Unfall mit Maserati: "Poser" ist für die Polizei ein alter Bekannter
Ein 22-Jähriger verursachte einen schweren Unfall in Mannheim mit dem Maserati seines Vaters

Einem Trümmerfeld glich die verlängerte Fressgasse nach dem Unfall am frühen Samstagmorgen. Foto: Polizei
Mannheim. (alb) Es war ein Bild der Verwüstung: schrottreife oder stark beschädigte Autos, zum Teil aufeinandergeschoben oder an eine Hauswand gedrückt. Ein 22-jähriger Maserati-Fahrer muss in der Nacht auf Samstag mit weit mehr als den erlaubten 30 Kilometern pro Stunde über die verlängerte Fressgasse in Mannheim gerast sein, so viel steht fest.
Der junge Mann konnte einem Kombi, der aus einer Seitenstraße kam, nicht mehr ausweichen. In der Folge knallte der Sportwagen mit seinem über 400 PS starken Achtzylinder-Motor auf vier parkende Autos. Der Schaden beläuft sich auf 120.000 Euro - davon entfallen etwa 100.000 auf den zerstörten Maserati.
Der Flitzer gehörte nicht dem 22-Jährigen, wie Polizeisprecher Dieter Klumpp jetzt sagte, sondern war in Besitz des ebenfalls in Heidelberg lebenden Vaters. Zugelassen ist das Fahrzeug in Offenbach. Der Sohn saß oft am Steuer - und benahm sich in Mannheim regelmäßig daneben. Er ist für die Polizei kein unbeschriebenes Blatt.
Nach Angaben Klumpps seien bei den Behörden im vergangenen Jahr insgesamt 16 Beschwerden wegen des "PS-Protzers" eingegangen. Einmal sei er mit über 100 "Sachen" durch die Innenstadt gebraust. Seinen Führerschein hatte der 22-Jährige zum Zeitpunkt der schweren Kollision in der Fressgasse bereits verloren. Ob ihm die Verkehrsbehörde in Heidelberg die Erlaubnis wegen zu vieler Punkte in Flensburg oder allein wegen Rasens entzog, wisse man noch nicht, sagte Klumpp.
So schnell dürfte der junge Mann den Führerschein aber nicht mehr erhalten. Abgegeben hat er das Dokument noch nicht. "Er hat angegeben, den Führerschein verloren zu haben", sagte Klumpp. Normalerweise sei der Winter nicht die Jahreszeit für Autoposer. Im Sommer hatte die Polizei in Mannheim viel größere Probleme mit ihnen und den aufheulenden Motoren. Viele Fahrer erhielten eine Anzeige, einige aufgemotzte Wagen wurden sogar stillgelegt. Die Beschwerden der Anwohner seien seither zurückgegangen, sagte Klumpp.
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Sobald es wärmer wird, wolle die Polizei die Kontrollen wieder intensivieren. Nach Angaben des Sprechers handelt es sich um eine echte Szene. "Die ,Poser’ kennen sich größtenteils und tauschen sich im Internet aus, überwiegend auf Facebook", berichtete Klumpp. Eine vernünftige Erklärung für ihr Verhalten hätten die Fahrer nicht, wahrscheinlich stecke vor allem Imponiergehabe dahinter - "auch wenn das aus rationaler Sicht völlig sinnlos ist". Nicht äußern wollte sich Klumpp zur Frage, wie sich andere junge Menschen ohne größeres Einkommen die teuren Wagen leisten können.
Der schwere Unfall, der lediglich zwei Leichtverletzte forderte, hat in Mannheim auch eine kommunalpolitische Debatte entfacht. Die Grünen fordern ein Nachtfahrverbot für Nichtanlieger in der Fressgasse und der Kunststraße. Die Polizei bewertet den Vorstoß nach RNZ-Informationen skeptisch. Für die notwendigen Kontrollen bräuchte es deutlich mehr Personal.