Intelligentes Parkleitsystem gegen unnötigen Autoverkehr
Oft wissen Autofahrer nicht, dass ausreichend Parkplätze vorhanden sind. Und das sorgt für mehr Verkehr.

Von Volker Endres
Mannheim. Wolfgang Ockert kommt zu einer überraschenden Erkenntnis. "Stellplätze sind in den Quadraten genügend vorhanden", sagt der Vorsitzende des Bürger- und Gewerbevereins Östliche Unterstadt. Was allerdings fehle, sei die Koordination und Flexibilität der städtischen Parkhausbetriebe. "Es geht ja nicht nur um den Parkraum für die Anwohner", sagt Ockert beim Rundgang durch die City.
Infolge einseitiger Parkverbote auch in Einbahnstraßen, und das sind praktisch alle Straßen in den Quadraten, werden etwa 40 Prozent der Plätze wegfallen. Bange ist ihm deshalb nicht. Im Gegenteil. "Der erste Schritt, der ,Mannheimer Pfosten’, war richtig", erklärt der Anwohner und verweist auf die grauen, gut einen Meter hohen Metallstäbe. Diese wurden von der Stadt zunächst einmal in den Kreuzungsbereichen angebracht und längst auch in kompletten Straßen, etwa wenn die Gehwegbreite kein halbseitiges Parken von Autos erlaubt.
Ein "Zugewinn von Sicherheit", nennt Ockert diese Maßnahme. So verhinderten parkende Autos, beispielsweise im Brandfall, dass größere Fahrzeuge ohne großes Rangieren um die Kurve kamen. Mit den Absperrungen sei dieses Problem gelöst. "Und auch für Gehewegnutzer hat sich die Situation nachhaltig verbessert", sagt Ockert mit Blick auf den schmalen Gehsteig im Quadrat Q3, wo die Pfosten ebenfalls stehen. "Solange hier Autos abgestellt waren, kam man schon als Fußgänger kaum durch. Von Rollstuhlfahrern oder auch Kinderwagen einmal ganz zu schweigen."
Völlig glücklich seien die Anwohner trotzdem nicht, denn auch der eine oder andere Fußgänger nutzt schließlich hin und wieder einen Wagen – und nur die wenigstens Innenstadthäuser aus dem Altbestand verfügen über Abstellflächen. "Deshalb gab es jahrzehntelang eine Vereinbarung mit den Mannheimer Parkhausbetrieben", sagt Ockert. Als "Dauernutzer" der öffentlichen Parkhäuser zahlten die Anwohner eine reduzierte Stellplatzmiete.
Auch interessant
Ein Modell, das über Jahre funktioniert habe – bis zu den Bauarbeiten für das Quartier Q6/Q7 im Jahr 2012. "Dabei waren auch zwei Parkhäuser betroffen, die von den Parkhausbetrieben verwaltet worden waren." Durch den dramatischen Wegfall mehrerer Hundert Parkplätze waren Dauerparker nicht mehr erwünscht. Mittlerweile sind durch die Eröffnung der Tiefgarage in Q6/Q7 und den Neubau des Parkhauses in R5 aber mehr Parkplätze als vorher vorhanden. Wiederbelebt wurde das städtische Förderprogramm bislang nicht. "Obwohl in den Parkhäusern in D3 und D5 nun Platz vorhanden wäre", so Ocker, und die beiden Parkhäuser in C1 und C2 auswärtigen Besuchern offensichtlich nahezu unbekannt seien. Das Schaffen von Dauerparkplätzen für die Innenstadtbewohner ist deshalb eine seiner zentralen Forderungen.
Eine zweite sei eigentlich längst beschlossen, und Ockert kann nur den Kopf schütteln, dass die Verwaltung hier noch immer nicht tätig geworden ist. "Wir brauchen dringend die Überarbeitung des Parkleitsystems." Die war von Bürgermeister Ralf Eisenhauer zuletzt im Frühjahr angekündigt worden – aber erst für das kommende Jahr. Und dies, obwohl der Verkehrsversuch mit Sperrung von Fressgasse und Kunststraße für den Durchgangsverkehr ursprünglich schon für diesen August angedacht war, jedoch mit der unvorhergesehenen Sperrung des Fahrlachtunnels verschoben wurde.
"Durch die Digitalisierung des Parkleitsystems und eine Verknüpfung mit den Navigationsgeräten der Fahrzeuge der Besucher aus der Pfalz und dem Odenwald würde damit zumindest unnötiger Verkehr bei der Suche nach Parkplätzen verhindert", glaubt Ockert. Auch dafür ist seiner Ansicht nach in den Parkhäusern der Quadrate noch genügend Kapazität vorhanden. "Ausgenommen von den Adventssamstagen vielleicht." Das neue System stehe in den Startlöchern. "Ich weiß nicht, warum die Einführung so lange dauert." Befürchtungen des Handels, dass mit fehlenden Parkplätzen auch die Kundenfrequenz fehle, teilt Ockert nicht.
Als Beispiel nennt er den Inhaber eines Feinkostgeschäftes in der Fressgasse. "Der war vehement gegen eine Bestuhlung auf dem Parkstreifen, aber als es dann eingeführt worden ist, hatte er als einer der ersten Sitzgelegenheiten in dem Parklet vor seiner Haustür." Diese Nutzung der Parkflächen könnten sogar für fließenderen Verkehr sorgen: "Ein Teil der Staus in Fressgasse und Kunststraße entsteht durch ein- oder ausparkende Autofahrer."
Je nach Talent ziehe sich dieser Vorgang oft über Minuten und führt zu Rückstau. "Ohne Parkplätze fällt diese Verzögerung weg", ist Ocker überzeugt.



