Schrotthändler fürchten um ihre Existenz
Ist der Beruf vom Aussterben bedroht? - Neue Vorschriften im Abfallwirtschaftsgesetz sorgen für Unmut

"Es gibt Gemeinden und Landkreise, da wird sogar dazu aufgerufen, der Verwaltung zu melden, wenn wir Material einsammeln", erzählt Konrad Weizenhöfer aus Hockenheim. Die Sammler fühlen sich regelrecht verfolgt und diskriminiert.
Im Rhein-Neckar-Kreis ist man da noch zurückhaltend. "Natürlich gelten rechtliche Bestimmungen wie beispielsweise das Kreislaufwirtschaftsgesetz im Abfallrecht, daran müssen sich die Entsorger schon halten, auch die Kleinsammler", sagt Al- fred Ehrhard, Geschäftsführer der Abfallverwertungsgesellschaft des Rhein-Neckar-Kreises (AVR). Was im Laufe der Jahrzehnte gewachsen ist, nämlich das Einsammeln von Schrott, Papier und Stoffen - "Lumpe, Alteisen, Papier", so hallte der laute Ruf noch in den 80er Jahren durch die Straßen - hat sich zwischenzeitlich auf "altes Eisen" und Altkleider spezialisiert. Es ist nun mal bequemer, den Schrotthändler heranzuwinken und in die Fahrräder aus dem Keller holen zu lassen, als das zu entsorgende, oft sperrige Material selbst zu schleppen, den nächsten Sammeltermin der AVR zu ermitteln, dort anzurufen und das Gerät anzumelden. "Wer alles dem Schrotthändler gibt, schädigt sich letztlich selbst", mein Ehrhard. Denn die AVR kalkuliert mit den Erlösen aus dem Einsammeln von Altmetallen, was sich wiederum in den Abfallgebühren niederschlägt (s. Artikel oben).
Klaus Hutt, Groß- und Rohstoffhändler im Industriegebiet Heidelberg-Rohrbach, sieht dennoch ein Damoklesschwert über seiner Sammelklientel schweben. "Früher wurde bis zu zweimal pro Woche von einem Einsammler angeliefert, heute beschränkt sich das auf ein bis zweimal pro Monat". Er sieht die Kleinhändler in ihrer Existenz bedroht, verweist aber darauf, dass es in Heidelberg und dem Rhein-Neckar-Kreis noch kulant zugeht.
"Es gibt Städte, da geht es richtig brutal zu", weiß Hutt. Darauf verweist auch Konrad Weizenhöfer, der Kleinsammler, der sich inzwischen entstehenden Interessenvertretungen angeschlossen hat. "Wir schätzen, dass mit den etwa 40 000 Schrotthändlern bundesweit rund eine halbe Million Menschen von diesem Erwerbszweig abhängig ist." Kein Wunder, ganze Familien sind täglich unterwegs, um Fahrräder, Metallteile oder Maschinen aufzuladen. Schließlich ist das Ganze ein lukratives Geschäft, Altmetall liegt derzeit bei etwa 18 Cent pro Kilogramm. Mehr bringt allerdings das Sammeln von alter Kleidung. Hier ist ein Kampf um die Stellplätze für Altkleidercontainer in den Kommunen entbrannt. 300 bis 550 Euro pro Tonne sind zu erlösen bei relativ geringem Aufwand. Walter Stamm vom Ordnungsamt in Leimen kennt die Problematik der Standorte. "Nach dem Ende des Sammlungsgesetzes gab es einen Stichtag, der Container, der da an Ort und Stelle stand, der durfte bleiben."
Vorausgesetzt, es gibt keine verkehrsrechtlichen Probleme, dann kann die Kommune einschreiten. Ansonsten gilt für die Kleinsammler die Registrierungspflicht beim Landratsamt, Sammlungen sind meldepflichtig. Das Amt für Gewerbeaufsicht und Umweltschutz führt ein Kataster der Kleinsammler, "bei groben Vergehen schreiten wir auch schon mal ein", erläutert Amtsleiter Norbert Kunz. Aber ansonsten ist der sogenannte "Öffentlich-rechtliche Entsorgungsträger", im Falle des Rhein-Neckar-Kreises also die AVR, laut Gesetz privilegiert zu behandeln.
Dennoch, ein kleines Stück Nostalgie hängt an den Rufen und am Bimmeln, wenn es heißt "Alt Eiiise, alte Maschiiiine". Und nicht nur das, es ist ein ganzer Erwerbszweig, der von dem lebt, was andere nicht mehr wollen ...