Ludwigshafener Hochstraßen-Neubau erhitzt die Gemüter
Viele Ludwigshafener sprechen sich gegen die ebenerdigen Varianten aus, die zwar günstiger sind, aber mehr Lärm und Dreck verursachen

Ludwigshafen. Eines ist jetzt schon klar: Sollte die marode Hochstraße frühestens 2018 abgerissen und mit dem Neubau des fast zwei Kilometer langen Streckenabschnitts begonnen werden, dann müssen sich die Pendler zwischen der Vorderpfalz und Mannheim über Jahre hinweg auf Verkehrsbehinderungen einstellen. Beim Bürgerforum am Montagabend im Pfalzbau machte sich unter den 700 Besuchern Skepsis breit. Das Thema erhitzte viele Gemüter.
Stunden zuvor hatte die Stadt Ludwigshafen die vier Neubauvarianten mit einer Bauzeit von acht bis zwölf Jahren vorgestellt. Ein Wiederaufbau der Hochstraße zwischen der Mannheimer Kurt-Schumacher-Brücke und der A 650 in ihrer jetzigen Form würde mit 333 Millionen Euro zu Buche schlagen, eine leicht nach Süden versetzte Straße würde drei Millionen Euro weniger kosten. Wesentlich "günstiger" wären die vorgeschlagenen ebenerdigen Trassen (kurze und lange Stadtstraße) mit 275 beziehungsweise 267 Millionen Euro.
Laut Johannes Lorch, Projektleiter des federführenden Frankfurter Büros Schüßler-Plan, bieten diese Varianten die größten städtebaulichen Möglichkeiten. Andererseits müsste aber bei der günstigsten Alternative, der langen Stadtstraße, ein Teil der Einkaufspassage des Rathaus-Centers abgerissen werden. Die ebenerdigen Trassen sind zudem mit längeren Fahrzeiten und höherer Lärm- und Umweltbelastung verbunden.
Am Montag ist eine Internetseite (www.ludwigshafen-diskutiert.de) mit zahlreichen Informationen, Bildern und Computeranimationen freigeschaltet worden, auf der die Bürger ihre Meinung sagen können. Bis gestern Nachmittag waren hier schon 4300 Besucher verzeichnet. Wie zu erwarten, gingen die Ansichten weit auseinander, geprägt auch von persönlicher Betroffenheit.
Bei einer Umfrage der RNZ zeigte sich gestern ein einheitlicheres Bild. "Oben bleiben" - so lässt sich die Stimmung unter den Befragten auf den Punkt bringen. "Ich finde die Hochstraße oben besser. Die Anwohner bekommen viel weniger vom Dreck und Verkehrslärm ab", sagte Vigano Trivunov, Geschäftsführerin eines Blumenladens, der neben der Hochstraße liegt. "Die billigste Lösung ist kein Argument, es geht doch um die Menschen", fügte sie mit Nachdruck hinzu.
"Eine lange, ebenerdige Lösung würde bedeuten, Teile des Rathaus-Centers abzureißen. Meiner Ansicht nach geht daher nur eine neue Hochstraße", stimmte ihr Carsten Wünsche von Leupholdt zu, der im Rathaus-Center eine Apotheke betreibt. Die ebenfalls in dem Einkaufszentrum als Verkäuferin arbeitende Tatjana Silbermann fürchtet bei der ebenerdigen Lösung um ihren Job. "Das kann es doch nicht sein", schimpfte sie.
Eine Mehrheit von 54 Prozent sprach sich auch bei der Umfrage eines Ludwigshafener SPD-Ortsvereins in den vergangenen Wochen für einen Wiederaufbau der Hochstraße aus. Die größte Rolle spielten dabei die Abgasbelastung und der Verkehrslärm. Lediglich knapp ein Drittel der 260 teilnehmenden Bürger fand vor diesem Hintergrund eine ebenerdige Lösung besser.
Die Industrie- und Handelskammer befürchtet derweil während der Bauzeit gravierende Verkehrsprobleme. Die Hochstraße Nord wird täglich von Tausenden Pendlern und Lkw genutzt. Obwohl viele Mannheimer Berufstätige und Kunden täglich auf der Straße unterwegs sind, ist von der Quadratestadt kein Geld für den Neubau zu erwarten. Eine Finanzierungsbeteiligung sei derzeit nicht vorgesehen, sagte ein Stadtsprecher. Die Finanzierung des Mammutprojekts ist noch unklar.