im Hauptausschuss hatte sich unter anderem die
> Der Rosengarten wurde als Ersatzspielstätte aussortiert. Im Musensaal waren ein konzertantes Programm sowie Familienstücke vorgesehen. Die Miete für die Zeit der Generalsanierung hätte 1,2 Millionen Euro betragen. Bereits im Hauptausschuss hatte sich unter anderem die SPD dafür ausgesprochen, diesen Betrag einzusparen und stattdessen die Aufführungen in die Kulturhäuser und -hallen der Stadtteile zu verlegen. So käme das Nationaltheater näher zu den Menschen und neues, vor allem jüngeres Publikum könne gewonnen werden. Der Vorschlag fand eine Mehrheit, und so wurde nun das Ersatzspielstättenkonzept ohne den Rosengarten verabschiedet. In der Gemeinderatssitzung informierte Kulturbürgermeister Michael Grötsch (CDU), dass diese Streichung bei Rosengarten zu Mindereinnahmen führt, da man dort mit der Belegung durch das Nationaltheater geplant habe. Neue Veranstaltungen zu generieren sei – zumindest für das erste Jahr – aus Zeitgründen nun kaum noch möglich. Zudem sei es fraglich, ob die Kulturstätten in den Stadtteilen für Produktionen dieser Art geeignet seien. Der Hinweis sei allerdings angekommen: "Das Nationaltheater wird das in der Sanierungszeit bestimmt machen, wenn es sich anbietet", so Grötsch. Im Raum steht auch, zumindest im ersten Jahr der Sanierung, die geplanten Zeiten im Rosengarten wahrzunehmen, sodass der Verlust sich für das Haus minimiert und erst danach auf den Musensaal zu verzichten. oka
Ein Rückschlag dabei waren ohne Zweifel die zähen Verhandlungen um die Spielzeiten im Pfalzbau. Man müsse akzeptieren, dass Ludwigshafen sein eigenes Theaterprogramm nicht gänzlich aufgeben wolle, betonte Kurz. "Aber das heißt eben, dass der Pfalzbau allein nicht reicht." Deshalb sei eine dritte Spielstätte neben dem Rokokotheater unumgänglich. Und da kommt die Leichtbauhalle ins Spiel. Sie kann gekauft oder gemietet werden, das Vorhaben soll an einen Totalunternehmer gegeben werden. Die veranschlagten Kosten von 17,3 Millionen Euro sind es, die den Stadträten am bittersten aufstoßen.
Geplant war zunächst, die Halle auf der Oktoberfestwiese beim Technoseum zu errichten. Doch Anfang der Woche stellte die Fraktion der Mannheimer Liste (ML) den Antrag, doch die Festhalle Baumhain im Luisenpark abzureißen und stattdessen die Leichtbauhalle aufzustellen. Nach der Sanierung könnte dann der Park die Leichtbauhalle nutzen. Die Fraktion beauftragte deshalb die Stadtverwaltung, diese Möglichkeit genau zu prüfen.
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"Charmante Idee", lautete das Resümee der anderen Fraktionen, allerdings nur auf den ersten Blick. Auch der Oberbürgermeister dämpfte die Erwartungen. Man habe bereits mit der Parkleitung gesprochen. Mit einer Halle dieser Art und Größe – es sollen dort immerhin 800 Personen Platz finden – könne der Park langfristig nichts anfangen. Durch den Bau des neuen Betriebshofs in unmittelbarer Nähe ergäben sich logistische Schwierigkeiten. Zudem sei die Festhalle für Veranstaltungen im kommenden Jahr fest gebucht, man könne sie nicht einfach abreißen. Doch genau das schwebt der ML vor. Das Gebäude ist aus ihrer Sicht ein Sanierungsfall, der sowieso bald weg müsste.
Das sorgte bei der Stadtverwaltung für Überraschung: "Die Festhalle wurde doch erst vor zwei Jahren für etwa eine Million Euro saniert", erklärte Umweltbürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne). "Wir haben nicht vor, sie einfach abzureißen." Oberbürgermeister Peter Kurz wies auf das Zeitproblem hin, das ein Abriss und der erst danach mögliche Aufbau der Leichtbauhalle schaffen würde. "Dann wären wir nicht in der Lage, ab der Spielzeit 2022/2023 ein entsprechendes Angebot für die Oper zu bieten." Die Vorgehensweise bringe die Generalsanierung "aus der Spur." Damit die Arbeiten wie geplant beginnen können, müssen die Ersatzspielstätten einsatzbereit sein. "Dies klappt nur, wenn der Gemeinderat so bald wie möglich grünes Licht gibt", beschwor Kurz die Stadträte.
Die wiederum bemängelten, dass ihnen die Planung nicht schon früher vorgelegt wurde, sodass Ideen aus dem Gremium ernsthaft berücksichtigt werden können. Am Ende stand ein Kompromiss: Die Stadträte stimmten über die Leichtbauhalle ab, sodass ein Totalunternehmer beauftragt werden kann. Wo die Halle dann aufgestellt wird, bleibt zunächst offen. Die Stadtverwaltung prüft den Vorschlag der ML tiefer gehend.



