Gelungener Auftakt für den Neckarstadt-Nachtmarkt
Party-Alternative auf dem Gelände des ehemaligen Umspannwerks in der Neckarstadt-West soll Feierfreudige locken

Von Volker Endres
Mannheim. Eine traumhafte Umgebung, malerische Lichteffekte und Konsum unter freiem Himmel – seit Freitag hat Mannheim einen Nachtmarkt. Ein Markt auf Zeit im ehemaligen MVV-Umspannwerk unter der Abfahrt der Jungbuschbrücke in der Neckarstadt. Der Auftakt in der Fardelystraße ist gelungen.
Luft nach oben ist aber noch reichlich vorhanden. "Ich hätte mir eigentlich gewünscht, dass wir zu Beginn ein paar Besucher weniger haben", erklärte Gastronom Christian Erhardt. Als einer der Nachtmarkt-Organisatoren freute er sich zwar über ein gelungenes Auftaktwochenende, "aber wir haben aktuell nur 40 Prozent Auslastung. Nächstes Wochenende haben wir einen weiteren Caterer und drei Marktstände mehr."
Unter anderem haben sich dafür schon ein veganes Modelabel und eine Goldschmiedin angekündigt. Aber das Konzept auf dem ehemaligen Industriegelände sollte unbedingt so schnell wie möglich an den Start gehen. "Wir haben als Eigentümer den Druck gesehen, der im Jungbusch durch die Corona bedingten Einschränkungen des Nachtlebens entstanden ist", erklärte Marcel Hauptenbuchner für den Eigentümer des Areals, die Immobilienfirma Hildebrandt & Hees. Deshalb habe man sich das innovative Konzept auch für die Zwischennutzung überlegt.
Immerhin verspricht man sich damit auch eine Entlastung für die Anwohner im Jungbusch. Dort hatte sich das Nachtleben durch die geschlossenen Bars und Diskotheken bis spät in die Nachtstunden zunehmend auf die Straße verlagert. "Hier haben wir einen neuen und steuerbaren Begegnungsort geschaffen", freute sich Stadtrat Markus Sprengler (Grüne), der den Entwicklungsprozess mit Gesprächen im Rathaus unterstützt hatte und zur Eröffnung für sich die Rolle als "politischer Wegbereiter" in Anspruch nahm.
Musikalischer Wegbereiter kann der in Kaiserslautern geborene Sänger aktuell noch nicht werden. "Mit Livemusik ist es bei so einer Veranstaltung aktuell noch schwierig." Leichte Elektronik-Lounge trug neben den malerisch angestrahlten Bäumen immerhin zur fast unwirklichen Atmosphäre bei. "Wir planen hier keine Veranstaltungsreihe und sind auch keine Open-Air-Disco, sondern wir verstehen uns als atmosphärische Außengastronomie", stellte Florian Fischer vom Gewerbeverein Neckarstadt klar.

Ein Angebot, das sich an die Nachtschwärmer richtet, die sich bislang an der 24-Stunden-Tankstelle im Jungbusch mit Getränken versorgt hatten und es sich dann in den lauen Sommernächten über Stunden am Verbindungskanal gemütlich gemacht hatten. Nur zwei Gehminuten über die Jungbuschbrücke entfernt wolle man ein Alternativangebot machen, sind sich die Macher daher einig. Im Industriegebiet gibt es in unmittelbarer Nähe zumindest keine Anwohner. Die Besucher pendelten entspannt von der kleinen Sitzlandschaft mit angedeuteten, illuminierten Indianerzelten hin zum rustikal-hölzern gestalteten Biergarten.
Das freute den Investor. "Wir wollten das Gelände mit der Zwischennutzung aus dem Dornröschenschlaf wecken", erklärte Hauptenbuchner. Und tatsächlich bietet sich der Innenhof zwischen ehemaligem Umspannwerk und angrenzendem Verwaltungsgebäude nahezu für Veranstaltungen an. Das endgültige Konzept stehe dabei ohnehin noch nicht fest. "Wir wollen etwas Nachhaltiges konstruieren. Etwas Zukunftsträchtiges für Mannheim", so Marcel Hauptenbuchner. Ein Anschlusszentrum für Jungunternehmen etwa, die aus einem der Mannheimer Gründerzentren herausgewachsen sind.
Aber auch eine Eventgastronomie sei auf der rund 5000 Quadratmeter großen Freifläche denkbar. Derzeit laufen die Planungen für das Zwölf-Millionen-Euro-Projekt, in dem im kommenden Jahr Baubeginn sein könnte. Doch in diesem Jahr gefeiert. Und dafür gibt es noch genügend Raum. "Wir haben insgesamt Platz für 14 Stände", erklärte Fischer. Die bis zu 1000 Besucher über die sieben Öffnungsstunden am Abend wollen schließlich unterhalten werden. "Uns schwebt dabei das Konzept der asiatischen Nachtmärkte vor", so Hauptenbuchner.
Zur Eröffnung war Falk Kastell mit seinen Schmuckkunstwerken aber noch allein unter den Gastronomen. "Ich mache gern Flohmärkte und mir gefällt die Stimmung hier", erklärte der Pionier. Ihm hat die Premiere gefallen und auch von den Ordnungshütern gab es nach einem Kontrollgang grünes Licht. "Es gab keinerlei Beanstandungen", so Fischer.
Info: Der Nachtmarkt ist bis auf Weiteres freitags und samstags von 19 bis 2 Uhr und sonntags von geöffnet.



