Demo und Kundgebung von DGB und "Mannheim gegen rechts"
In den Demonstrationszug reihte sich schätzungsweise 3000 bis 4000 Menschen ein. Die AfD musste doch auf den Paradeplatz ausweichen.

Von Olivia Kaiser
Mannheim. Nach dem Schweigen am Freitagvormittag zum Gedenken an den vor einer Woche ermordeten Polizisten wird es am Nachmittag laut. Denn die AfD hat zu einer Kundgebung aufgerufen. Sie soll am Marktplatz stattfinden – dort, wo der 29-Jährige durch mehrere Messerstiche tödlich verletzt wurde. Daher hat der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) zu einer Kundgebung unter dem Motto "Mannheim steht zusammen – für Demokratie und Vielfalt" am Alten Messplatz aufgerufen. Nicht nur die Stimme der AfD soll an diesem schicksalsträchtigen Tag in der Quadratestadt zu hören sein.
Spärlich finden sich die Menschen ab 16.30 Uhr zunächst am Alten Messplatz ein, doch es sollen stetig mehr werden. Unter ihnen sind viele Stadträtinnen und Stadträte, Bürgermeister und auch Alt-OB Peter Kurz. Vertreter des Stadtjugendrings sprechen Familie, Freunden und Kollegen des getöteten Polizisten ihre Anteilnahme aus.

"Wenn ein Mensch ermordet wird, weil er seine Arbeit macht, ist das unerträglich", findet dann Kai Burmeister, DGB-Vorsitzender von Baden-Württemberg klare Worte. Und betont die Solidarität mit der Polizei – mehr noch, mit allen Menschen, die in Uniform arbeiten "und für unsere Sicherheit sorgen". Man wolle politischem und religiösem Fanatismus eine klare Absage erteilen. Der AfD gehe es nicht um Trauer, sie wolle das Geschehene instrumentalisieren. "Das ist unanständig", ruft Burmeister.
Dieser Meinung ist auch Ralf Heller, Mannheims DGB-Vorsitzender: "Wir müssen alles aufbieten, was wir haben." Daher ruft er die Teilnehmenden auf, sich der Demonstration von "Mannheim gegen rechts" anzuschließen, die nach der Kundgebung von Alten Messplatz in die Innenstadt zieht. "Und ich kann nur alle aufrufen, am Sonntag zu Wahl zu gehen. Wir wollen aber auch ein Zeichen setzen gegen die Gewalt an Politikern. Das ist abscheulich."
Auch interessant
Als dann gegen Ende der Veranstaltung die Nachricht durchgesagt wird, dass die AfD ihre Kundgebung nicht am Marktplatz veranstalten darf, sondern auf den Paradeplatz ausweichen muss, brandet lauter Applaus auf. Die Beschwerde der Stadt beim Verwaltungsgerichtshof Mannheim gegen das erstinstanzliche Urteil hatte Erfolg.
Das Argument, dass die Würde des ermordeten Polizeibeamten nicht gewahrt werde, wenn er nicht angemessen vor einer Instrumentalisierung für ideologische und politische Zwecke geschützt werde, hat die Richter überzeugt.
Der Demonstrationszug, in den sich schätzungsweise 3000 bis 4000 Menschen einreihen, zieht nun nicht zum Marktplatz, sondern über die Kurpfalzbrücke, den Ring und die Planken in die Nähe des Paradeplatzes. "Wir wollen in Seh- und Hörweite der AfD gelangen", sagt Ralf Heller. Denn die Teilnehmer wollen die Bühne nicht der AfD überlassen, sondern ihre Stimmen erheben für ein Leben in Vielfalt.
Am frühen Abend gibt die Polizei noch bekannt, dass am Freitag, 14. Juni, um 11 Uhr die öffentliche Trauerfeier im Rosengarten stattfindet. Die Plätze sind jedoch vorrangig für Angehörige, geladene Gäste und Beschäftigte des Polizeipräsidiums vorgesehen. Für die Bürgerschaft gibt es eine Außenübertragung auf dem Friedrichsplatz, um möglichst vielen Menschen die Gelegenheit zum Trauern zu geben.