Kriminal-Prävention im Internet

Kommisar Bubenitschek weiss, was im Netz abgeht

Kriminalhauptkommissar Günther Bubenitschek ist am Aufbau einer Internetplattform für Prävention und Zivilcourage beteiligt

04.01.2018 UPDATE: 05.01.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 51 Sekunden

Günther Bubenitschek ist bei der Polizei Experte in Sachen Präventionsarbeit. Foto: heb

Von Sabine Hebbelmann

Rhein-Neckar. Wenn etwas Schlimmes passiert - eine Gewalttat, ein Terroranschlag oder ein Amoklauf - ist das öffentliche Interesse in der Regel groß. Schwieriger zu vermitteln sind Informationen darüber, was Jeder tun kann, damit nichts passiert. Präventionsexperte Günther Bubenitschek kann ein Lied davon singen. Als rühriger Geschäftsführer des Vereins Kommunale Kriminalprävention Rhein-Neckar hatte der Polizeibeamte rund 20 Jahre lang Informationsveranstaltungen und publikumswirksame Aktionen durchgeführt.

Nun stellt sich der 58-Jährige neuen Herausforderungen. Mit einem bundesweiten Projekt will die Polizei ihr Spektrum erweitern und gezielt die Nutzer sozialer Medien ansprechen. Präventive digitale Sicherheitskommunikation - kurz Prädisiko - heißt das Projekt, das bis Oktober 2019 läuft und bei der Innenministerkonferenz angesiedelt ist.

Zentraler Baustein ist der Aufbau und Betrieb einer Kommunikationsplattform. Bei der Umsetzung berät Bubenitschek zusammen mit der Online-Redakteurin Sophie von Bissingen die anderen Projektpartner. Es geht um die Stärkung von Zivilcourage gegenüber Gewalt im öffentlichen Raum, Hass im Netz und Radikalisierungstendenzen.

Auch wenn sich Manche aufführen als wäre das Netz ein rechtsfreier Raum: Beleidigungen und Hetze muss niemand hinnehmen. Doch welche Möglichkeiten gibt es, sich zu wehren oder andere zu schützen? Wie lassen sich Hasskommentare wirksam kontern? Wann sollte man den Netzbetreiber informieren oder die Polizei einschalten?

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Auf diese und weitere Fragen will Prädisiko eine Antwort geben. Für die Ordnungshüter ist die Nutzung sozialer Medien aus datenschutzrechtlichen Gründen nur mit Einschränkungen möglich. Geplant ist daher, die "User" abzuholen und auf die eigene Plattform zu leiten. Dort sollen Präventionskonzepte netztauglich vermittelt werden, etwa durch realitätsnahe Szenarien. Als Beispiel dient das Video "Zuletzt online", der Kampagne "Runter vom Gas", bei der ein Chat zum tödlichen Verkehrsunfall führt.

Bubenitschek hatte zuletzt zehn Monate im Staatsschutz zum Thema politisch motivierte Kriminalität und Extremismus gearbeitet. Erfahrungen hat er aber auch mit Formaten wie dem "Zivilcourage-Training" oder Infoabenden über "Digitale Medien" gesammelt. Von den Teilnehmern erfuhr er, wie hilflos sich Viele in Konfliktsituationen fühlen, was Hetze und (Cyber-)Mobbing anrichten können, wie verunsichert viele Eltern sind. "Ich weiß, was im Netz abgeht und was den Leuten wichtig ist", sagt der Präventionsexperte und schickt hinterher: "Wir möchten mit den Leuten ins Gespräch kommen, erfahren, was ihnen unter den Nägeln brennt, Rückmeldung geben und Unterstützung anbieten." Es gehe auch darum, Erlebnisse aufzuarbeiten die manche Menschen noch nach Jahren belasten. "Sie sind erleichtert, wenn sie erfahren, dass sie in einer bestimmten Situation nichts falsch gemacht haben", weiß Bubenitschek.

Seine Kollegin wird die Informationen passend fürs Netz aufbereiten. "Wir ergänzen uns perfekt", sagt der Polizeibeamte, der in Sandhausen wohnt. Mit der Bahn pendelt er zum Landeskriminalamt Baden-Württemberg nach Bad Cannstatt, wo sich die zentrale Geschäftsstelle der Polizeilichen Kriminalprävention der Länder und des Bundes befindet. "Die Aufgabe ist genau auf mich zugeschnitten. Ich bin froh dass ich meine Erfahrungen einbringen kann", sagt Bubenitschek. Die drei Stunden Fahrtzeit täglich nimmt er dafür gerne in Kauf.

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