Rhein-Neckar-Kreis: Weniger Flüchtlinge, aber Unterkünfte weiter gesucht
Aktuell werden dem Kreis nur noch 80 Menschen pro Woche vorläufig zugewiesen – Unterkünfte werden aber weiter gebraucht – Container statt Gewerbehalle in Walldorf
Rhein-Neckar. (lra/alb) Die Schließung der Balkanroute und die Folgen: Was sich seit einigen Wochen in den Landeserstaufnahmeeinrichtungen bemerkbar macht, wird jetzt auch bei der Zuweisung von Flüchtlingen in den Rhein-Neckar-Kreis deutlich. Im Februar und März hat der Rhein-Neckar-Kreis nach eigenen Angaben noch mit rund 200 Menschen pro Woche gerechnet, im April sind es nur noch 80 gewesen.
Allerdings sieht Landrat Stefan Dallinger noch keine Möglichkeit, beim Aufbau neuer Gemeinschaftsunterkünfte nachzulassen. "Nach wie vor ist die Not der Flüchtlinge groß, und für eine Entwarnung ist es angesichts der Entwicklungen in Griechenland, der Türkei und Nordafrika noch zu früh", sagte er.
Aktuell sind insgesamt mehr als 7100 Menschen vorläufig in 26 Städten und Gemeinden des Rhein-Neckar-Kreises untergebracht, davon 2100 in Notunterkünften. Diese sieben Gewerbehallen und die Kreissporthalle in Wiesloch zu räumen und die Flüchtlinge auf neue Gemeinschaftsunterkünfte zu verteilen, die zum Aufenthalt "viel besser" geeignet und besser zu betreuen seien, gelte nun eine erste Priorität, so Dallinger. So wolle man die Kreissporthalle bis Frühsommer freibekommen, um sie nach den Sanierungsarbeiten bis zum kommenden Schuljahr wieder dem Schul- und Vereinssport zur Verfügung zu stellen.
Bewegung gibt es auch im nahen Walldorf. Dort leben derzeit 286 Flüchtlinge in einer Gewerbehalle. Jetzt hat ein privater Investor dem Kreis eine in der Philipp-Reis-Straße zu errichtende Containeranlage als Gemeinschaftsunterkunft angeboten. "Hier könnten wir voraussichtlich 300 Personen für drei Jahre unterbringen, wenn das Genehmigungsverfahren abgewickelt und der Bau fertiggestellt sein wird", sagte Stefan Becker, der für Flüchtlinge zuständige Ordnungsamtsleiter des Kreises. Das würde bedeuten, dass alle in der Gewerbehalle untergebrachten Menschen eine bessere Wohnmöglichkeit fänden.
Ob man in Zukunft ganz um Notunterkünfte herumkommen wird, vermag Christoph Schauder, der Ordnungsdezernent des Kreises, nicht zu sagen. Derzeit könne man mit Blick auf die politische Großwetterlage noch nicht von einer Entspannung sprechen. Daher heiße es weiterhin, "mit Pragmatismus zu handeln", so Schauder. Das heißt: schnell über Unterbringungsmöglichkeiten entscheiden und dabei auf private Investorenlösungen zurückgreifen oder durch den Eigenbetrieb Bau und Vermögen Rhein-Neckar-Kreis selbst auf von Kommunen oder von Privaten angebotenen Grundstücken Unterkünfte bauen.
Bei einem Umzug der Flüchtlinge aus der Walldorfer Gewerbehalle in die neue Containeranlage könnte die bisherige Notunterkunft in eine reguläre Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge umgebaut werden, die dann auch längerfristig nutzbar wäre. Bei der Umsetzung dieser Planung würde das Containerdorf in der Philipp-Reis-Straße nach Ablauf der dreijährigen Nutzung wieder aufgegeben.
Letztlich könne hierzu aber noch keine definitive Aussage getroffen werden, da noch keine abschließende Entscheidung im Hinblick auf eine Umnutzung der Unterkunft in der Gewerbehalle getroffen werden kann, erklärte Ordnungsdezernent Schauder.
Er sei auf jeden Fall dankbar für das große ehrenamtliche Engagement des Walldorfer Arbeitskreises Asyl, der mit vielen Helfern die Flüchtlinge unterstütze, sowie der Stadtverwaltung Walldorf für die ausgezeichnete Zusammenarbeit.