"Wir werden es schaffen"
Der Neubau der Mannheimer Kunsthalle liegt im Zeit- und Kostenplan - Eröffnung ist für den 18. Dezember geplant

Im Tageslichtatrium werden die Besucher willkommen geheißen und auf den Besuch der Ausstellungsräume eingestimmt. Foto: Anspach
Von Gabriele Booth
Mannheim. Der Neubau der Mannheimer Kunsthalle liegt exakt im Budget- und Zeitplan. Bevor in den kommenden Wochen und Monaten die ersten der rund 2000 Werke aus den Depots geholt werden, um dann ihre Plätze an den Wänden zu finden, erlaubte Museumsdirektorin Ulrike Lorenz jetzt schon einmal einen Blick hinter die Kulissen. Obwohl an vielen Ecken und Enden noch gearbeitet werden muss und die Räume noch leer sind, waren diese ersten Besucher begeistert von dem Kunsthallenbau, der nach Fertigstellung zu den größten Museen Deutschlands zählen wird.
Für 70 Millionen Euro entsteht neben dem historischen Jugendstilbau ein hochmoderner Museumsbau mit Blick auf den Wasserturm. Großzügige Mäzene haben die Initialzündung gegeben, eine Stiftung und die Stadt Mannheim für die Realisierung gesorgt. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird am 18. Dezember zur feierlichen Eröffnung kommen. Doch davor wird das "offene Haus" bei freiem Eintritt erst einmal mit den Besuchern eingeweiht - ein ganzes Wochenende lang.
"Wir werden es schaffen, wenn auch mit hängender Zunge", ist die Museumsdirektorin überzeugt. In Anlehnung an die Quadratestruktur der Mannheimer Innenstadt haben sich die Hamburger Architekten Gerkan, Marg und Partner (gmp) an die Konzeption gehalten, eine "Stadt in der Stadt" zu bauen, die mit der City korrespondiert. Drei Kuben, sieben Ausstellungshäuser mit Stegen, Brücken, Gassen und Terrassen - und vor allem einem offenen Atrium, das als Innenhof die Besucher willkommen heißt und auf den Museumsbesuch einstimmt. Dieses Atrium wird immer offen und eintrittsfrei sein. Hier kann jeder hereinkommen, eine Pause vom Einkaufsbummel machen, sich bei Regen unterstellen, das Handy aufladen und sich dabei auf einer großen Wand einen digitalen Museumsrundgang gönnen. Oder einfach das Werk von Anselm Kiefer an der Wand betrachten, das hier als Vorgeschmack auf seine Werke im zweiten Obergeschoss hängt. Dort ist ihm ein eigener, sechs Meter hoher Raum gewidmet. Nur Caspar David Friedrich bekommt hier einen Platz eingeräumt, denn er habe die Wurzeln für Anselm Kiefer gelegt, so Ulrike Lorenz.
Das neue Museum erlaubt viele Einblicke und Ausblicke auch durch das schwebende Metallgewebe hindurch. So gibt der große Raum über dem Eingangsbereich den Blick frei auf den Wasserturm. Der Fensterrahmen bildet quasi den Bilderrahmen für Mannheims Wahrzeichen und Teile der Jugendstilanlage Friedrichsplatz. Der Wasserturm wird dank dieses architektonischen Tricks als Ausstellungsstück integriert. Gleichzeitig wird so eine Verbindung hergestellt in den Innenbereich, wo ein Eiffelturm-Gemälde von Robert Delaunay seinen Platz findet. Titel: "Das Fenster zur Stadt" (1910-14). Es wird eine Terrasse geben, ein Restaurant, einen Museumsshop. Und zwei Durchgänge vom Neubau zum historischen Jugendstilbau. Der Neubau mit der Metallhaut und das historische Sandsteingebäude der alten Kunsthalle gehen somit eine Symbiose ein.
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Um internationale Standards zu erfüllen, damit auch wertvolle Werke aus anderen großen Museen in Mannheimer Sonderausstellungen gezeigt werden können, mussten die Architekten und Planer viele Kriterien erfüllen. Allein die Klimatechnik ist eine hochsensible Sache. Oder die Anforderungen an die Lichtverhältnisse, vor allem dort, wo das Tageslicht nicht hineinfallen darf. Nicht zu gelb darf es sein, aber auch nicht zu weiß, das gilt es zu beachten. Im Untergeschoss werden die öffentlich nicht zugänglichen Depot- und Technikzonen untergebracht. Für die Besucher nicht sichtbar, steckt überdies in den Wänden jede Menge Technik.
Eine Wissenschaft für sich ist die Außenhaut des Neubaus. Das "Mesh", ein weltweit einzigartiges Metallgewebe, das die sieben Ausstellungshäuser des Neubaus umgibt, wurde extra für die Mannheimer Kunsthalle als Sonderfertigung hergestellt. Aus Edelstahldrähten, Röhren und sogenannten vierkettigen Drahtkettseilen. Diese Außenhaut changiert im Ton, je nach Tageslicht, und wird in der Lage sein, auch bei sich ändernden Temperaturen die Spannung zu halten.
Einen eigenen Raum und geradezu einen Premiumplatz bekommt der Kinder- und Jugendbereich. Waschbecken hängen schon, der gelbe Fußboden ist noch geschützt, die Arbeitstische für Kinder und Jugendliche werden bald aufgestellt. "Da bekommen die Museumsbesucher der Zukunft ihren Raum", freut sich Museumsdirektorin Lorenz. Denn die Kunsthalle legt seit jeher großen Wert auf die kreative Kunstpädagogik.