Fahrlachtunnel auf längere Sicht dicht
Ein Notbetrieb ist ab Sommer 2022 geplant. Die Sanierung soll Anfang 2027 abgeschlossen werden.

Von Harald Berlinghof und Alexander Albrecht
Mannheim. Sanierungen, Abrisse, Sperrungen, Baustellen: Die Hiobsbotschaften im Straßenverkehr der Region reißen nicht ab. Kaum hatten sich die Lage in Ludwigshafen rund um die beiden Hochstraßen Nord und Süd wieder einigermaßen "normalisiert" und die Pendler die langfristige Reparatur der Salierbrücke zwischen Hockenheim und Speyer zähneknirschend akzeptiert, wurde Anfang August eine weitere wichtige Ost-West-Verbindung komplett dichtgemacht: der Fahrlachtunnel in Mannheim. Von jetzt auf nachher, was die Gemüter immer noch in Wallung bringt. Und eine bittere Pille ist für zahlreiche Arbeitnehmer auch aus Heidelberg, der Bergstraße, dem Neckartal und dem Odenwald, die täglich mit dem Auto in Richtung Ludwigshafen und der Pfalz unterwegs sind.
Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen, dass ein regelmäßig gewartetes Bauwerk so unvermittelt schließen musste? Weshalb blieben die Mängel so lange unbemerkt? Oberbürgermeister Peter Kurz kündigte nun im Hauptausschuss des Gemeinderats Aufklärung an und sprach von einem "gravierenden Vorgang", der viele Fragen aufwerfe. Vor der Untersuchung gehe es aber darum, den Tunnel schnellstmöglich wieder befahrbar zu machen.
Die beiden Projektkoordinatoren der Stadt, Alexandre Hofen-Stein und Alexander Storck, stellten den Stadträten sowie bei der Sitzung des Planungsausschusses des Verbands Region Rhein-Neckar (VRRN) den groben Zeitplan vor. Danach können die Fahrzeuge voraussichtlich erst wieder im Sommer nächsten Jahres durch die beiden Röhren des Tunnels rollen. Für den Notbetrieb wird jeweils eine Spur geöffnet. Die folgende Sanierung wird vermutlich zwei weitere Jahre dauern. Ab 2024 könnten dann auch wieder Lastwagen den Tunnel nutzen. Die Generalsanierung ist nach aktuellen Berechnungen Ende 2026/Anfang 2027 abgeschlossen.
Ein Brand in der Trafoanlage hatte 2019 dazu geführt, die gesamte Betriebstechnik zu überprüfen. Dabei kamen bislang ungeahnte Mängel zum Vorschein. Zwei Monate lang rollten die Fahrzeuge dann noch einspurig durch den Tunnel, dann war Schluss. Experten beanstandeten Funktechnik, Lüftung, Notrufanlage und die Beleuchtung. Kurz: Der Fahrlachtunnel entsprach nicht dem aktuellen Stand der Technik.
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Der fast 490 Meter lange Tunnel war 1994 nach sechsjähriger Bauzeit eröffnet und freigegeben worden. Bis zur Sperrung fuhren täglich rund 62.000 Fahrzeuge durch die beiden Röhren. Auch wenn bisher das ganz große Verkehrschaos ausgeblieben sei, erklärte Hofen-Stein, sei die gegenwärtige Situation schwierig, weil sich der Verkehr verlagert habe – vor allem in die Mannheimer Innenstadt und die Bismarckstraße. Insbesondere Schwerlaster machten sich dort negativ bemerkbar.
Für die vorläufige Stilllegung des Fahrlachtunnels hatte die Brandschutzlüftung gesorgt. "Wenn ein Feuer ausbricht, muss gewährleistet sein, dass der Rauch herauskommt. Er soll nicht erkalten und sich niederschlagen, weil das gefährlich werden kann", sagte Projektkoordinator Storck. Für Ende November sind daher Brandrauchversuche geplant, die Aufschluss über die Leistungsfähigkeit der Lüftung geben sollen. "Wir müssen wissen, was die Anlage kann und was nicht", so Storck. Zudem gehe es darum, mit einem Überdruck zu verhindern, dass Rauch in die jeweilige Nachbarröhre eindringen könne. Vor November seien die Untersuchungen nicht möglich, erklärte Storck.
Der Grund: Es gebe lediglich zwei Ingenieurbüros in Deutschland, die solche Versuche durchführen könnten. Was den Notbetrieb mit einer Fahrspur für Autos angehe, versicherte Storcks Kollege Hofen-Stein, dass die Stadt alles in ihrer Macht Stehende unternehme.



