Kurzzeitige Hausbesetzer und Stadt reden miteinander
Das Mannheimer Problemviertel Jungbusch wandelt sich zum bunten Kiez. Nicht allen Bewohnern gefällt das - sie beklagen steigende Mieten. An einem leerstehenden Haus werden die Herausforderungen deutlich.

Mannheim. (dpa-lsw) Im Streit um ein leerstehendes Wohnhaus im Mannheimer Szeneviertel Jungbusch haben sich Stadtverwaltung und Aktivisten zu einem Meinungsaustausch getroffen. Das Ergebnis des Gesprächs über die Zukunft der Immobilie war am Montag zunächst nicht bekannt. Das Bündnis "Wem gehört die Stadt?" hatte das Haus in der Hafenstraße 66 am Samstag für mehrere Stunden besetzt. Ein Ziel der Gruppe ist es, in dem Gebäude bezahlbare Wohnungen sowie Räume für ein soziokulturelles Zentrum und soziale Initiativen zu schaffen.
In dem seit 2011 leerstehenden Haus herrscht nach Angaben der Stadt Gefahr für Leib und Leben. "Baustatikern zufolge ist weit mehr als nur das Treppenhaus problematisch", sagte ein Mitarbeiter der Kommune. Die Sicherheitsfrage sei einer der Gründe gewesen, warum die Polizei die Aktivisten zum Verlassen des Hauses gedrängt hätte. Die SPD von Oberbürgermeister Peter Kurz sprach sich unterdessen für eine Stadtteilversammlung aus. "Vorstellbar ist, neu entstehenden Wohnraum bevorzugt an Familien abzugeben, die aus dem Jungbusch verdrängt werden würden", sagte die Kommunalpolitikerin Isabel Cademartori.
"Wir sehen viele Fragen offen, zum Beispiel bei der Finanzierung", hieß es bei der Stadt. Ein Konzept müsse zudem von Juristen geprüft werden. Die Verwaltung hatte wiederholt dem Vorwurf widersprochen, sie unternehme zu wenig für das Viertel. "Diese Einschätzung ist falsch", sagte der Stadtsprecher. Die Stadt habe das Haus in der Hafenstraße auch gekauft, damit es nicht zum Spekulationsobjekt wird. Zudem schaffe die Verwaltung gerade in der Nähe Wohnungen für Familien. In der früheren "Problem-Immobilie" Beilstraße 19 lebten früher fast 100 Menschen unter unwürdigen Umständen auf Matratzen.
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Der Jungbusch im Nordwesten Mannheims galt lange Zeit als massiver sozialer Brennpunkt. Fast zwei Drittel der etwa 30 000 Einwohner haben einen Migrationshintergrund. In jüngerer Zeit ist das Problemviertel aber auf dem Weg hin zu einem bunten Kiez - unter anderem durch die Ansiedelung von Kreativzentren wie der Popakademie. Langzeitbewohner beklagen jedoch steigende Mieten, ein Grund ist der Zuzug zahlungskräftiger Wohnungseigentümer ("Gentrifizierung").










































