Landwirtschaft und Klimawandel

"Es sieht momentan echt beschissen aus"

Landwirt Roland Waldi steht wie seine Kollegen vor großen Herausforderungen - Klimawandel und kritische Verbraucher

06.05.2020 UPDATE: 07.05.2020 06:00 Uhr 2 Minuten
Neben dem Ackerbau hat Roland Waldi mit einer kleinen Herde Milchkühe noch ein zweites Standbein. Foto: Hebbelmann

Von Sabine Hebbelmann

Nußloch-Maisbach. Wochenlang fiel kein Tropfen, jetzt hat es endlich mal wieder geregnet. Für den Maisbacher Landwirt Roland Waldi ist das nur ein schwacher Trost. "Selbst wenn wir jetzt jeden Tag einen Schauer kriegen, genügt das nicht, wir brauchen schon einen ergiebigen Landregen", sagt er.

Schon Ende April fanden sich in seinem Winterweizen gelbe Halme, auch weil die Saat im extrem nassen Februar nur flache Wurzeln gebildet hatte. "Es sieht momentan echt beschissen aus", sagt er geradeheraus. "Sechs bis acht Wochen das gleiche Wetter an einem Stück, das hat es früher nicht gegeben –der Klimawandel hat uns eingeholt", bemerkt der 62-Jährige, der mit 16 Jahren als Lehrling in der Landwirtschaft anfing.

Am besten an Wärme und Trockenheit angepasst ist Mais, doch der Anbau im erosionsgefährdeten Hügelland fördert in Verbindung mit den Wetterextremen die Abtragung des Bodens. Was soll er anbauen, wenn es im dritten Jahr in Folge zu trocken bleibt? Landwirtschaft bleibt ein schwieriges Geschäft.

Und so ist Roland Waldi froh über den Zusammenhalt in der Marktgemeinschaft Kraichgaukorn, deren Vorsitzender er ist. Bewirtschaftungsauflagen hatten vor 30 Jahren zu ihrer Gründung geführt. Rund 40 Bauern in Nordbaden haben sich verpflichtet, zumindest auf ihren Getreideflächen keine chemischen Pflanzenschutzmittel auszubringen. Dazu kommen noch einmal so viele Bäckereien, die ausschließlich Mehl der Marktgemeinschaft verarbeiten und einen fairen Preis zahlen. Laut Waldi stellen unabhängige Kontrollen sicher, dass die Vorgaben auch eingehalten werden.

Auch interessant
Nach zwei Dürrejahren: Landwirtschaft und Wälder leiden unter Trockenheit

"Ich war schon immer gegen intensiven Chemieeinsatz", betont der Landwirt und empfiehlt die Marktgemeinschaft als Modell für einen regionalen Zwischenweg zwischen konventionellem Anbau und Ökolandbau. "Wir diskutieren schwarz-weiß, aber das Leben ist bunt", betont er.

Neben dem Ackerbau hat er noch ein zweites Standbein: Eine kleine Herde rotbunter Mutterkühe grast mit den Kälbern auf der Weide. Der Landwirt hält seine Tiere nach den Richtlinien des Vereins Neuland, der sich für tiergerechte und umweltschonende Nutztierhaltung einsetzt. Die Kühe haben Auslauf wie beim Biobauern, betont er. Hin und wieder fährt der Maisbacher ein Kalb zur kleinen Neuland-Metzgerei Hess in Hoffenheim und lässt es dort schlachten. Für das Fleisch, das er selbst vermarktet, kann er einen guten Preis erzielen.

Während er bei regional erzeugten Bio-Lebensmitteln eine zu geringe Nachfrage beobachtet, sieht er konventionell arbeitende Bauern zu Unrecht an den Pranger gestellt. Zugleich hätten es Landwirte viele Jahre verpasst, den Bürgern zu erklären, warum sie was machen. Wenn Jemand beispielsweise nachts seine Felder spritze, tue er das nicht, um etwas zu verheimlichen, sondern weil dann in der Regel weniger Wind wehe und die Luftfeuchtigkeit höher sei. "In meiner Jugend kannte Jeder mehrere Bauern persönlich, heute ist der Kontakt weitgehend verloren gegangen", bedauert Waldi.

Verbraucher, die Wert auf Nachhaltigkeit und Tierwohl legten, könnten gleichwohl einen großen Beitrag leisten. Doch dafür fehle im Lebensmittelhandel die nötige Transparenz. Mit Kraichgaukorn und Neuland hat Roland Waldi seine Nische gefunden. Sohn Paul, im dritten Ausbildungsjahr in einem landwirtschaftlichen Betrieb in Weinheim, muss seinen Weg noch finden.

"Er lernt nur, wie man günstig produziert, in der Ausbildung spielt ökologische Landwirtschaft fast keine Rolle", bedauert Waldi und macht sich Gedanken. Wie wird der Junior auf Herausforderungen wie den Klimawandel vorbereitet? Und welche Kulturen wird er in 40 Jahren anbauen? Die Zukunft ist offen.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.