Bauarbeiten im Vorzeigequartier Spinelli laufen
Nachhaltig und mit 30-Prozent-Quote: Am Rand des Buga-Geländes entsteht ein neues Wohnviertel für 4000 Menschen.

Von Gerhard Bühler
Mannheim. Überall türmen sich auf dem nördlichen Teil der Spinelli Baracks die Erdhaufen. Auf dem ehemaligen Militärgelände zwischen Käfertal und Feudenheim findet 2023 nicht nur die Bundesgartenschau (Buga) statt, dort sollen auch einmal bis zu 4000 Menschen eine neue Heimat finden – und zwar direkt am Rand des Buga-Geländes. Geplant ist ein nachhaltiges Wohnquartier. Noch ist von den Gebäuden nichts zu sehen, doch die Straßen sind schon asphaltiert. Die ersten 1100 Spinelli-Pioniere sollen zum Start der Buga bereits eingezogen sein. Die RNZ informiert über das Großprojekt:
Was ist bis jetzt passiert? Die Stadt hat das Spinelli-Gelände im April 2020 gekauft. Wie bei der Buga, wurde das Wohnprojekt aber bereits zuvor geplant. Bereits im Oktober 2018 hatte eine breite Mehrheit des Gemeinderats grünes Licht für das Wohnquartier mit insgesamt 1800 Wohneinheiten gegeben. Verantwortlich ist die städtische Entwicklungsgesellschaft MWSP, die sich im Auftrag der Stadt um die Konversionsflächen kümmert. Nach dem Rückbau vorhandener Hallenbauten und der Entsiegelung von Böden begann vor acht Monaten die Erschließung. Inzwischen befinden sich alle Rohre und Leitungen für die künftigen Baufelder im Boden. Allein für Datenkabel wurden 10.000 Meter Leerrohre verlegt. Alle acht neuen Straßen sind hergestellt und für den Baustellenverkehr nutzbar.
Wie sehen die Pläne bis zur Buga aus? An den nördlichen Rändern des Areals in Richtung Käfertal-Süd und Quartier "Im Rott" soll auf rund 20 Hektar Fläche ein neues, "grünes" Wohnquartier entstehen. Bis zum Buga-Start im April 2023 soll aber nur der erste Bauabschnitt (im Bereich der rechten Fläche) fertig sein. Dort beginnt im April die Hochbauphase. Auch der zentrale Quartiersplatz liegt im ersten Bauabschnitt, ebenso eine Ganztagsgrundschule und eine Kinderbetreuungseinrichtung. Hinzu kommen ein Quartierszentrum und Nahversorger. In diesem Bereich werde aber wohl bis zur Buga nicht alles fertig, schätzt Achim Judt, Geschäftsführer der MWSP. Entlang des Parks entsteht eine weitläufige Promenade.
Welche Wohnformen bietet Spinelli? Die Investoren für die 23 bebaubaren Grundstücke des Areals wurden laut Judt mit einem Konzept-Vergabeverfahren ausgewählt. Dabei gab es maximal zwei Grundstücke pro Investor. Ziel ist eine Wohn-Vielfalt, die für soziale Mischung der Bewohner sorgen soll. Vorgesehen sind unterschiedliche Bauformen: vom Einfamilien- oder Reihenhaus bis hin zu Mehrfamilienhäusern. Größtes Gebäude des Quartiers soll ein zehngeschossiges Hochhaus mit begrünter Fassade sein. "Wir haben bei der Vergabe 13 Investoren ausgewählt, entstehen werden 23 Gebäude", so Achim Judt. Die Investoren decken ein breites Spektrum ab. Darunter sind drei selbstverwaltete Wohngruppen und zwei Genossenschaften.
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Gilt die Mietquote? Das Wohnquartier Spinelli ist das erste Projekt, bei dem die vom Gemeinderat beschlossene Mietquote greift. "Für rund 500 Wohneinheiten gilt die Mannheimer 30-Prozent-Quote für preisgünstigen Wohnraum. Nach derzeitigem Stand werden 34 Prozent der Wohnungen preisgünstig vermietet", sagt der MWSP-Chef. Das wären in Mannheim nicht mehr als 7,50 Euro pro Quadratmeter.
Was macht das neue Wohngebiet so nachhaltig? Das Quartier soll ein Vorzeigegebiet für künftiges Wohnen werden. Mit der Holzhybridbauweise werden nur noch tragende Bauteile aus Stahlbeton gefertigt. Die übrigen Wände bestehen aus Holz, eine hohe Energieeffizienz der Gebäude wird angestrebt. Tiefgaragen sind nicht vorgesehen. Stattdessen sind zwei größere Quartiersgaragen geplant. Die Planer setzen darauf, die Zahl der Autos im Wohngebiet möglichst gering zu halten. Dafür gibt es eine Freihaltetrasse für eine Linie der Stadtbahn. Zudem führt der geplante Radschnellweg direkt am Quartier vorbei. "Der Quartiersplatz bildet den tiefsten Ort, damit sich das Regenwasser dort sammelt", erläutert Projektleiterin Anne Pieper. Mit 50 gepflanzten Bäumen soll zudem ein kleiner Stadtwald entstehen.



