Mannheimer Innenstadt

Positiv nur auf den ersten Blick

Die Innenstadt bekommt für ihre Attraktivität Bestnoten bei einer Passantenbefragung. Das Angebot sei aber nur noch durchschnittlich.

17.02.2023 UPDATE: 17.02.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden
Mannheim wird durchaus als lebendig und familienfreundlich eingestuft. Für Sauberkeit, Sicherheit sowie Verkehrsfreundlichkeit bekommt die Stadt aber nur schlechte oder allenfalls durchschnittliche Noten. Foto: vaf

Von Volker Endres

Mannheim. Bestwerte für die Mannheimer Innenstadt. In der fünften Passantenbefragung durch das Institut für Handelsforschung IHF in Köln erreichte die Innenstadt mit der Schulnote 2,2 die beste Wertung seit 2014.

Bürgermeister Michael Grötsch (CDU) sah darin eine Bestätigung in den Bemühungen für eine attraktive Innenstadt. Die Vertreter des Handels wollten nur bedingt in die Jubelarie einstimmen.

Jeweils über 1000 Personen wurden zwischen September und November in der Mannheimer Innenstadt und 110 weiteren Kommunen in der Republik nach ihrer Meinung befragt. Das Ergebnis liest sich auf den ersten Blick rundherum positiv. Fast überall liegt Mannheim besser als die Werte von Städten vergleichbarer Größenordnung. Das sei so nach den vielen kritischen Stimmen auch im vergangenen Jahr nicht zu erwarten gewesen, so der für Wirtschaft zuständige Bürgermeister Grötsch.

Längst nicht mehr so viele Kunden von außerhalb

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So bewerteten 68,2 Prozent der Befragten die Attraktivität der Innenstadt mit "gut" (41,1 Prozent) oder sogar "sehr gut" (27,1 Prozent). Das waren bei der letzten Befragung im Jahr 2020, direkt nach dem ersten Lockdown, nicht nur deutlich weniger (65,3 Prozent), sondern vor allem die Wertungen mit "sehr gut" (2020: 10,3 Prozent) haben sich mehr als verdoppelt.

Vor allem die positiven Bewertungen für Einzelhandelsangebot und Gastronomie freuten den Bürgermeister, der auch die positiven Bewertungen für "Lebendigkeit" und "Familienfreundlichkeit" hervorhob. In Sachen Sicherheit und Sauberkeit lag Mannheim hingegen unter dem Durchschnitt der Städte vergleichbarer Größe.

Und auch das mit einer "Zwei" bewertete Einzelhandelsangebot wirkt nur auf den ersten Blick positiv, denn Mannheim liegt damit nur noch knapp über dem Durchschnitt und hatte in den letzten vier Umfragen aber auch schon zwei Mal die Bestnote erreicht.

"Wir sehen mit Sorge, dass deutlich weniger Gäste von außerhalb in unsere Shoppingmetropole kommen", erklärte Swen Rubel, Geschäftsführer des Handelsverbandes Nordbaden. So lag der Anteil der Kunden von außerhalb vor zwei Jahren noch bei 51,2 Prozent, während im vergangenen Herbst nur noch knapp 43 Prozent aus dem Umland in die Quadrate kamen.

Einer der Gründe dafür könnte die Erreichbarkeit sein – gerade für den motorisierten Individualverkehr. Allerdings lagen hier nicht nur die Werte der Umfrage für Autofreundlichkeit und Parkmöglichkeiten unter dem Durchschnitt, sondern auch die Ergebnisse für Fahrradfreundlichkeit und Fußgängerfreundlichkeit.

Lediglich in der Erreichbarkeit mit Bus und Bahn bekam Mannheim einen Durchschnittswert, lag damit aber deutlich hinter der Spitze.

Eigentlich erstaunlich, wenn man die vorgelegten Werte vergleicht. Denn demnach besuchten fast 39 Prozent die Innenstadt im Vorjahr mit dem Nahverkehr, aber damit rund fünf Prozentpunkte weniger als vor zwei Jahren.

Auch der Anteil von Fahrradfahrern ging zurück (von 7,1 auf 4,7 Prozent), wohingegen 39,9 Prozent der Befragten im Herbst angegeben hatten, dass sie mit Auto oder Motorrad in die Innenstadt gekommen waren – 2020 waren das noch 32 Prozent.

Lutz Pauels, Vorsitzender der Werbegemeinschaft Mannheim City, mahnte an, diese Zahlen genauer zu betrachten. IHK-Präsident Manfred Schnabel, dem auch Umsatz- und Frequenzzahlen der Unternehmen in der Innenstadt vorliegen, verwies außerdem auf einen weiteren Schwachpunkt der Umfrage: "Es ist das Problem, dass wir nur die Leute befragen können, die noch in die Innenstadt kommen." Das Augenmerk müsse aus Sicht des Handels aber gerade auf denen liegen, welche die Mannheimer Innenstadt inzwischen meiden.

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