Mannheims Stadtarchiv soll in den Bunker ziehen
Die Betonburg würde laut den Plänen um zwei Etagen aufgestockt werden. Der Gemeinderat entscheidet noch vor der Sommerpause

Für die Stadt Mannheim war es eine schwere Entscheidung, den maroden Bau des Collini-Centers aufzugeben - doch könnte sie sich für das Archiv als Glücksfall erweisen. Nach einem neuen Plan findet das Institut für Stadtgeschichte möglicherweise im Ochsenpferchbunker in der Neckarstadt-West eine neue Heimat. Die Betonburg aus dem Zweiten Weltkrieg bietet reichlich Platz, zwei oben aufgesetzte neue Stockwerke könnten den Mitarbeitern helle und moderne Arbeitsplätze bieten. Noch vor der Sommerpause soll der Mannheimer Gemeinderat über den Umbau entscheiden.
Wie andere im Technischen Rathaus im Collini-Center untergebrachte Dienststellen der Stadt sucht auch das Institut für Stadtgeschichte seit geraumer Zeit einen neuen Standort. Eine Zwischenlösung bis zur Errichtung eines Neubaus, verbunden mit einem zweimaligen Umzug, scheint nicht sinnvoll, gesucht ist eine dauerhafte Perspektive. Schon seit einiger Zeit nutzte das Archiv Räume des gut erhaltenen Ochsenpferchbunkers als Depot.
Die Idee, das ganze Gebäude zum Institut für Stadtgeschichte umzuwandeln, hatte nun das Mannheimer Architekturbüro Andreas Schmucker. Alle Räume könnten demnach für Archivzwecke genutzt werden. Für Büros, den Lesesaal und weitere Veranstaltungsräume sollen dem Bunker zwei helle und lichtdurchflutete Stockwerke aufgesetzt werden. Die Statik bietet hier erwartungsgemäß keine Probleme.
Eine erste Hürde hat der Plan bereits genommen, da sich nach einiger Diskussion auch der Denkmalschutz mit der Aufstockung einverstanden zeigte. "Das ist eine klasse Idee und wäre ein gewaltiger Schritt für das Stadtarchiv", ist Institutsleiter Dr. Ulrich Nieß von der Idee begeistert. Damit seien die Raumprobleme für die nächsten 25 Jahre gelöst; im Erdgeschoss des Bunkers würde das Institut sogar dauerhafte Ausstellungsflächen gewinnen.
Nachdem erste Pläne der Architekten für die Aufstockung vorlagen, fiel auch eine verwaltungsinterne Prüfung positiv aus. "Das Projekt bietet nicht nur die Chance, die Raumprobleme des Archivs zu lösen, sondern sorgt auch dafür, dass ein unbequemes Denkmal aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs sinnvoll genutzt wird. Der Bunker könnte so zu einem Haus der Stadtgeschichte und zu einem Erinnerungsort mit Ausstellungsmöglichkeiten werden", meint Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz, für den der Umbau des Bunkers eine "hervorragende Lösung" darstellt.
Daneben werde auch der Stadtteil Neckarstadt-West mit einer weiteren öffentlichen Einrichtung in seiner Entwicklung unterstützt. "Als Speicher der Mannheimer Geschichte kann hier ein neues kulturelles Zentrum entstehen, das zu Ausstellungen und Vorträgen einlädt und Mannheim um eine weitere lebendige Kultureinrichtung bereichert", sagt Kulturbürgermeister Michael Grötsch. Derzeit wird in der Verwaltung an einer Beschlussvorlage gearbeitet, die neben dem Fachkonzept eine architektonische Grundvision zum Inhalt hat.
Noch vor der Sommerpause soll das außergewöhnliche Projekt dem Gemeinderat zur Entscheidung vorgelegt werden. Zu den Kosten könne im Moment noch keine Aussage gemacht werden, teilte ein Sprecher der Stadt mit.



