"Omas gegen Rechts" von Demonstranten angepöbelt
Trotz mulmigen Gefühls blieben sie standhaft. Am Montag wird wieder demonstriert.

Mannheim. (alb) Tapfer zeigten die sechs Frauen am Montagabend mit einem Infostand am Paradeplatz Flagge – doch als der Demonstrationszug aus Querdenkern und Impfgegnern pöbelnd und mit lauten "Widerstand"-Rufen auf sie zusteuerte, wurde es auch den "Omas gegen Rechts" mulmig. "Da hat man echt Angst bekommen können", sagt die Aktivistin Tanja Hilton. Dass die Polizei gegen 19.30 Uhr nicht sofort zur Stelle gewesen sei, dafür hat sie Verständnis. Die Beamten waren zu dieser Zeit in ein Katz-und-Maus-Spiel mit "Spaziergängern" verwickelt.
Hilfe bekamen die "Omas" aber dennoch. Einige Teilnehmer der friedlichen Menschenkette am Rathaus hatten sich nach dem Ende ihrer Kundgebung zu dem Infostand begeben. "Sie schnappten sich unser großes Transparent und drängten die ,Spaziergänger’ bis zum Eintreffen der Polizei zurück", berichtet Hilton. Von dem Vorfall wollen sich die Frauen aber nicht entmutigen lassen. "Am nächsten Montag sind wir ab 17 Uhr wieder da", kündigt Hilton an, die auch dem erweiterten Landesvorstand der Linken angehört.
Die Frauen des kleinen gallischen Dorfs demonstrierten wieder gegen Rechtsextremismus und liessen die Jugend "Alerta Antifaschista" in ihrem zt anarchischem Enthusiasmus singen. Sargnagel meinte: Nieder mit den Klangschalen! Naja. pic.twitter.com/hFPUUnV6dX
— OMAS GEGEN RECHTS (@OMASGEGENRECHTS) December 4, 2021
Dann wollen die Frauen erneut Infomaterial verteilen und für die zweite Auflage der Menschenkette am Rathaus Werbung machen. Hilton ist, wie sie sagt, mit 48 Jahren "das Nesthäkchen" bei der Regionalgruppe Rhein-Neckar der bundesweit agierenden "Omas gegen Rechts". Ihre Mitstreiterinnen sind Anfang 60 bis Ende 70, stammen hauptsächlich aus Mannheim, aber auch aus Heidelberg, Ludwigshafen und dem Rhein-Neckar-Kreis. "Bei unseren Aktionen sind wir meist mit fünf bis sechs Frauen vertreten, im Hintergrund sind es ein paar mehr", sagt Hilton. Die "Omas" möchten noch so lange am Paradeplatz stehen, wie die "Spaziergänger" durch die Mannheimer City laufen.
Das haben sich auch die Grünen-Stadträte Chris Rihm und Gerhard Fontagnier vorgenommen, die unter dem Titel "Uffbasse! Solidarität in der Pandemie mit Abstand und Rücksicht!" für den kommenden Montag, 3. Januar (18 bis 19 Uhr) zur nächsten Menschenkette aufrufen. Die Organisatoren und die Polizei rechnen mit einem weiteren Aufmarsch der "Spaziergänger".
Dem Unterstützerkreis der Menschenkette haben sich inzwischen auch Vertreter von SPD, CDU, FDP, Mannheimer Liste, Verdi und der LiParTie-Fraktion im Gemeinderat angeschlossen. Insofern kann es gut sein, dass noch mehr Menschen bei der zweiten Auflage "uffbasse" werden. Beim letzten Mal waren rund 500 gegen Hass und Hetze auf die Straße gegangen.



