Gesunkene Flüchtlingszahlen in der Region: Städte und Helfer atmen durch

In den Landeserstaufnahmestellen der Region sind die Flüchtlingszahlen drastisch gesunken - Knapp 1300 Menschen leben in Heidelberg, nur noch elf in Hardheim

09.05.2016 UPDATE: 10.05.2016 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden

Flüchtlinge, die frisch ankommen, landen zuerst in der Turnhalle. Seit dem Jahreswechsel werden es immer weniger. Foto: Rothe

Rhein-Neckar. (alb/ger/rie/rüb) Die Schließung der Balkanroute und der EU-Türkei-Deal zeigen auch in der Region Wirkung: Es kommen immer weniger Flüchtlinge in den Landeserstaufnahmestellen (LEA) auf den ehemaligen Kasernengeländen der US-Armee beziehungsweise der Bundeswehr an. Von dort aus werden die Menschen nach spätestens sechs Monaten in die kommunalen Unterkünfte verlegt.

> In Heidelberg leben seit Dezember 2014 Flüchtlinge im Patrick Henry Village (PHV), einer ehemaligen Wohnsiedlung für Angehörige der US-Armee. Ursprünglich als Winternotquartier für höchstens 1000 Menschen gedacht, vereinbarten Stadt und Land immer wieder eine Verlängerung der Nutzung als Unterkunft für Flüchtlinge.

Und so stieg nach und nach auch die Anzahl der Menschen, die dort unterkamen. Schließlich wurde PHV im September 2015 zum zentralen Registrierungszentrum des Landes - und mehrere Wochen lang lebten über 5000 Menschen dort. Doch mit dem Jahreswechsel sanken die Zahlen kontinuierlich. Einerseits, weil weniger Flüchtlinge nachkamen, und zum anderen, weil der Registrierungsprozess inzwischen meist binnen weniger Tage vonstatten geht - und die Menschen dann auf die Kommunen verteilt werden. Aktuell befinden sich nur noch 1264 Personen auf dem Gelände.

Die Nutzung als Landesregistrierungszentrum war nur bis 30. April vertraglich festgeschrieben. Doch zwei Tage zuvor gab der Heidelberger Gemeinderat der Stadtverwaltung grünes Licht, mit dem Land über eine Verlängerung um ein Jahr zu verhandeln. Dabei will die Stadt eine Maximalbelegung mit 2000 Menschen sowie die Hilfe des Landes beim Ankauf und der städtebaulichen Entwicklung von PHV erreichen. Zudem soll die Vereinbarung, dass die Stadt - wegen PHV - von der Aufnahme von Flüchtlingen befreit ist, beibehalten werden. Die Fraktion der Grünen sieht das allerdings anders: Als solidarische Stadt solle man dennoch freiwillig mehr Flüchtlinge unterbringen.

> In Mannheim gibt es vier LEA-Quartiere. Im Benjamin Franklin Village (Käfertal) wohnen derzeit rund 450 Flüchtlinge, in der Spinelli-Kaserne (Feudenheim) knapp 140, in der Hammonds-Kaserne (Seckenheim) circa 30 und in der Industriestraße (Neckarstadt-West) rund 180. Noch im vergangenen Herbst waren mehr als 15 000 Menschen in diesen Standorten untergebracht.

Gegenwärtig befinden sich die Stadt und die ehrenamtlichen Helfer in zwar in einer "Phase des Durchschnaufens" - die Zahlen können aber schnell wieder nach oben gehen. Von den aktuell 19 000 möglichen Erstaufnahmeplätzen in Baden-Württemberg befinden sich 12 750 in der Quadratestadt. Schon vor der Flüchtlingswelle hatte sich Mannheim dazu bereit erklärt, Sitz einer Erstaufnahmestellen zu werden.

> In Hardheim hat die Atmosphäre beinahe etwas Gespenstisches angenommen: Noch vor wenigen Monaten drängten sich in vier Unterkunftsgebäuden der Carl-Schurz-Kaserne bis zu 700 Flüchtlinge. Heute lebten in der bedarfsorientierten Erstaufnahmeeinrichtung des Landes (BEA) nur noch elf (!) Menschen. Nichtsdestotrotz wird derzeit nicht an eine Aufgabe des Standortes gedacht, wie Nikolai Worms von der Pressestelle des Integrationsministeriums gestern auf RNZ-Anfrage betonte.

Denn das Land möchte sich aufgrund der Unsicherheit über die Entwicklung des Flüchtlingszugangs eine möglichst große Flexibilität bei der Zahl der Erstaufnahmeplätze bewahren. Im Herbst war Hardheim mehrfach bundesweit in die Schlagzeilen geraten: durch den "Flüchtlings-Knigge" von Bürgermeister Volker Rohm und die Zahl von 1000 Flüchtlingen auf 4800 Einwohner in der Kerngemeinde - neben der BEA gibt es in Hardheim nämlich noch eine Gemeinschaftsunterkunft des Kreises mit rund 300 Plätzen. Inzwischen hat sich die Situation aber beruhigt.

Dennoch fragen sich die Bürger, wie es mit der Kaserne weitergeht. Schließlich werden Ende Juni die letzten Soldaten Hardheim verlassen. Für die Nachnutzung der 38 Hektar großen Fläche gibt es derzeit nur einen Konzeptentwurf für einen internationalen Bildungsstandort.

> In Schwetzingen waren in der BEA auf dem Gelände der Tompkins-Kaserne in der Hochphase der Flüchtlingskrise rund 1000 Flüchtlinge untergebracht, aktuell sind es nach Angaben des Regierungspräsidiums Karlsruhe noch 287.

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