Hochwasser

Schnee-Beschaffenheit wichtig für Warnung vor Hochwasser

Die Pegelstände an Rhein und Neckar steigen an. Aber auf welcher statistischen Basis werden diese vorhergesagt?

28.01.2021 UPDATE: 29.01.2021 06:00 Uhr 1 Minute, 50 Sekunden
Archivfoto: Priebe

Von Harald Berlinghof

Heidelberg/Mannheim. Die Flusspegel der Region zeigen nach oben. Ausgehend von einem weitgehend noch normalen Pegelstand am Donnerstag, wird der Höchststand an Rhein und Neckar am Sonntag erreicht. Allerdings zeigen die absoluten Zahlen nichts, was eine außergewöhnliche Hochwasserwelle erwarten ließe, wie Daniel Habekost, Hydrologe der Hochwasservorhersagezentrale (HVZ) Baden-Württemberg erläutert.

Das, was da am Neckar am Wochenende auf uns zukommt, macht bei der HVZ niemanden sonderlich nervös. Der Neckar steigt, so die Schätzung der HVZ, um 130 Zentimeter an und erreicht einen Maximalpegel am Sonntag in Heidelberg mit 350 Zentimetern. Das liegt aber immer noch unter einem so genannten zweijährlichen Hochwasser mit 372 Zentimetern. Das ist ein "Hochwasser", das statistisch betrachtet alle zwei Jahre erreicht wird, also fast als normal zu bezeichnen ist. Die Schifffahrt am Neckar wird bereits bei einem Pegel von 260 Zentimeter eingestellt. Am Rhein bei Mannheim könnte das Maximum bereits am Samstag erreicht werden.

Ursache für das Anschwellen aller Fließgewässer sind die steigenden Temperaturen, die bis zu zehn Grad Celsius erreichen. Das führt zu einem Abschmelzen des Schnees im Odenwald und Schwarzwald. Zunächst schwellen die kleinen Bäche und Flüsse an, wie die Weschnitz bei Weinheim und die Itter bei Eberbach, wo der Pegelanstieg bereits am Donnerstag begonnen hatte. "Bis sich das in großen Flüssen wie Rhein und Neckar bemerkbar macht, vergeht einige Zeit", so Michael Gutwein, Leiter der Deutschen-Wetterdienst-Messnetzgruppe (DWD) Stuttgart. An Neckar und Rhein kommen die Pegelanstiege in aller Regel mit gut zwei Tagen Verspätung an. Dabei wird die Schneeschmelze nicht nur von den Temperaturen bestimmt.

Ein lauer Wind steigert den Schmelzeffekt zusätzlich. Auf zwei milde Tage folgt jetzt zum Wochenende hin noch einmal ein kurzes Intermezzo mit niedrigeren Temperaturen, aber ab Dienstag wieder ein Temperaturanstieg, der auch die letzten weißen Reste in höheren Lagen in Wasser verwandeln dürfte.

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Dabei ist für die statistische Berechnung der abfließenden Wassermenge nicht nur die Schneehöhe bestimmend, sondern auch die Schneeart. Zehn Zentimeter Pulverschnee bestehen aus wesentlich weniger Wasser als dieselbe Höhe nasser Pappschnee. Aufgrund der Wetterdaten und der Erfassung der Schneeart wird vom DWD ein Wasseräquivalent errechnet und an die HVZ weiter gegeben. Dort werden letztlich die Abflussmengen hochgerechnet, und diese fließen in die Pegelvorhersagen und Pegelabschätzungen ein. Eine aktive Hochwasserwarnung der HVZ gibt es nicht, aber innerhalb der Hochwasser-Melde-Ordnung (HMO) erfolgen frühzeitig automatische Warnungen an die Feuerwehrleitstellen.

Regen beeinflusst die Pegelstände übrigens gleich doppelt, denn auch dieser hat Einfluss auf die Schneeschmelze. "Es wird mit viel Regen in der ersten Februarwoche weiter gehen", glaubt DWD-Experte Gutwein. "So wie es momentan aussieht, war der Januar viel zu nass. Im Vorjahr hatten wir viel weniger Niederschlag und auch kaum Schnee. Das wird in Zeiten des Klimawandels so weiter gehen. Die Schneefallgrenze wird nach oben wandern", meint Gutwein. Dann wird es auch kein Tauwetter und keine Schneeschmelze mehr geben. Vielmehr werden die Regenereignisse selbst an Bedeutung für die Pegelstände der Flüsse zunehmen.

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