Mannheim

Schließung der Mannheimer Kitas ist Einzelfall (Update)

11.300 Kinder können nicht in Kita gehen - Zudem sind die Corona-Mutationen weiter auf dem Vormarsch.

16.03.2021 UPDATE: 18.03.2021 12:45 Uhr 2 Minuten, 58 Sekunden
Selbsttests sind ein wichtiger Bestandteil der Pandemie-Eindämmung – wenn sie verfügbar sind. Foto: dpa

Mannheim. (dpa-lsw) Die Schließung aller Mannheimer Kitas ist zunächst ein Einzelfall im Südwesten. Eine Blitzumfrage des Städtetags ergab, dass keine anderen Kommunen einen solchen Schritt erwägen. "Mannheim ist eine Ausnahme", sagte Dezernent Benjamin Lachat in Stuttgart. In der nach der Landeshauptstadt zweitgrößten Stadt Baden-Württembergs können 11.300 Kinder bis Ostern nicht in die rund 200 Kitas gehen. Auch dem Gemeindetag sind nur temporäre Schließungen einzelner Gruppen oder Einrichtungen bei positiven Tests bekannt - keine Vollschließung in einer Kommune.

Der Städtetag befürwortet neben den bereits existierenden Testmöglichkeiten für das Kita-Personal auch Tests für Kinder in den Einrichtungen, wenn es spielerische Methoden ihrer Nutzung gebe.

Seit Ende der Sommerferien 2020 zählt das Landesgesundheitsamt 331 Corona-Ausbrüche in Kitas mit insgesamt 2154 Infizierten, darunter ein Todesfall unter dem Personal.

 

Update: Donnerstag, 18. März 2021, 12.52 Uhr

Auch interessant
Mannheim: Uneinsichtiger Party-Gastgeber wollte weiterfeiern
Mannheim: Riechtest-Projekt an drei Mannheimer Schulen gestartet
Corona-Schutzmaßnahmen: Mannheim zieht ab Dienstag die Notbremse
Mannheim: Termin-Einkaufen ist angesagt

Die Kindertagesstätten schließen am Mittwoch

Von Olivia Kaiser

Mannheim. Die Zahl der Infizierten steigt in Mannheim seit vier Wochen in Folge, und die Erkrankten sind immer jünger. "334 positive Fälle wurden in der vergangenen Woche gemeldet, in der Woche davor waren es noch 158", erklärte Peter Schäfer, der Leiter des Gesundheitsamts, am Dienstag in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Momentan liegt der Altersdurchschnitt bei 32,6 Jahren. Das spiegelt sich laut Schäfer auch in den Zahlen aus den Krankenhäusern. Derzeit werden auf den Isolierstationen 35 Covid-Patienten behandelt, 14 Personen liegen auf der Intensivstation. Der Altersdurchschnitt bei Letzteren beträgt 52,3 Jahre. Vor drei Wochen lag er noch bei 65.

Zudem ist die britische Mutation auf dem Vormarsch. In der achten Kalenderwoche überstieg sie erstmals die 50 Prozent-Marke. "Wir hatten damit gerechnet, dass dies Mitte März eintreten würde, jetzt müssen wir feststellen, dass es schon Anfang des Monats der Fall war", so Schäfer. "Mit hohen Anstrengungen" könne man derzeit bei etwa 75 Prozent der Fälle die Quelle ermitteln. 19 Cluster gibt es derzeit in Mannheim. Sie befinden sich nicht nur im betrieblichen oder privaten Bereich, sondern immer häufiger auch in Kindertagesstätten.

Deshalb hat die Stadtverwaltung die Entscheidung getroffen, die Kitas ab Mittwoch, 17. März, zu schließen. Eine Notbetreuung wird eingerichtet, doch Oberbürgermeister Peter Kurz appellierte an die Eltern, sie nicht in Anspruch zu nehmen, wenn die Betreuung anders organisiert werden kann. "Aktuell sind sieben Kitas geschlossen, in fünf davon sind Corona-Infektionen mit Virusmutationen aufgetreten", informierte Schäfer. Betroffen sind Erzieherinnen und Erzieher sowie Kinder und deren Kontaktpersonen.

"Die Pandemie hat jetzt andere Parameter", sagte Peter Kurz im Hinblick auf die steigende Zahl der Infektionen mit den Virusmutanten, die ansteckender sind und vermehrt bei Kindern auftreten. Diese seien bei der herkömmlichen Variante weit weniger betroffen gewesen. "Das ist ein fundamentaler Unterschied", gab Kurz zu bedenken. Die Inzidenzzahl liege zwar nur knapp über 100, doch eine schnelle Reaktion sei nun entscheidend, um die ansteigende Kurve zu brechen. "Wir haben die 100 drei Mal in Folge überschritten, da gibt es nichts zu Rütteln", betonte der OB. Die Cluster vermehrten sich mit starker Geschwindigkeit, eine Eindämmung bei einer Inzidenz von mehr als 100 sei schwer möglich. Das habe sich jetzt gezeigt. Die Notbremse sei der richtige Schritt gewesen – auch wenn es wehtue.

Im Zentrum steht dabei, eine Überlastung der Krankenhäuser zu verhindern. Mit einer Inzidenz von 100 oder 120 komme man gut zurecht, doch "ob das bei 300 oder 500 noch der Fall ist, halte ich für hoch spekulativ", stellte Kurz klar. Hinzu kommt der Rückschlag bei der Impfstrategie, denn derzeit darf der Impfstoff von Astra-Zeneca nicht verabreicht werden. Da Mannheim aber ohnehin nur wenig von diesem Impfstoff bekam, können trotzdem alle Impftermine wahrgenommen werden. "Die Menschen bekommen dann einen der anderen Impfstoffe verabreicht", versicherte der Rathauschef.

Mittlerweile können sich auch Bürger zwischen 70 und 80 Jahren impfen lassen. Wenn es erneut Probleme bei der Anmeldung gibt, wird die Stadtverwaltung auch diese Gruppe anschreiben, beginnend mit dem Jahrgang 1941. In einer Pilot-Arztpraxis wird derzeit geimpft. Laut Kurz klappt das gut, auch mit dem sensiblen Biontech-Impfstoff.

Doch der OB setzt bei der Pandemie-Bekämpfung auch auf die Schnelltests. Die Strategie hat drei Säulen: Bürger können die Tests in Apotheken oder beim Hausarzt bekommen, sich aber auch in einem der vier Mannheimer Testzentren testen lassen. Hinzu kommt die kontrollierte Selbsttestung der Lehrkräfte und Erziehenden in Schulen und Kitas. Das soll auf die Schüler ausgeweitet werden. An drei Schulen hat ein Pilotprojekt begonnen: Ab sofort können alle Schülerinnen und Schüler der dortigen Abschlussklassen zwei Mal wöchentlich einen kostenlosen Riechtest in der Schule machen. Beteiligt sind die Helene-Lange- und die Justus-von-Liebig-Schule sowie die Integrierte Gesamtschule Herzogenried. 8000 Tests wurden bereits ausgeliefert. Diese Tests seien auch bei den Wahlhelfern zum Einsatz gekommen, berichtete Kurz. Die dritte Säule sind die Arbeitgeber. Wenn in den Betrieben flächendeckend getestet werde, könnten die Cluster dort bekämpft werden. "Derzeit befinden wir uns mit den Betrieben im Dialog", sagte der OB.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.