Mannheim

Dauerbaustelle sorgt für Ärger im Jungbusch

Seit zwei Jahren ist die Böckstraße gesperrt - Anwohner und Geschäftsleute sind genervt

03.07.2020 UPDATE: 04.07.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden
Wie ein Mahnmal thront der große Kran am Eingang der Böckstraße im Stadtteil Jungbusch. Foto: Dorn

Von Manfred Ofer

Mannheim. Der Frust ist groß im Jungbusch. Seit zwei Jahren müssen Anwohner aufgrund von Bauarbeiten mit einer Vollzeitsperrung der Böckstraße leben, an deren Eingang von der Beilstraße aus wie ein Mahnmal ein hoher Baukran steht. Um ihrem Ärger Luft zu machen und ein Forum für Lösungen zu schaffen, initiierten sie am vergangenen Wochenende im Hof des Soziokulturellen Zentrums "Kulturbrücken" ein Nachbarschaftstreffen.

"Ich hoffe, dass wir uns heute zum ersten und letzten Mal hier treffen müssen", erklärte Hermann Rütermann mit einem Augenzwinkern. Der Diplom-Theologe, der mit seinem Team das Soziokulturelle Zentrum im Herzen des Stadtteils betreibt, kennt die Probleme, die die Menschen dort umtreiben. Ebenso Rudi Gehrig, der in der Nähe sein altehrwürdiges Fitnessstudio führt und die Idee für das Nachbarschaftstreffen ins Leben gerufen hatte.

Gehrig kritisierte das Vorgehen der als Bauträger agierenden Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft GBG. Diese arbeite viel zu langsam und wenig transparent. "Die GBG hat als zuständige Firma keine ihrer Zusagen eingehalten", so Gehrig. Unter anderem habe es geheißen, dass die Maßnahmen noch im vergangenen Jahr abgeschlossen sein sollten – doch das sei bis heute nicht der Fall. Mittlerweile werde man vonseiten der GBG nicht einmal mehr über die Abläufe informiert.

"Der Baukran blockiert immer noch die Straße, was große Probleme verursacht", ärgerte sich Gehrig. Als Geschäftsmann – und damit sprach er so manchem Teilnehmer aus dem Herzen – verliere er durch die Dauersperrung viel Geld. Zu den Einkommensverlusten kämen eine chaotische Verkehrssituation und ein daraus resultierendes hohes Gefahrenpotenzial hinzu. "Parken ist hier selbst mit einem offiziellen Ausweis fast unmöglich geworden", pflichtete ihm eine Anwohnerin bei. "Hier parkt jeder außer mir". Eine Erfahrung, die offenkundig schon jeder in der Runde gemacht hatte.

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"Inzwischen fallen mindestens fünfzig Parkplätze weg", rechnete Ralph Matucci, ein ebenfalls verärgerter Anwohner, vor. Die Liste der Probleme wurde im Laufe der Diskussion immer länger. Ein unangenehmer Störfaktor ist auch der Müll, der illegal auf der Straße abgeladen wird. "Es braucht nicht viel, um zu verstehen, dass stinkende Müllberge nicht nur hässlich und eine Gefahr für die Gesundheit, sondern auch geschäftsschädigend sind", machte Gehrig klar.

Eine junge Frau berichtete, sie habe sich diesbezüglich schon mehrere Male an die Stadt gewandt – jedoch ohne Erfolg. "Die Beschwerden werden zwar aufgenommen, doch dann passiert nichts", sagte sie. Dabei sei die Stadt nicht nur dazu verpflichtet, Abfälle im öffentlichen Raum abzuholen, sondern habe auch dafür zu sorgen, dass die illegale Entsorgung unterbunden wird. Mit den sogenannten Mülldetektiven – einer Sondereinheit der Stadtverwaltung – stehe dem Rathaus auch ein Instrument zur Verfügung, um die Verursacher ausfindig zu machen und mit abschreckenden Bußgeldern zu belegen.

Für die Anwohner steht jedenfalls außer Frage, dass etwas geschehen muss. Einig waren sie sich darüber, dass der August oder September ein akzeptabler Zeitpunkt für den Abbau des Baukrans sei. Sie wollen nun auf einen Vor-Ort-Termin im Jungbusch mit dem Mannheimer Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD) drängen, um diesen mit ihren Problemen zu konfrontieren. "Wir werden noch heute einen Brief aufsetzen", versprach Hermann Rütermann, der sich zusammen mit anderen Teilnehmern sogleich an die Arbeit machte.

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