Mannheim

Blumenmeere genießen, in "Zukunftsgärten" dazulernen

Macher der Mannheimer Bundesgartenschau haben ihre Ausstellungspläne konkretisiert.

30.07.2021 UPDATE: 31.07.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden
So soll das Experimentierfeld aussehen: links unten die alte Heizzentrale der Amerikaner als Anlaufpunkt, rechts die U-Halle, die teilweise abgerissen, teils oben und seitlich geöffnet wird. Foto: Buga

Von Alexander Albrecht

Mannheim. Blumen gehören zur Bundesgartenschau wie der Sand zur Sahara oder das Eis zur Antarktis. Und natürlich soll es auch in knapp zwei Jahren bei der Mannheimer Buga auf dem ehemaligen Kasernengelände Spinelli reichlich blühen. Doch so schön Rosen, Dahlien oder Stauden sein mögen – sie sind für die Ausstellungsbevollmächtigte Lydia Frotscher vor allem eines: "Geschenkpapier für Informationen."

Den Besuchern spielerisch Wissen für ein nachhaltiges Leben zu Hause vermitteln und damit den "Lernauftrag" erfüllen, wie es Hanspeter Faas nennt. Er war Geschäftsführer der Heilbronner Bundesgartenschau 2019 und ist in Mannheim Hauptverantwortlicher für die Ausstellungsplanung. Faas spricht von einem besonderen Konzept in der Quadratestadt, das bisher einzigartig sei.

Frotscher kündigt an, 1500 Quadratmeter des 82 Hektar großen Spinelli-Geländes in ein Rosenmeer zu verwandeln. "Bunt und prachtvoll", wie sie verspricht, doch mit robusten Sorten. Die Pflanzungen sollen in diesem Herbst beginnen, "mal wildnishaft, mal geordnet und linear". Zugleich sind die Strauch-, Beet- oder Bodendeckerrosen eine optimale Nahrungsquelle für Bienen, Hummeln und Schmetterlinge. Ebenfalls insektenfreundlich sowie trockenresistent und widerstandsfähig sei der Wechselflor von Frühjahrs- und Sommerblumen, der entlang der Wege in einem drei bis fünf Meter breiten "Band" verläuft, so Frotscher.

Es dürfte viele heiße Tage geben, wenn die Buga vom 14. April bis 8. Oktober 2023 (auch im Luisenpark) ausgetragen wird. Faas denkt bereits darüber nach, Sonnensegel zu spannen. Vor allem aber sollen – passend zum Datum – 2023 verschiedene, klimaresiliente Bäume, die zum Teil in riesigen Pflanzenkübeln stehen, den Gästen auf Spinelli Schatten spenden und Rückzugsräume schaffen. "Sie kommen von der Baumschule zur Buga, also auf die Universität, und dann ins Leben, in die Stadt", scherzt Frotscher. Nach der Schau werden alle Bäume über ganz Mannheim verteilt.

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Die vier Leitthemen der Buga sollen sich vor allem im Experimentierfeld wiederfinden. Zackige Kanten wie Eisschollen markieren den Bereich "Klima", Blattstrukturen kennzeichnen den Abschnitt "Umwelt", Wellen stehen für "Energie" und landwirtschaftliche Flurstücke für "Nahrung". Wie ein roter Faden ziehen sich 17 "Zukunftsgärten" durch das Experimentierfeld. Sie verkörpern die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen – als "gartenkünstlerische Inszenierungen" und mit spielerischer Leichtigkeit, sagt Faas.

Die historische Heizzentrale der US-Armee, die Anlaufstelle der Besucher, bleibt ebenso erhalten wie die U-Halle, das Zentrum der Großveranstaltung, oder die frühere Panzerhalle als Eingangsbereich. "Im Sinne der Nachhaltigkeit arbeiten wir weitestgehend mit dem Bestand", sagt Stefan Häffner, Leiter der Freiraumplanung. Die Geschichte des Areals soll sichtbar bleiben, "ausgewählte Gebäude nutzen wir um". Die Materialien aus dem Rückbau der anderen Immobilien wie Dachpaneelen oder Glasbausteine würden wiederverwertet, erklärt Häffner. Vor den Aufgaben in den kommenden Monaten hat er Respekt. Denn erst jetzt, nachdem fast alle Gebäude abgerissen sind, werde die ganze Dimension sichtbar.

Wer die sogenannte Kastanienallee entlang läuft, erlebt den Kontrast zur dichten Bepflanzung: naturnahe Flächen, Sandmagerrasen und Ersatzhabitate für Mauereidechsen und Wildbienen, treffend die "Weite Mitte" genannt. Besucher können sie über einen Holzsteg "erleben". Einen Kontrapunkt zu Spinelli setzt der Luisenpark mit seinen geschwungenen Formen. Die Anlage mit exotischer Flora und Fauna und altem Baumbestand war bereits 1975 wesentlicher Spielort der ersten Mannheimer Buga. Bis zur zweiten Auflage wird dort unter anderem eine moderne Unterwasserwelt in der Mitte des Parks gebaut.

Daneben entsteht zwischen Teehaus und dem neuen Südamerikahaus "eine Gartenreise um die Welt" mit vielen zusätzlichen Stauden und Rhododendren "in einer modernen Inszenierung". Als besonderer Höhepunkt sollen alle elf Partnerstädte Mannheims gemeinsam mit Ellen Oswald, gärtnerische Leiterin des Luisenparks, einen neuen "Garten der Völkerverständigung", so der Arbeitstitel, entwickeln.

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