Verdächtiger wird bald ausgeliefert
Ein Kind wird aus dem Erlebnisbad Rulantica gelockt und später missbraucht. Der Verdächtige wird nach seiner Verhaftung in Rumänien deutschen Ermittlern übergeben - binnen 10 Tagen.

Oradea. (dpa) Nach dem mutmaßlichen Missbrauch eines kleinen Mädchens aus dem Erlebnisbad Rulantica in Südbaden wird der in Rumänien verhaftete Tatverdächtige demnächst den deutschen Behörden übergeben. Die Auslieferung müsse binnen zehn Tagen umgesetzt werden, entschied das Appellationsgericht im nordwestrumänischen Oradea, wie eine Sprecherin des Gerichts der Deutschen Presse-Agentur am Montag sagte.
Diese Frist laufe bereits seit der Gerichtsentscheidung vom Samstag. Das genaue Datum der Umsetzung sei eine technische Frage, über die sich die deutschen und rumänischen Behörden einigen.
Der 31-jährige Rumäne sei im Dorf Tileagd im Nordwesten des Landes, aufgrund eines internationalen Haftbefehls gefasst worden und befinde sich nun nach einem Gerichtsbeschluss in Oradea für bis zu 30 Tage in Haft, teilte das Polizeipräsidium Bukarest mit.
Unklar ist weiterhin, ob der Mann schon vernommen wurde. Dem 31-Jährigen wird vorgeworfen, das sechs Jahre alte Kind am Samstag vergangener Woche aus dem Bad heraus in einen Wald gelockt und sexuell missbraucht zu haben. Das hilflose Mädchen war fünf Kilometer entfernt vom Schwimmbad gefunden worden.
Update: Montag, 18. August 2025, 13.42 Uhr
Polizei will noch nicht mit Foto nach Verdächtigem fahnden
Rust. (dpa) Nach dem mutmaßlichen Missbrauch eines Mädchens, das zuvor aus dem Erlebnisbad Rulantica des Europa-Parks Rust verschwand, will die Polizei vorerst nicht öffentlich mit einem Foto nach dem Verdächtigen fahnden. Dafür fehlten bisher die dazu notwendigen gesicherten Erkenntnisse, sagte ein Polizeisprecher. Man müsse beispielsweise die Ergebnisse der Auswertung von Spuren abwarten.
Das heiße in keiner Weise, dass man die Aussagen der Sechsjährigen in Zweifel ziehe. Bevor man eine Person aber wegen des Verdachts von Kindesmissbrauch mit einem Foto suche, müsse man sich seiner Sache sehr sicher sein. "Wenn ein solches Foto einmal in der Welt ist, lässt sich das nicht mehr zurücknehmen", sagte der Sprecher.
Der Verdächtige war mithilfe von Videoaufnahmen des Erlebnisbades und einem unbeteiligten Zeugen identifiziert worden. Er ist auf der Flucht und hat sich vermutlich ins Ausland abgesetzt. Nach dem Rumänen wird mit internationalem Haftbefehl gesucht.
Die Sechsjährige wurde von dem 31-Jährigen am vergangenen Samstagabend aus dem Bad gelockt und soll dann von ihm in einem Wald in der Nähe zu sexuellen Handlungen aufgefordert worden sein. Der Mann ist der Polizei wegen Diebstahls und Erschleichens von Leistungen bekannt, nicht aber wegen Sexualdelikten. DNA-Material des Verdächtigen hatte die Polizei daher bisher nicht in ihrer Datenbank.
Spuren am Kind und an der Kleidung des Mannes, die er am Tattag getragen haben soll und in seiner Wohnung zurückließ, würden nun untersucht.
