Stadt will in den vernachlässigten Stadtteil investieren
Eine Steuerungsgruppe soll die Entwicklung koordinieren

Der Neumarkt als zentraler Platz des Stadtteils Neckarstadt-West - hier mit dem Kiosk - ist derzeit stark zerklüftet und soll nach dem Willen der Planer wieder ein Ort der Begegnung und Akzeptanz werden. Foto: vaf
Von Jan Millenet
Der Stadtteil Neckarstadt-West ist kein einfaches Pflaster. Zumindest, wenn es darum geht, die ein oder anderen Probleme, die es im Stadtteil gibt, zu beheben. Unter anderem sind Themen wie Sicherheit, Sauberkeit, Bildungsinfrastruktur oder die städtebauliche Weiterentwicklung immer wieder im Gespräch und beschäftigen nicht nur die Stadtverwaltung. Denn die Neckarstadt-West ist vor allem eines: vielfältig. Was ist bislang geschehen? Und was steht in der nächsten Zeit an Veränderungen an?
"Die Neckarstadt wird nicht als Problem gesehen, sondern als Herausforderung", betonte Oberbürgermeister Peter Kurz bei einem Ortstermin. Sie sei ein Stadtteil, in den es zu investieren gilt. Unlängst hat sich eine Steuerungsgruppe Neckarstadt-West gebildet, die sich den unterschiedlichen Thematiken annimmt. Gerade die letzten Jahre - Stichwort "Zuzug aus Südosteuropa" - hätten dazu beigetragen, dass reagiert werden musste, sagte der OB unter anderem mit Blick auf Problemimmobilien.
Es hat bereits eine Vielzahl an Netzwerktreffen stattgefunden, und Initiativen haben sich gegründet, um den 22.000 Einwohner starken Stadtteil aufzuwerten. Um besser agieren zu können, wurde eine verbindliche Struktur entworfen. Diese beinhaltet einerseits Gutachten, die die Stärken und Schwächen der Neckarstadt festhalten. Andererseits wurde die Steuerungsgruppe unter der Leitung der Entwicklungsgesellschaft MWSP und des OB-Dezernats beauftragt, systematisch und ämterübergreifend auch großen Entwicklungsfragen nachzugehen. Sie tagt seit März monatlich. Wobei, so Kurz, eines wichtig sei: "Ideen müssen schnell umgesetzt werden."
Die Bevölkerung der Neckarstadt wachse stärker als die Bevölkerung in der Gesamtstadt, so Konrad Hummel, einst Konversionsbeauftragter der Stadt und nun externer Berater. "Darum müssen wir bei den Planungen darauf achten, mit welchen Menschen wir es zu tun haben." Genau hinschauen, auch mit all denjenigen sprechen, die bereits Aktionen im Stadtteil gestartet haben, das sei notwendig und sinnvoll. Man habe es hier mit einer extremen Mischung zu tun. "Das heißt nicht extrem arm und extrem reich. Extrem heißt: viele Kulturen", sagte Hummel und sprach damit die Kultur der Südosteuropäer, die Kultur der Erstzuwanderergeneration, die der alteingesessenen Neckarstädter und die Kultur derjeniger an, die, beispielsweise von den Jugendstilhäusern angelockt, gerne in die Neckarstadt ziehen würden. Doch diese Gruppen würden sich, so Hummel, gegenseitig lähmen. "Daher müssen wir genau überlegen, was hilft. Ein Einheitsprogramm hilft nicht."
Auch interessant
Ein Weg sei, öffentliche Einrichtungen zu stärken, zum Beispiel die Bücherei aufzuwerten. Ein eklatanter Mangel ist laut Hummel zudem, dass die Neckarstadt keinen echten Sportverein hat. "Die jungen Leute müssen in andere Stadtteile fahren. Das ist aber auf Dauer nicht gut." Man müsse daher an den Strukturen in der Jugendarbeit arbeiten. Einige Dinge wurden schon angestoßen, wie MWSP-Geschäftsführer Achim Judt erläuterte. Unter anderem sei die Finanzierung einer Beleuchtung des Neckarufers, wo bis vor geraumer Zeit noch verstärkt Drogen verkauft wurden, beschlossen. Auch in Sachen Neumarkt, dem zentralen, aber stark zerklüfteten Platz der Neckarstadt, müsse ganz neu gedacht werden. "Er soll wieder ein Ort der Begegnung und Akzeptanz werden", sagte Judt, der viele weitere kleinere und größere Maßnahmen erwähnte.