Um 14.09 Uhr rollte der erste Impfstoff-Transporter los
Kampf gegen Corona: Mobile Teams nahmen am Sonntag in Seniorenheimen ihre Arbeit auf

Von Alexander Albrecht
Mannheim. Wer hätte gedacht, dass ein beiger Mercedes-Transporter kurz vor dem Ruhestand das Zeug zum Medienstar hat? Am Sonntag um 14.09 Uhr verlässt das Einsatzfahrzeug der Malteser unter Blitzlichtgewitter das Maimarktgelände. Die vierköpfige Besatzung macht sich auf den Weg vom neuen Impfzentrum zu einem Mannheimer Seniorenheim. Jetzt geht er los, der aktive Kampf gegen die Pandemie.
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Erst wenige Stunden zuvor sind die Impfdosen eingetroffen. Aus der Maimarkthalle dringen Klatschgeräusche – wie bei einem Sportteam, das sich für ein wichtiges Spiel heiß macht. Die Tür öffnet sich, und hoch motivierte Helfer schleppen zuerst Kartons mit Schutzmaterial heraus. Es folgt die zweite Laderunde mit der viel wichtigeren Fracht: dem in blauen Kisten à 30 Dosen verstauten Impfstoff. Die fünf mobilen Teams der Malteser und Johanniter, des Arbeiter-Samariter-Bunds und des Roten Kreuzes sowie der DLRG sind abfahrtbereit. Jede Einheit besteht aus vier Helfern: ein Fahrer, ein Arzt, eine medizinische Fachkraft und eine Person für die Verwaltungs- und Schreibarbeiten. Sie steuern jeweils eine Senioreneinrichtung an.

"Das schaffen wir natürlich nicht alles an einem Tag, dafür haben die Heime zu viele Bewohner und Mitarbeiter", weiß Nicole Tettweiler, die Leiterin des Impfzentrums. Deshalb sind die Teams auch an diesem Montag wieder vor Ort. Von den dort lebenden älteren Menschen hätten sich rund 80 Prozent zu einer Impfung bereit erklärt. Beim Personal bestünde dagegen noch "Informationsbedarf", wie es Tettweiler ausdrückt. Die Heimleitungen seien im Vorfeld aufgeklärt worden, sodass die Helfer sofort loslegen können. Gerade bei Senioreneinrichtungen sei das allerdings nicht immer so leicht, da ein Teil der Bewohner bettlägerig ist. "Deshalb können wir auch noch nicht abschätzen, wann die Einsatzkräfte heute zurückkehren", so Tettweiler. "Wir lernen ständig dazu und tauschen jeden Abend unsere Erfahrungen aus."
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Der Mannheimer Oberbürgermeister Peter Kurz dankt den Helfern wie Tettweiler, die wegen der Vorbereitungen fast nichts von Weihnachten gehabt hätten. Und er spricht von einem besonderen Moment – "der einmal historische Bedeutung erlangen wird, wenn es uns gelingt, die Pandemie in diesem Jahr zu besiegen". Den Start des Impfzentrums kündigt er für den 4. Januar an.
In der ersten Phase werden neben Medizinern und Pflegern ausschließlich über 80-jährige Menschen nach Terminvereinbarung vor einer Corona-Infektion geschützt. Die von den Senioren gemachten Angaben können erst im Zentrum überprüft werden. Deshalb appelliert Kurz eindringlich an die Bevölkerung, dass sich ausschließlich Personen aus der Altersgruppe Ü-80 anmelden sollen. "Wir haben die Sorge, dass zu viele Menschen kommen, die die Voraussetzungen nicht erfüllen", sagt der OB. Am Anfang stünden lediglich 420 Dosen pro Tag zur Verfügung, das ist ein Viertel des Maximums.
Der Erste Bürgermeister Christian Specht strotzt vor Zuversicht. "Endlich können wir selbst etwas tun und müssen nicht mehr nur reagieren", sagt er. Allerdings lege man nun die ersten Schritte eines Marathonlaufs zurück. "Wir brauchen die Begeisterung auch noch Mitte April, im Juni und wohl noch bis Ende September hinein", betont der Sicherheits- und Ordnungsdezernent. "Uns darf die Puste nicht ausgehen."
Und an die Bürger gerichtet: "Wenn man sich einmal im Leben solidarisch zeigen will, dann ist dafür jetzt die beste Gelegenheit." Keinen Zutritt zum Impfzentrum erhält an diesem Sonntag ein betagtes Ehepaar aus der Pfalz. Die beiden haben die Nachrichten im Vorfeld offenbar nicht richtig verstanden. "Wir wollten mal schauen, wie der Andrang ist", sagt der Mann. Und behauptet, bereits für den 5. Januar einen Termin im Impfzentrum zu haben. Nein, nicht auf der anderen Rheinseite, beteuert er. In Mannheim. Bleibt für ihn zu hoffen, dass er nicht wieder vergebens anreist.



