Unwetter-Tief "Elvira" kam mit Hagel, Blitz und Flut

Das Unwetter traf am Samstag vor allem den Neckar-Odenwald-Kreis heftig - Blitzeinschlag in Plankstadt

29.05.2016 UPDATE: 30.05.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden

Ein Blitzeinschlag verursachte diesen Dachstuhlbrand in Plankstadt. Foto: Priebe

Neckar-Odenwald/Rhein-Neckar. (RNZ) Erst kam der Hagel, dann die Flut: "So etwas hat es hier noch nicht gegeben", ist man sich im Winterhauch-Dorf Schollbrunn einig. Am Samstagabend hat sich das Tief "Elvira" mit einem Unwetter über dem Ortsteil von Waldbrunn entladen - mit einer Wucht, die das halbe Dorf in Mitleidenschaft zog. Ein Sturzbach schoss quer durch das 600-Seelen-Dorf, riss Pflastersteine und Mauern mit sich, sogar Autos wurden talwärts gespült.

Ab 17.30 Uhr hatte es zunächst eine halbe Stunde lang unaufhörlich gehagelt. Den Hagelkörnern, die sich zum Teil bis zu einem Meter auftürmten, folgte anhaltender Starkregen. Keller und Garagen liefen voll, Straßen und Gehwege wurden unterspült. Der entstandene Sachschaden dürfte in die Millionen gehen; Menschen kamen glücklicherweise nicht zu Schaden.

"Von allen Seiten kam Oberflächenwasser, die Kanäle haben es einfach nicht mehr gepackt", erklärt Waldbrunns Bürgermeister Markus Haas, wie es zum verheerenden Hochwasser in Schollbrunn kommen konnte, obwohl es im Dorf eigentlich gar keinen Bach gibt. Es kam zu (vorübergehenden) Strom- und Wasserversorgungsausfällen. Bis in die Nacht hinein waren Feuerwehr, Technisches Hilfswerk, DRK und viele weitere Helfer damit beschäftigt, Keller leer zu pumpen, Häuser und Grundstücke von Hagelkörnern und Schlamm zu befreien.

Die Folgen des Unwetters waren in Schollbrunn auch am gestrigen Sonntag noch deutlich sichtbar, mancher fand Teile seiner Habe talwärts in Richtung Neckar. Überall packten derweil Helfer mit an, um die vielen Betroffenen bei den Aufräumarbeiten zu unterstützen. Die Dorfgemeinschaft konnte das Hochwasser offenbar nicht unterspülen.

Neben dem Waldbrunner Ortsteil wurden im Neckar-Odenwald-Kreis etliche weitere Gemeinden oder Teilorte vom Unwetter heftig getroffen. Insgesamt rund 300 Feuerwehrmänner und gut 60 THW-Kräfte waren dank Tief "Elvira" in Schollbrunn, Neckargerach, Obrigheim, Limbach, Mosbach, Fahrenbach und Sulzbach im Einsatz. Schwere Schäden sind vor allem auch in Neckargerach zu beklagen, wo die aus Schollbrunn kommenden Wassermassen unter anderem Teile einer Brücke weg rissen. Auch die Fahrbahn der Landesstraße 634 (Neckargerach-Waldbrunn) wurde teilweise unterspült und massiv in Mitleidenschaft gezogen. Sie ist - wie die Kreisstraße 3929 (Schollbrunn-Weisbach) - bis auf weiteres gesperrt.

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> In Plankstadt schlug am Samstagabend ein Blitz in ein Zweifamilienhaus ein und entzündete den Dachstuhl. Dabei entstand Schaden von rund 500 000 Euro. Personen wurden nicht verletzt. Die Feuerwehr hatte den Brand, der sich auch auf die unteren Stockwerke ausgebreitet hatte, nach etwa einer Stunde gelöscht. Das Haus ist vorerst unbewohnbar.

> In Sandhausen wurden die 80 Einsatzkräfte zu rund 70 Einsatzstellen im Gemeindegebiet gerufen, wie Kommandant Markus Zielbauer sagte. Überwiegend ging es dabei um vollgelaufene Keller. "Die Lage war recht unüberschaubar, weil viele Notrufe parallel eingingen", sagte Zielbauer, der vom heftigsten Unwetter in den letzten zehn Jahren in Sandhausen sprach.

> In Leimen hatte die Wehr neben zahlreichen überfluteten Straßen und vollgelaufenen Kellern vor allem mit dem angeschwemmten Schlamm auf den Straßen im Stadtteil Gauangelloch zu kämpfen.

> In Nußloch war aus unbekannter Ursache Wasser in eine Flüchtlingsunterkunft und den dortigen Sicherungskasten eingedrungen. Die Folge: ein Schmorbrand. Verletzt wurde aber niemand.

> In Wiesloch spülte das Unwetter im Ortsteil Schatthausen schlammhaltiges Wasser von den Hängen in Richtung Ortsmitte. Der Schlamm drang in Keller und Höfe ein, bedeckte 30 Zentimeter hoch die Oberdorfstraße, riss Kanaldeckel aus ihren Verankerungen und richtete zahlreiche weitere Schäden an. Neben den Feuerwehren aus Schatthausen und Wiesloch halfen auch zahlreiche Anwohner mit, den Schlamm wieder zu beseitigen.

> In Walldorf hatte die Feuerwehr rund 20 Einsätze zu bewältigen, darunter abgedeckte Dächer, umgestürzte Bäume und vollgelaufene Keller. Schwerster Fall war ein Blitzeinschlag mit Dachstuhlbrand in einem Wohnhaus, bei dem ein Hausbewohner verletzt wurde. Am Sonntagmorgen ging es gleich weiter, als festgestellt wurde, dass die Sporthalle im Schulzentrum unter Wasser stand.

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