Der ÖPNV in Schönau und Heiligkreuzsteinach ist in Gefahr
Das Angebot des ÖPNV droht zukünftig deutlich schlechter zu werden – Neuausschreibung des Linienbündels

Ein Linienbus fährt durch Eiterbach, einen Ortsteil von Heiligkreuzsteinach. Foto: Fink
Von Stefan Zeeh
Schönau/Heiligkreuzsteinach. Für Gemeinden im ländlichen Raum ist die Präsenz von Ärzten, Apotheken oder Lebensmittelmärkten im Ort sowie die Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) existenziell. In den Steinachtalgemeinden Schönau und Heiligkreuzsteinach ist jetzt Gefahr im Verzug: Das Angebot des ÖPNV droht zukünftig deutlich schlechter zu werden.
Durch einen Fehler bei der Angebotskalkulation des Betreibers kostete das Linienbündel "Neckargemünd" die daran beteiligten Kommunen bisher keinen Cent. So lebte man im Steinachtal auf einer Art "Insel der Glückseligen", wie Schönaus Bürgermeister Marcus Zeitler diesen Umstand bei einem Treffen der Heiligkreuzsteinacher FDP umschrieb.
Bei der nun anstehenden Neuausschreibung wird man allerdings nicht mehr so "günstig" davon kommen: Der ÖPNV wird zukünftig beide Gemeinden je rund 100 000 Euro pro Jahr kosten - dabei ist der Zuschuss des Rhein-Neckar-Kreises bereits berücksichtigt.
"Wir wissen nicht, wie wir das bezahlen sollen", macht Zeitler klar, dass diese Kosten die Gemeindekassen überfordern. Um die Kosten zu senken, könnte es daher zu Einschnitten beim ÖPNV in den Gemeinden Schönau und Heiligkreuzsteinach kommen.
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"Die Attraktivität eines Ortes hängt davon ab, dass die Infrastruktur stimmt", betont Heiligkreuzsteinachs Bürgermeisterin Sieglinde Pfahl. Die entsprechende Infrastruktur sei jedoch bisher schon nicht vorhanden. So sei etwa die Anbindung einiger der insgesamt sieben Ortsteile der Odenwaldgemeinde keineswegs zufriedenstellend.
Um den Zuzug junger Familien aber auch von Senioren in die Gemeinde attraktiv zu gestalten, müsste schon das bisherige ÖPNV-Angebot ausgeweitet werden.
"Für uns wird es sehr schwer, diese Kosten zu stemmen", bläst Pfahl ins gleiche Horn wie Zeitler und verweist darauf, dass noch weitere Investitionen auf die Kommunen zukommen werden, um die Grundversorgung der Bevölkerung sicherzustellen. So werde beispielsweise der Ausbau des Breitbandnetzes die Gemeindekassen ebenfalls kräftig belasten.
Eine gewisse Abhilfe könnte da ein Vorschlag der Heiligkreuzsteinacher FDP um Alexander Kohl schaffen, der sich auf den ÖPNV-Zuschuss des Kreises an die Städte und Gemeinden bezieht. Dieser Zuschuss wurde für dieses Jahr von 35 auf 40 Prozent des Fehlbetrags, den die Gemeinden zu tragen haben, erhöht. Rund 620 000 Euro machen diese fünf Prozent Erhöhung aus, und diese Summe soll nach den Vorstellungen von Alexander Kohl dazu genutzt werden, um die Gemeinden im ländlichen Raum zu unterstützen. "Gemeinden mit weniger als 500 Einwohnern pro Quadratkilometer soll damit geholfen werden", grenzt Kohl die Größe der zu fördernden Kommunen ein. Außerdem dürften diese über keinen direkten S-Bahn-Anschluss verfügen.
Etwa 15 der insgesamt 54 Gemeinden des Rhein-Neckar-Kreises kämen so in den Genuss der speziellen Förderung. Claudia Felden, Vorsitzende der FDP-Kreistagsfraktion, versprach, den Vorschlag in die Diskussionen um den Kreishaushalt 2016 einzubringen. "Es ist wichtig, wirklich den ländlichen Raum zu fördern", hob sie hervor. Allerdings müsste bei der Ausgestaltung dieser Förderung klar sein, dass tatsächlich nur Gemeinden Geld bekommen, "die finanziell nicht so gut dastehen".



