Klinikum Mannheim

Kooperation mit Heidelberg ist kompliziert

Wissenschaftsministerin Petra Olschowski besuchte das Uniklinikum. Die Stadt Mannheim bliebe als "Partner" im Verbund.

24.02.2023 UPDATE: 24.02.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 53 Sekunden
Petra Olschowski bei ihrem Antrittsbesuch in Mannheim im Gespräch mit Ärzten. Foto: vaf

Von Alexander Albrecht

Mannheim/Heidelberg. Die Idee einer "Charité am Neckar" war im Herbst 2020 auch dem Hilferuf der Stadt Mannheim entsprungen. Die sah und sieht sich mit den finanziellen Lasten ihres Universitätsklinikums überfordert. Ändern sollte das eine Fusion, die auch aus vielen anderen Gründen Charme hatte. Das kommunal getragene Mannheimer Haus würde mit der 20 Kilometer entfernten Uniklinik Heidelberg verschmelzen und unter das Dach des Landes schlüpfen. Die zuständigen grün-geführten Regierungsressorts in Stuttgart bevorzugen jedoch einen "Verbund" der Standorte.

Bei ihrem Antrittsbesuch am Donnerstag in der Mannheimer Klinik dämpfte Wissenschaftsministerin Petra Olschowski Hoffnungen, dass sich die strukturellen Defizite des Krankenhauses – durchschnittlich über 40 Millionen Euro pro Jahr – rasch beseitigen lassen. "Man wird die finanziellen Probleme nicht sofort lösen können", sagte die Grünen-Politikerin. "Aber über einen Verbund kann man möglicherweise langfristig eine gewisse Struktur aufbauen, die bestimmte Dinge vereinfacht."

Wie die Zusammenarbeit aussieht, will die Landesregierung bis Ende März entscheiden, die Finanzen sollen laut Olschowski später "an anderer Stelle" Thema sein. Sie wisse selbst, räumte die Ministerin entwaffnend offen ein, dass solche Aussagen "wahnsinnig unbefriedigend" für die Verantwortlichen vor Ort seien und man den "Gordischen Knoten" durchschlagen wolle. "Aber die gesamte Gemengelage ist eben sehr komplex."

Der Verbund solle drei Ziele erfüllen, so Olschowski: die Forschungsarbeit verbessern, die Zahl der Medizinstudierenden mindestens erhalten und die Krankenversorgung sichern. Aktuell prüft die Regierung vier Verbundoptionen. Mehrere knifflige Fragen müssen dabei beantwortet werden: In welchen rechtlichen Konstruktionen geht die Trägerschaft – hier die Stadt, dort das Land – ineinander über? Wer übernimmt welche Gesellschafterbeiträge? Dazu kommen Fragen zu Haftung und Tarifverträgen und, rechtlich entscheidend für den Verbund, zum Kartellrecht. Denn im Moment sind beide Häuser noch Wettbewerber.

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Die Modelle unterschieden sich nach der Intensität der künftigen Zusammenarbeit, sagte Olschowski. Doch selbst wenn ein recht enges Band geknüpft werde: "Man kann mit Sicherheit sagen, dass die Stadt Mannheim weiter Partner beim Verbundmodell sein wird", erklärte die Ministerin. Bei einer Komplettübernahme durch das Land wäre es ja eine Fusion, bestätigte Olschowski auf Nachfrage – die kommt nur bei den Medizinischen Fakultäten in Betracht.

Das heißt aber auch: Die Stadt muss wohl weiter Defizite, oder einen Teil davon, decken. Und das vermutlich bis 2030, erst dann kann die Uniklinik eine "schwarze Null" schreiben, wie Wirtschaftsprüfer schätzen. Ebenfalls 2030 soll auch die "Neue Mitte" gebaut sein, praktisch ein Krankenhausneubau: mit kurzen Wegen für Patienten und das Personal, die aktuell noch in dem unübersichtlichen Gebäudewirrwarr weite Strecke zurücklegen müssen. Was auch ins Geld geht. Olschowski erhofft sich von der "Neuen Mitte" eine "Effizienzsteigerung". Das klingt nach Synergieeffekten und Stellenabbau. Derzeit lasse sich das noch nicht abschätzen, betonte die Wissenschaftsministerin, Nachfolgerin der Heidelbergerin Theresia Bauer.

Klinikbetriebsratschef Ralf Heller glaubt dagegen, dass mit der "Neuen Mitte" insgesamt weniger Mitarbeiter gebraucht werden. Wichtig ist ihm vor allem, dass an beiden Standorten "hochattraktive Arbeitsplätze" angeboten werden. Sein eigentlicher Wunsch wird sich nicht erfüllen: dass die Mannheimer Uniklinik eigenständig bleibt – und zwar unter der Obhut des Landes.

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