Unwetter hielt die Feuerwehren rund um Wiesloch-Walldorf in Atem

Schlammlawine in Schatthausen - Walldorf: Blitzeinschlag, abgedeckte Dächer, umgestürzte Bäume und vollgelaufene Keller

29.05.2016 UPDATE: 30.05.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 40 Sekunden

Schatthausen am Samstagabend: Das Unwetter spülte schlammhaltiges Wasser von den Hängen in Richtung Ortsmitte, der Schlamm drang in Keller und Höfe ein und bedeckte die Straße. Rettungskräfte und Anwohner hatten alle Hände voll zu tun. Fotos: Feuerwehr (1)/Schilles (2)

Rund um Wiesloch-Walldorf. (rö) Das Unwetter, das am späten Samstagnachmittag und frühen Abend mit heftigem Starkregen über die Region hereingebrochen ist, hat zahlreiche Schäden verursacht und die Feuerwehren in Atem gehalten. Die schwersten Einsätze hatten die Feuerwehrleute in Schatthausen und Wiesloch sowie ihre Walldorfer Kollegen zu bewältigen.

In Wiesloch selbst hielten sich die vom Unwetter verursachten Einsätze glücklicherweise in Grenzen. In der Waldstraße musste ein größerer Ast von der Fahrbahn beseitigt, in Altwiesloch, wo der Regen eine kleinere Schlammlawine den Hang herunter gespült hatte, musste die Kreisstraße in Richtung Dielheim wieder frei gemacht werden. Daneben galt es aber vor allem, die Feuerwehrabteilung in Schatthausen zu unterstützen. Dort standen mehrere Keller unter Wasser und eine größere Schlammlawine hatte sich den Weg auf der Oberdorfstraße in Richtung Ortsmitte gebahnt. Augenzeuge und Anwohner Harry Schilles sprach gegenüber der RNZ von einer "30 Zentimeter dicken Schicht aus Schlamm und Geröll" und von einer "von den nahen Äckern kommenden, knietiefen braunen Brühe". Große Kanaldeckel seien aus ihren Verankerungen gerissen, die anliegenden Anwesen geflutet worden. Möbel, Elektrogeräte und andere Einrichtungsgegenstände wurden in Mitleidenschaft gezogen.

Harry Schilles weiter: "Erst massiver Nachbarschaftseinsatz gebot der Zerstörung Einhalt und viele helfende Hände schafften über und über nasses und verschmutztes Inventar in die höhere Etage, schaufelten Lehm in Eimer und pumpten Wasser aus den Räumen. Straße, Höfe und Einfahrten wurden mit Schaufeln, Spaten und sogar Schneeschiebern vom schweren Morast befreit." Dazu seien dann noch die Feuerwehren mit professionellem Gerät gekommen. Wieslochs Bürgermeister Ludwig Sauer, der ebenso wie Ortsvorsteher Fritz Sandritter vor Ort war, zeigte sich schwer beeindruckt: "Das erlebt man in diesem Umfang ganz selten, wie sich hier die Nachbarn gegenseitig geholfen haben."

Hauptbestreben der Feuerwehren war nach Sauers Worten, den Schlamm ("eine Mordssauerei") von der Straße, aus den Höfen und Kellern zu bekommen. Neben den Feuerwehren Schatthausen (unter der Leitung von Jochen Ihle) und Wiesloch (unter der Leitung von Matthias Eberle und Simon Paul) halfen dabei auch der Wieslocher Bauhof mit Radlader, Lkw und Kanalspüler, die Stadtgärtnerei mit einem Traktor mit Kehraufsatz sowie Martin Koch vom Rauhwiesenhof mit einem Radlader. Der Schatthausener Abteilungskommandant Jochen Ihle lobte, dass die Zusammenarbeit mit der Abteilung Wiesloch "sehr gut geklappt" habe: "Hier sieht man, dass das Gesamtkonzept der Feuerwehr Wiesloch wieder mal funktioniert hat und nötig ist, um bei solchen Schadenslagen Schlimmeres zu verhindern." Laut Feuerwehr war es weit nach Mitternacht, bis die letzten Einsatzkräfte wieder eingerückt waren.

Gleich 19 Einsätze hatte die Walldorfer Feuerwehr am Samstagabend in der Astorstadt zu bewältigen, daneben leistete man Nachbarschaftshilfe in Sandhausen mit weiteren zehn Einsätzen und rückte auch am Sonntagmorgen gleich wieder aus. Am Samstagabend wurde die Wehr zu einem Blitzeinschlag mit Dachstuhlbrand in einem Wohnhaus in der Synagogenstraße gerufen. "Oben hat es gebrannt, unten war alles nass", berichtete Kommandant Frank Eck der RNZ. Ein Hausbewohner, der beim Blitzeinschlag am PC gesessen hatte, wurde ins Krankenhaus gebracht. Daneben hatte die Wehr eine große Bandbreite an Einsätzen zu bewältigen: abgedeckte Dächer, umgestürzte Bäume und vollgelaufene Keller. Das alles unter der Leitung des neuen stellvertretenden Kommandanten Jurek Dudler, der seine "Feuertaufe mit Bravour gemeistert" hat, wie Frank Eck sagte. Eck selbst und sein erster Stellvertreter Thorsten Plachta waren derweil mit weiteren Kräften "bis nachts um halb zwei" in Sandhausen zu Einsätzen unterwegs.

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Am gestrigen Sonntag ging es dann gleich weiter: mit einem Baum, der umzustürzen drohte, sowie im Walldorfer Schulzentrum, wo die Sporthalle unter Wasser stand. Für eine Verzögerung beim Ausrücken am Samstag sorgte übrigens laut dem Kommandanten, dass ein Teil der für solche Unwettereinsätze benötigten Ausrüstung aus Platzmangel nicht im Feuerwehrhaus selbst gelagert ist, sondern in einer angemieteten Halle im Industriegebiet. "Sonst wären wir schneller gewesen", sagte Frank Eck.

Weitere Vorkommnisse in der Region, so weit sie von der Polizei gestern gemeldet wurden: Zwischen Unterhof und Oberhof wurde die Fahrbahn auf einer Länge von 150 Metern mit Schlamm überschwemmt. In Mühlhausen löste sich eine provisorische Dachabdeckung, mehrere Holzlatten und Planen stürzten von einem Dach. Auf der K 4159 zwischen Ochsenbach und Schatthausen wurde die Fahrbahn unterspült. Ein Verkehrsunfall mit einem Schwerverletzten und hohem Sachschaden ereignete sich auf der A 6 in Höhe Dielheim.

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