Mannheimer Stadtarchiv im Bunker: Auflagen des Denkmalschutzes

Zum Umzug in den Ochsenpferchbunker sucht das Stadtarchiv Zeitzeugen - Vor dem Umbau macht die Denkmalbehörde Auflagen

28.05.2015 UPDATE: 29.05.2015 06:00 Uhr 1 Minute, 41 Sekunden

Das Bild des Ochsenpferchbunkers stammt aus dem Jahr 1944. Die Nazi-Parole wurde später entfernt. Bis 1965 wurde der Bunker als Wohnstätte benutzt, für Menschen, die im Krieg ihre Wohnungen verloren hatten. Für das Stadtarchiv wird er nun umgebaut. Foto: Stadtarchiv Mannheim

Von Harald Berlinghof

Der Mannheimer Ochsenpferchbunker soll zu einem Speicher für die Mannheimer Stadtgeschichte werden. Bis Mitte 2017, so plant man gegenwärtig, soll der Umbau des größten Mannheimer Hochbunkers fertiggestellt sein und dem Institut für Stadtgeschichte eine neue Heimstatt bieten. Der Umzug selbst könnte dann im Jahr 2018 erfolgen.

Angesichts der Sanierungsbedürftigkeit des Collini Centers, wo neben dem Technischen Rathaus das Stadtarchiv bislang untergebracht ist, sucht man händeringend - aber auch aufgrund von wachsenden Platzproblemen - nach einem Alternativstandort. Mehrfach hatte man in der Vergangenheit bereits mit Wasserschäden zu kämpfen. Doch glücklicherweise gab es keine größeren Schäden am Archivbestand. Im Ochsenpferchbunker böte sich genügend Raum, um sowohl Büros für die Mitarbeiter als auch einen Lesesaal und Veranstaltungsräume darin unterzubringen. Als Außendepot wird der Ochsenpferchbunker bereits jetzt vom Stadtarchiv genutzt.

Obwohl der Bunker, der sich in der Neckarstadt-West am nördlichen Neckarufer in der Nähe der Jungbuschbrücke befindet, mit seiner markanten Bauweise unter Denkmalschutz steht, könnten mit Einverständnis der Denkmalbehörden zwei helle, lichtdurchflutete zusätzliche Stockwerke für die Büros der Mitarbeiter aufgesetzt werden. Da das Gebäude unter Denkmalschutz steht, ist ein größerer Eingriff in die Bausubstanz des Betonbunkers nicht erlaubt - demnach dürfen auch keine Fenster eingebaut werden.

Durch den zusätzlichen Raumgewinn des Aufbaus wäre es möglich, Ausstellungsflächen im Erdgeschoss und im 1. Obergeschoss herzustellen. Dort könnte dann eine stadtgeschichtliche Dauerausstellung gezeigt werden und der Bunker als lokales NS-Dokumentationszentrum dienen. Der Mannheimer Gemeinderat hatte im Juli des vergangenen Jahres einstimmig für den Umbau durch die stadteigene Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft GBG und die neue Nutzung des Bunkers gestimmt. Die Umbaukosten werden auf rund 17 Millionen Euro taxiert.

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Der Bunker stammt aus den Jahren 1942/1943. Während des Zweiten Weltkrieges galt der Industriestandort Mannheim als besonders gefährdete Stadt. Im Rahmen eines Schutzprogrammes für die Bevölkerung vor Luftangriffen wurden an solchen Standorten zusätzliche Bunker gebaut. Einer davon war der Ochsenpferchbunker. Im Alarmfall konnten darin bis zu 7500 Menschen untergebracht werden. Das robuste Gebäude hielt in der Nacht auf den 24. September 1943 sogar einer Zehn-Zentner-Bombe stand.

Nach dem Krieg wurde der Bunker bis zum Jahr 1965 als vorübergehende Wohnstätte für Menschen genutzt, die ihre Häuser und Wohnungen verloren hatten. In der Zeit des Kalten Krieges wurde das Bauwerk sicher gegen ABC-Waffen gemacht und bis 1981 als Zivilschutzbunker für den Ernstfall vorgehalten.

Das Stadtarchiv Mannheim plant nun, die Geschichte des Ochsenpferchbunkers mit Hilfe von Zeitzeugen wieder lebendig werden zu lassen. Alle Zeitzeugen können ihre Erinnerungen und Erlebnisse, Dokumente, Fotos oder gar Filme dem Stadtarchiv für eine Ausstellung und eventuell eine Buchpublikation zur Verfügung stellen.

Fi Info: Kontakt an stadtarchiv@mannheim.de oder Tel. 0621/2937027 (Heidrun Pimpl) oder 0621/2937026.

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