Wo die Energiefresser lauern
Tipps zum effizienten Stromverbrauch: Die Musterwohnung der Klimaschutzagentur ist in der Abendakademie ausgestellt.

Von Marco Partner
Mannheim. Sich einfach wie zu Hause fühlen: mit Wohnzimmer samt Couch und Fernseher, Kühlschrank, Backofen, Waschmaschine – und elektrischem Heizlüftgerät. Nur, dass die vielen technischen Alltagsbegleiter uns etwas zu sagen haben – über ihren Energieverbrauch.
Im Foyer der Abendakademie kann man sich derzeit auf einen Rundgang durch eine nachhaltige Musterwohnung der Klimaschutzagentur begeben – und lernen, wie man im täglichen Handeln in den eigenen vier Wänden nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel schont.
"Öffne mich", steht auf dem Kühlschrank in der kleinen Küche geschrieben. "Heb mich hoch" gleich daneben auf einem Kochtopf. Ein bisschen wie bei Alice im Wunderland dürfen sich die Besucher fühlen. Nur, dass sie beim "Probieren" nicht größer oder kleiner werden, dafür steigert sich mit jeder kleinen Information das Umweltbewusstsein und senkt vielleicht in Zukunft den Energieverbrauch.
Mit der Hand spülen oder doch mit der Maschine? Die ewige Wer-macht-den-Abwasch-Frage kennt eine klare Antwort: Die Maschine braucht im Durchschnitt 50 Prozent weniger Wasser und 25 Prozent weniger Energie, steht da geschrieben.
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Auch beim Betreten des Badezimmers bekommt man einfache Gleichungen vor Augen geführt: Ein Vollbad kostet so viel wie sechs Mal Duschen, zumindest einmal in der Woche auf das Abbrausen zu verzichten, kann in einem Zwei-Personen-Haushalt schon bis zu 280 Kilowattstunden im Jahr sparen. "Wer von euch kennt seinen Energieverbrauch?", fragt Marianne Crevon bei einem geführten Rundgang. Kaum eine Hand schnellt nach oben.
Eine Person verbraucht durchschnittlich 1300 Kilowattstunden Strom pro Jahr. "Aber 80 Prozent der im Haushalt verbrauchten Energie macht die Heizung aus", zeigt sie auf. Das könnte in diesem Winter sogar noch getoppt werden, wenn man sich kleine Alternativen ins Haus holt.
Auch im Muster-Bad steht ein Mini-Heizlüfter. Doch es wird klar empfohlen, ihn nicht zu verwenden. "Derzeit sind die Geräte gefragt, aber es ist ziemlich ineffizient, Strom zu nutzen, um Wärme zu produzieren", warnt die Prokuristin der Klimaschutzagentur davor, sich selbst auszutricksen.
Sie plädiert auch im Krisenwinter für wassergeleitete Heizkörper, bei welches jedes Grad wärmer ungefähr sechs Prozent mehr Heizkosten entspreche. "Und auch wenn es paradox klingt: Zwei bis dreimal am Tag gut lüften lohnt sich, da unsere durch Atmen, Kochen und Duschen feucht gewordene Luft nach außen dringt und trockene Luft sich besser aufwärmen lässt", betont sie.
Auch im Wohn- und sogar im Schlafzimmer sind jede Menge Energieräuber versteckt. Wie die vielleicht immer noch leuchtende alte Glühbirne, die sechsmal so viel Strom frisst wie eine LED-Lampe.
Oder die Gerätschaften wie Smartphone, TV, Laptop und Spielkonsole, die ein Viertel unseres Stromverbrauchs ausmachen. "Goodbye Stand-by", wird empfohlen, die Geräte am besten über eine Steckerleiste ganz auszuschalten, und die Ladegeräte von Handy und Laptop bei Nichtgebrauch nicht einfach lose in der Dose zu lassen. Bis zu 100 Euro im Jahr könne so gespart werden.
Eigentlich hatte die Klimaschutzagentur die nachhaltige Musterwohnung schon fast ein Jahr in der Schublade. Der Augenblick für die praxisnahe Ausstellung aber könnte kaum besser sein. "Die aktuelle Krise mit steigenden Preisen ist fordernd für uns alle", zeigt Umweltbürgermeisterin Diana Pretzell auf, dass aus einer ökologischen Frage mittlerweile eine soziale geworden ist.
"Es werden beim Klimaschutz und eben auch beim Energiesparen viele kleine Schritte benötigt, doch letztlich können sie eine große Wirkung erzielen", betont sie. Diese kleinen Schritte, die in der eigenen Wohnung gegangen werden können, werden bei der Ausstellung sichtbar.
Info: Nachdem sie bereits beim Sommerfestival des Nationaltheaters zu sehen war, soll die noch bis zum 30. September im Foyer der Abendakademie (U 1, 16-19, Öffnungszeiten 7.30 bis 22 Uhr) ausgestellte Musterwohnung auf Tour gehen und als Nächstes bei der MVV im Luisenring Station machen. Am Donnerstag, 29. September, wird zudem von 17 bis 20 Uhr zu einer After-Work-Nachhaltigkeitsveranstaltung ins Foyer der Abendakademie eingeladen. Weitere Infos unter www.klima-ma.de.