Mannheim sucht einen Raum für Trinker

Abhängige sollen in neuer Einrichtung Alkohol konsumieren können und gleichzeitig Hilfe bekommen

30.11.2016 UPDATE: 01.12.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 37 Sekunden

Beschwerden über die Trinkerszene in Mannheim nehmen zu. Alkoholabhängige sollen künftig eine Anlaufstelle bekommen. Foto: Gerold

Von Gerhard Bühler

Mannheim. In der Mannheimer Innenstadt fällt in jüngster Zeit wieder eine zunehmende Trinker- und Wohnungslosenszene auf. An öffentlichen Plätzen werde zum Teil massiv Alkohol konsumiert, wie die Stadtverwaltung in einem Bericht an den Gemeinderat einräumt. Die Betroffenen sind oft schwer süchtig. Um sie zu erreichen, ihre Situation zu verbessern sowie die Störung des öffentlichen Raums zu vermindern, soll nun ein sogenannter Trinkerraum in der Innenstadt eröffnet werden. In der Einrichtung sollen sie Alkohol konsumieren können, gleichzeitig aber auch Lebenshilfe bekommen.

Die Klagen über Trinkgelage auf dem Paradeplatz, in der Breiten Straße und den angrenzenden S-, T- und U-Quadraten waren zuletzt groß. Auch vor Schulen tummeln sich Wohnungslose, Trinker und andere Drogenabhängige. Von Anwohnern und Gewerbetreibenden wird dies als störend wahrgenommen, sie beschweren sich regelmäßig bei Stadtverwaltung und Polizei. Die Situation löst subjektive Kriminalitätsfurcht aus, wie es in der Vorlage an den Gemeinderat heißt. Bisherige Maßnahmen, wie schärfere Kontrollen und der Einsatz von Streetworkern, haben die Lage nicht verbessert, räumt die Verwaltung ein.

"Wir wollen nicht mehr, dass am Paradeplatz Trinkgelage stattfinden", macht Stadtrat Steffen Ratzel die Haltung der CDU deutlich. Um genau dies zu erreichen, will die Stadt Mannheim nun ein neues "Alkohol akzeptierendes Aufenthalts- und Beratungsangebot" schaffen, wie es etwas sperrig heißt.

Eröffnet werden soll ein sogenannter Trinkerraum, in dem allerdings hochprozentige Alkoholika und Drogen verboten bleiben sollen. Geplant ist, das Projekt in einer zweijährigen Modellphase zu erproben. Für die Betreuung soll Personal vom Caritasverband und Drogenverein sorgen. Durch den sich daraus ergebenden direkten Kontakt können die Fachkräfte Suchtkranke direkt erreichen und beraten. Ziel ist die Verbesserung der Lage der Betroffenen wie auch die Entspannung im jeweiligen betroffenen Stadtquartier.

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Wie die Vorlage der Verwaltung einräumt, wird es nicht einfach werden, eine geeignete, etwa 200 Quadratmeter große Räumlichkeit zu finden, in dem der Trinkerraum eingerichtet werden könnte. Die Suche kann demnach länger dauern. Angenommen wird eine Eröffnung im Herbst 2017. Auch eine Kostenschätzung für die Mieträume liegt noch nicht vor.

Einiges teurer sein wird aber die personelle Ausstattung. Insgesamt gehen die Projektplaner ab 2018 von fast 300.000 Euro jährlichen Kosten aus. In der Sitzung des Sicherheitsausschusses zeigten sich die Gemeinderäte von der Notwendigkeit des Projekts überzeugt und votierten einstimmig dafür.

Da im städtischen Fachbereich Gesundheit keine Finanzmittel dafür zur Verfügung stehen, muss das Geld außerplanmäßig genehmigt werden. "Der Trinkerraum ist ein neues Angebot, wir werden genau hinschauen, dass es nicht zu einem Trinkertourismus aus der Region nach Mannheim kommt", kündigt Ordnungsdezernent Christian Specht an.

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