Update: Freitag, 15. August 2025, 13.38 Uhr
Mädchen aus Freizeitbad Rulantica gelockt und missbraucht
Rust (dpa) - An einem belebten Abend ist ein sechsjähriges Mädchen nach Polizeiangaben aus dem populären Erlebnisbad Rulantica des Europa-Parks in Rust verschwunden, in einen Wald gelockt und sexuell missbraucht worden. Erst zwei Stunden später fand ein Zeuge das hilflose Kind fünf Kilometer entfernt vom Schwimmbad. Es hatte sich in der Dunkelheit in Badekleidung und mit Schlappen alleine durch den Wald gekämpft und war erst im Nachbarort Kappel-Grafenhausen entdeckt worden.
Zuvor soll der nun flüchtige Verdächtige das Kind zu sexuellen Handlungen aufgefordert haben, teilte die Polizei mit. Es gebe bislang keine Anhaltspunkte dafür, dass das Mädchen vergewaltigt worden sei. Nach dem 31-jährigen Rumänen wird international gesucht, er konnte durch Überwachungsvideos des Badbetreibers identifiziert werden.
Nach Einschätzung der Ermittler könnte er das Land bereits verlassen haben. "Aktuellen Erkenntnissen zufolge könnte sich der dringend Tatverdächtige in sein Herkunftsland nach Rumänien abgesetzt haben", teilte die Polizei mit. Man fahnde deswegen länderübergreifend sowohl offen als auch verdeckt.
Mädchen verliert Eltern aus den Augen
"Wir sind alle sehr betroffen", sagte ein Sprecher des Europa-Parks. Alle 700 Mitarbeiter im Erlebnisbad Rulantica seien sehr sensibilisiert, was das Thema angehe. Man versuche, dass die Mitarbeiter die Augen offen hätten. "Wir machen alles, was möglich ist", sagte der Sprecher.
Nach Angaben der Polizei hatte die Sechsjährige am Samstagabend ihre Eltern im Bad aus den Augen verloren. Der Mann habe dem Mädchen seine Hilfe angeboten und sich offenbar sein Vertrauen erschlichen, bevor er es gegen 20.20 Uhr in ein angrenzendes Wäldchen geführt habe. Nach der Tat habe er sein Opfer alleine zurückgelassen, teilte die Polizei mit. Währenddessen suchten die Eltern verzweifelt im Bad nach ihrem Kind.
Das Mädchen sei mit großer Wahrscheinlichkeit traumatisiert, sagte Wolfgang Kramer, Sprecher des Polizeipräsidiums Offenburg. "Man kann sich vorstellen, dass es nach einer so schrecklichen Tat um die Seele eines Kindes mit Sicherheit nicht gut bestellt ist." Äußerlich sei es nicht größer verletzt worden.
Haftbefehl gegen Tatverdächtigen
Gegen den gesuchten Mann wurde ein Haftbefehl wegen Verdachts des sexuellen Missbrauchs eines Kindes erlassen. Er soll in der Region wohnen. Am Dienstag wurde den Angaben nach seine Wohnung durchsucht. Dabei stellten die Beamten Kleidungsstücke sicher, die der Mann zum Tatzeitpunkt getragen haben dürfte. Er selbst und sein Reisepass seien nicht gefunden worden, teilte die Polizei mit.
Laut Polizei ist der Mann schon in der Vergangenheit mit dem Gesetz in Konflikt geraten - allerdings nicht wegen Sexualdelikten, sondern weil er gestohlen und sich Leistungen erschlichen haben soll.
Erst andere Männer im Visier der Ermittler
Bevor die Ermittler dem 31-Jährigen auf die Spur kamen, gingen sie nach eigenen Angaben zunächst Hinweisen auf einen anderen Verdächtigen nach. Dieser sei am Sonntag nicht angetroffen worden und habe erst am Montag kontaktiert werden können. Er habe dann schnell als Täter ausgeschlossen werden können. Weitere Auswertungen des Videomaterials hätten dann zu einem unbeteiligten Zeugen geführt, der den Ermittlern am Dienstag gesicherte Hinweise zur Identität des nun gesuchten 31-Jährigen geben konnte.
Der Wasserpark Rulantica wurde im November 2019 in Rust eröffnet. Der Name ist ein Wortspiel aus "Rust" und "Atlantik".
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