"Wir sind kein verlängerter Arm der Polizei"
Jügendbüro_Leiterin Andrea Kroll und Joshua Baumgart wollen ganz gezielt auf die Jugendlichen zugehen

Oberbürgermeister René Pöltl (l.) sagte, die Jugendarbeiter Joshua Baumgart und Andrea Kroll seien für ihren Job prädestiniert. Foto: len
Von Stefan Kern
Schwetzingen. Der Schwetzinger Oberbürgermeister wählte das Bild eines Instrumentenkastens, der nun auf der Höhe der Zeit sei: Mit der mobilen Jugendarbeit habe die Stadt nun das letzte Werkzeug in die Hand genommen, um einen angemessenen Eindruck vom Leben der Jugendlichen in der Kommune zu bekommen. Andrea Kroll, die Leiterin des Jugendbüros, und ihr neuer Kollege Joshua Baumgart sagten, sie wollten mit den jungen Leuten "einfach ins Gespräch kommen". Geschaffen werde ein Angebot jenseits der Arbeit im Jugendhaus Hirschacker und im Jugendzentrum "Go in". Und es gehe auch darum, möglichem Konfliktpotenzial etwas entgegenzusetzen.
Kroll und Baumgart betonten, damit sei nicht "Kontrolle oder etwas Ähnliches" gemeint. "Wir sind kein verlängerter Arm der Polizei. Wir wollen Probleme benennen und Lösungen schaffen", sagte Kroll. Die mobile Jugendarbeit besteht aus zwei Aspekten. Zum einen geht das Duo zwei bis drei Mal pro Woche auf Tour und besucht die Jugendlichen an ihren Treffpunkten. Das sind öffentliche Plätze, Parks, Bushaltestellen, Sport- und Schulgelände oder auch Spielplätze.
Zum anderen bieten Kroll und Baumgart jeden Donnerstag zwischen 16.30 bis 17.30 Uhr an wechselnden Plätzen eine "Outdoor-Sprechstunde" an. "Dabei kann sich jeder an uns wenden", so Kroll. Jugendliche wie Erwachsene hätten legitime Bedürfnisse, sagte Pöltl, die Jugendarbeiter sollen hier Brücken bauen. Eine Aufgabe, für die Kroll und Baumgart geradezu prädestiniert seien, fügte der Oberbürgermeister hinzu. Beide verfügten über die nötige Sensibilität und schreckten auch nicht vor klaren Ansagen zurück.
Der Auftakt der mobilen Jugendarbeit im April verlief jedenfalls vielversprechend. Schon in diesem Monat führten die beiden auf zehn Touren mit 129 Jugendlichen Erstgespräche. Mehrfach mussten sie dabei erklären, dass sie keine Zivilpolizisten seien. Aber die beiden scheinen den Ton zu treffen, denn die Rückmeldungen der jungen Leute sind nach den ersten Gesprächen durchweg positiv. Sie freuten sich, feste Ansprechpartner zu haben.
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Bis Herbst, so der Plan, wollen Kroll und Baumgart ein noch klareres Bild von den Jugendlichen im öffentlichen Raum haben und vielleicht auch schon erste Verbesserungsvorschläge präsentieren. Dazu läuft nach den Pfingstferien an allen weiterführenden Schulen für Schüler ab der sechsten Klasse eine große Umfrage an. Rund 3000 Heranwachsende werden dabei umfassend befragt, was sie gut finden und was sich ändern soll.
Pöltl hat große Erwartungen an die Ergebnisse. "Wir bekommen einen recht umfassenden Datensatz in die Hand, anhand dessen die Politik gezielter auf die Jugendlichen eingehen können", sagte der Verwaltungschef. Diesem Ziel dient auch die neue App "Yovo", die in den kommenden ein bis zwei Wochen freigeschaltet wird. Noch ein Instrument, mit dem die Jugendlichen sich einfach und zeitgemäß äußern und einbringen können.
Info: Die nächsten Termine der Outdoor-Sprechstunde (immer 16.30 bis 17.30 Uhr): Am Donnerstag am Spielplatz der alla hopp!-Anlage, am 24. Mai auf dem Spielplatz am Marktplatz Hirschacker, am 30. Mai (ausnahmsweise freitags) auf dem Spielplatz im Sudentenring, am 7. Juni vor dem Lutherhaus, am 14. Juni am alla hopp!-Spielplatz, am 21. Juni auf dem Spielplatz am Marktplatz Hirschacker, am 28. Juni auf dem dem Spielplatz im Sudentenring und am 5. Juli vor dem Lutherhaus.



