Ein Skandal, der keiner ist?

Ludwigshafen. Frühere Mitarbeiterin eines Ludwigshafener Pflegeheims wirft Hausleitung unter anderem vor, ein Bewohner sei wegen Vernachlässigung gestorben - Ihre...

13.09.2012 UPDATE: 13.09.2012 09:53 Uhr 1 Minute, 30 Sekunden
Noch sind nicht alle Vorwürfe gegen das Oppauer Seniorenheim ausgeräumt. Foto: Kunz-Moray
Von Alexander Albrecht

Ludwigshafen. Es sind schwere Vorwürfe, die eine frühere Mitarbeiterin gegen die Leitung des Seniorenpflegeheims "Paulinenhof" im Ludwigshafener Stadtteil Oppau erhebt. Nicht nur, dass Bewohner dort angeblich vernachlässigt werden, ein bettlägriger Mann sei in der vergangenen Woche in dem Heim verhungert.

Die Staatsanwaltschaft Frankenthal nahm Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung auf. Gestern Mittag fragte die RNZ bei Ralf Krenzin, Pressesprecher der Casa Reha Holding GmbH mit Sitz in Oberursel nach, zu der das Oppauer Heim gehört. "Es gibt gute Nachrichten", sagte er. Kurz zuvor war er über das Obduktionsergebnis des verstorbenen Patienten unterrichtet worden.

Nach dem vorläufigen Gutachten der Rechtsmediziner ist der Bewohner "maßgeblich" einer Lungenentzündung erlegen, teilten das Polizeipräsidium Rheinpfalz und die Staatsanwaltschaft Frankenthal gestern in einer gemeinsamen Stellungnahme mit. Daraus werde geschlossen, dass es sich um einen "Tod aus natürlicher Ursache" handele. Zwar stellten die Rechtsmediziner in ihrer vorläufigen Einschätzung einen "ausgezehrten Ernährungszustand" fest, "ein fortgesetzter Nahrungsentzug sei jedoch sehr unwahrscheinlich". Allerdings, so schränkten die Behörden ein, lasse die derzeitige Erkenntnislage eine abschließende Bewertung noch nicht zu.

Der Pflegezustand des Toten wurde von den Obduzenten aber als sehr gut bezeichnet. Was die anderen Vorwürfe der früheren Mitarbeiterin angehe, lägen bislang noch keine Ergebnisse vor, so Polizei und Staatsanwaltschaft weiter. Die umfassenden Ermittlungen dauern an. Ermittlungen, denen Krenzin entspannt entgegensieht. Das Obduktionsergebnis unterstreiche die Aussage von Casa Reha, dass die Vorwürfe der ehemaligen Angestellten "insgesamt falsch sind". Die Frau ist laut Krenzin am 3. September letztmals zum Dienst erschienen, der Bewohner verstarb vier Tage später. "Das Obduktionsergebnis entlastet insbesondere die anderen Mitarbeiter des Paulinenhofs, die über die zu Unrecht erfolgten Beschuldigungen sehr verärgert sind", sagte Krenzin.

Sollte sich der Verdacht der fahrlässigen Tötung bestätigen, stehe noch nicht fest, gegen wen sich die Vorwürfe richten, hatte Oberstaatsanwalt Lothar Liebig gestern Morgen und noch vor dem vorläufigen Gutachten der Rechtsmediziner gegenüber der Nachrichtenagentur dpa erklärt. "Das kann die Heimleitung sein, aber auch Angehörige des Pflegeteams kommen in Betracht." Untersuchungen in dem Fall hat auch das Landesamt für Soziales als zuständige Aufsichtsbehörde aufgenommen.

Die Casa Reha Unternehmensgruppe zählt nach eigenen Angaben mit 61 Einrichtungen zu den führenden privaten Trägern von Seniorenpflegeheimen in Deutschland und beschäftigt mehr als 5500 Mitarbeiter. Das Unternehmen war im Jahr 2008 wegen Pflegemängeln in einem Seniorenheim in der Nähe von Mainz in die Schlagzeilen geraten.

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