Ludwigshafen ist mit der Hochstraßen-Sanierung überfordert

Ludwigshafen. Die zuletzt veranschlagten Kosten von 190 Millionen Euro reichen bei Weitem nicht aus und Ausweichstrecken sind nur schwer zu finden

02.05.2013 UPDATE: 02.05.2013 06:00 Uhr 1 Minute, 51 Sekunden
Die Hochstraße Nord besteht aus 34 Einzelbauwerken und mehr als 200 000 Tonnen Beton. Foto: Gerold
Von Gerhard Bühler

Ludwigshafen. Ludwigshafen kann jetzt schon das Nötigste nur auf Pump finanzieren. Als ob die Lage nicht schon dramatisch genug wäre, ereilt die Stadt jetzt die nächste Hiobsbotschaft. Dass die Hochstraße Nord auf der 1,8 Kilometer langen Strecke zwischen der A 650 und der Kurt-Schuhmacher-Brücke - wovon auf einem Abschnitt von 470 Metern ein Lkw-Verbot besteht - marode ist und dringend repariert werden muss, ist bekannt. Doch nun ist klar, dass die Sanierung teurer wird. Sehr viel teurer als die 190 Millionen Euro, mit denen bislang gerechnet wurde. Die Gesamtkosten sollen nun bei mindestens 300 Millionen Euro liegen.

Die bautechnischen Probleme und Herausforderungen sind viel größer als angenommen. Zu diesem Ergebnis kommen die Fachingenieure, die in den vergangenen Monaten verschiedene Sanierungsvarianten geprüft haben. Als Hauptproblem sehen die Planer die Verhältnisse am nördlichen Brückenkopf. Hier liegt ein neuralgischer Punkt, weil Korrosionsschäden die Standsicherheit der Hochstraße akut gefährden. Problem sind die Zu- und Abfahrtsrampen sowie das Parkdeck des direkt daneben liegenden Einkaufszentrums Rathaus-Center sowie Bahnschienen, BASF-Gleise und zahlreiche Versorgungsleitungen mit Wasser, Gas und Strom, die nur wenige Meter unterhalb der Konstruktion verlaufen. Das erschwert einen Abriss immens, weil in diesem Bereich kein Platz ist für Baukräne oder schweres Gerät. Hinzu kommt, dass Verkehrsströme umgeleitet werden müssten. 40 000 Fahrzeuge passieren die Straße täglich.

Wie die Untersuchung der Ingenieure zeigte, bringt die Version einer auf drei Spuren verschlankten Hochstraße weder städtebaulich noch was den Verkehr angeht Vorteile. Die Analyse der beiden anderen Alternativen ergab, dass ein Wiederaufbau der Hochstraße in jetziger Form mindestens 300 Millionen Euro verschlingen würde. Eine neue, teilweise ebenerdige Straßenführung auf dem 1,8 Kilometer langen Teilstück würde hingegen 220 bis 250 Millionen Euro kosten. Diese Variante wird von der Ludwigshafener Stadtspitze favorisiert. Unter dem Namen "City West" könnten hier entlang eines vierspurigen "Boulevards" neue Wohn- und Bürobebauung sowie Grünanlagen entstehen. Die Bauzeit liegt je nach Variante bei bis zu zehn Jahren.

"Wir begreifen das Projekt als Chance für die Stadtentwicklung, brauchen aber belastbare Zahlen und Fakten", kündigte Baudezernent Klaus Dillinger (CDU) an. Erst dann könne mit Bund und Land konkret verhandelt, über private und regionale Finanzierungsmodelle nachgedacht werden. Wie Stadtkämmerer Dieter Feid (SPD) sagte, sei es angesichts der gewaltigen Summen und der überregionalen Funktion der Hochstraße als Scharnier zwischen der Pfalz und Mannheim notwendig, die Lasten zu verteilen. "Der Ludwigshafener Steuerzahler und die Stadt Ludwigshafen können die Kosten nicht alleine schultern", stellte er klar.

Nach der bisherigen Kostenschätzung der Hochstraßen-Sanierung, die bei 190 Millionen Euro lag, ging die Stadt davon aus, dass die Stadt 40 Millionen Euro zu tragen habe. Schon diese Summe ist von dem mit mehr als einer Milliarde Euro in der Kreide stehenden Ludwigshafen kaum zu stemmen. "Es gibt keine einfache Lösung. Angesichts von Bauzeiten, Eingriffen in die Infrastruktur und Kosten setzen wir auf einen offenen, und intensiven Beteiligungsprozess mit den Bürgern", sagte Oberbürgermeisterin Eva Lohse (CDU). Den Anfang machen soll ein "Bürgerforum" am 13. Mai.

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