Tanz in Trinitatis: Tanzzentrum in Mannheimer Kirche
In dem denkmalgeschützten Kirchengebäude in G 4 soll ein Tanzzentrum eröffnen - Stadt will Projekt mit 670 000 Euro fördern

Die Trinitatiskirche in G 4 genießt gemeinsam mit dem Nationaltheater den höchsten Denkmalschutzstatus in Mannheim. Foto: vaf
Von Gerhard Bühler
Die denkmalgeschützte Trinitatiskirche soll wieder mit Leben erfüllt werden. Genauer gesagt, mit Tanz. Damit das klappt, ziehen die evangelische Kirche Mannheim, Künstler und die Stadtverwaltung an einem Strang. Mitte nächsten Jahres soll hier das "EinTanzHaus", ein privates Zentrum für Tanz und Bewegung einziehen. 150.000 Euro zahlt die Stadt einmalig für die Umgestaltung in der Kirche, mit 100.000 Euro will sie sich an den jährlichen Betriebskosten des Tanzzentrums beteiligen.
Die in den Jahren 1956 bis 1959 von dem bekannten Architekten Helmut Striffler gebaute Trinitatiskirche im Quadrat G4 gehört zu den interessantesten und schönsten Kirchenbauten Mannheims. Von außen eher unauffällig, schaffen die mit Glasfragmenten durchzogenen Wände im Innenraum eine beeindruckende Atmosphäre.
Doch seit rund 15 Jahren steht das Haus leer. In dem Stadtviertel fehlt es der evangelischen Kirche an Gläubigen, der Gemeindebetrieb wurde eingestellt. Das Gebäude erzeugt eine Menge Kosten, genießt aber auch, gemeinsam mit dem Nationaltheater, den höchsten Denkmalschutzstatus in Mannheim.
Schon längere Zeit sucht die evangelische Kirche nach einer neuen Verwendung. Nun soll nach Umbauten das "EinTanzHaus", ein privates Zentrum für Tanz und Bewegung einziehen. Aus einem 2015 gestarteten Wettbewerb für die Weiternutzung ging das "Tanzzentrum" des Künstlerkollektivs "La Trottier Dance Collective" um den Tänzer und Choreografen Eric Trottier als Sieger hervor. Der Kanadier Trottier, der jahrelang als Tänzer am Nationaltheater engagiert war, leitet derzeit eine freie Tanzkompanie, die hauptsächlich im Theater Felina-Areal in der Neckarstadt auftritt.
Die evangelische Kirche in Mannheim ist bereit, mit dem Verein einen Nutzungsvertrag über fünf Jahre abzuschließen und auch die Kosten für die Sanierung des Gebäudes in Höhe von 800.000 Euro zu übernehmen. Die Umwandlung in ein Tanztheater mit Bühne, Zuschauertribüne und Technik muss der Verein stemmen. Die Stadt schießt dafür 150.000 Euro zu. Der Verein rechnet mit jährlichen Betriebskosten in Höhe von 223.000 Euro. Einnahmen sollen durch Eintritte, Vermietungen und Gastronomie erwirtschaftet werden. Das erwartete Defizit in Höhe von jährlich 100.000 Euro will die Stadt ebenfalls übernehmen - vorerst fünf Jahre lang bis Mitte 2022. Damit bezahlt sie immerhin insgesamt 670.000 Euro.
"Die Tanzszene in Mannheim ist stark gewachsen und braucht Raum. Trinitatis soll Produktionsstätte und Veranstaltungsort sein", erläuterte Trottier bei der Präsentation der Pläne in der jüngsten Sitzung des Kulturausschusses. Darüber hinaus will der Verein Kurse von Yoga bis Kindertanz und Breakdance anbieten. Ein Theatercafé soll es auch geben.
"Es ist ein perfektes Tanzhaus mit unbezahlbarer Atmosphäre. Wir könnten eines der außergewöhnlichsten Tanztheater Deutschlands eröffnen", fügte Daria Holme vom Verein "EinTanzHaus" hinzu. Das Theater werde viele Künstler und Besucher anziehen, den Platz davor beleben und das ganze Stadtquartier positiv beeinflussen, so Holme.
Auf die finanzielle Unterstützung der Stadt zeigten die Gemeinderäte sehr unterschiedliche Reaktionen. Während SPD und Grüne von einem "überzeugenden Konzept" und "einmaligen Glücksfall für Mannheim" sprachen, machte CDU-Sprecher Jens Kirsch finanzielle Bedenken deutlich. "Der Businessplan ist fragwürdig, wir wollen keine Ausweitung des Kulturetats." Ähnlich äußerte sich ML-Stadtrat Achim Weizel.
"Es wäre gut, wenn wieder Leben in das Gebäude kommt. Wir sollten mit einem überschaubaren Betrag diese Chance eröffnen", machte Kulturbürgermeister Michael Grötsch (CDU) seine Hoffnung deutlich, dass die CDU-Fraktion bis dahin ihre Bedenken überwinden kann. Ob sich die Stadt in diesem Umfang am "EinTanzHaus" beteiligen wird, soll im nächsten Hauptausschuss Mitte November beschlossen werden.