Heidelberg/Mannheim

So sehen die anderen Klinikstandorte den "Verbund"

Das Landesgeld für Heidelberg und Mannheim könnte den anderen Kliniken fehlen.

06.04.2022 UPDATE: 07.04.2022 12:23 Uhr 1 Minute, 18 Sekunden
Die Heidelberger Universitätsklinik. Archivfoto: Uwe Anspach/dpa

Heidelberg/Stuttgart. (we/mus) Die Pläne zur Klinikfusion von Heidelberg und Mannheim haben an den anderen Uniklinikstandorten in Baden-Württemberg Befürchtungen geweckt, der Deal finde auf ihre Kosten statt. Das ist einer der Gründe, weshalb die Verhandlungen hinter den Kulissen sich so ungewöhnlich in die Länge zogen. Denn die Klinika in Tübingen, Freiburg und Ulm benötigen ebenso wie das kommunale Großklinikum in Karlsruhe Landesmittel für Digitalisierung, Medizintechnik oder die energetische Sanierung ihrer Bestandsgebäude. Geldfresser sind aber auch teure Einzelprojekte.

"Wir haben die Bitte, dass die Landesregierung auch die Bedarfe der anderen Standorte sieht", sagt der Ärztliche Direktor der Uniklinik Ulm, Udo Kaisers, gegenüber unserer Stuttgarter Redaktion. Aus dem Breisgau heißt es: "Wir begrüßen die Bemühungen des Landes, die Zukunft der universitären Medizin in Baden-Württemberg positiv zu gestalten. Eine Fusion sollte aber immer Synergien entfalten und Doppelstrukturen abbauen und dadurch zu einer Gesamtkostenreduzierung führen. Daher soll und darf eine mögliche Fusion der Unikliniken Heidelberg und Mannheim nicht zu finanziellen Nachteilen an den anderen universitären Standorten in Baden-Württemberg führen. An allen Universitätskliniken des Landes existiert ein erheblicher Investitionsstau", sagt der Sprecher der Uniklinik Freiburg, Benjamin Waschow.

Doch nicht nur die Unikliniken melden Bedarfe an. "Wir brauchen unbedingt auch eine Lösung, die die Kliniken der Maximalversorgung auf Dauer finanziell absichert, ohne dass sie in Landesträgerschaft gehen", sagt der Karlsruher Oberbürgermeister Frank Mentrup (SPD), dessen städtisches Klinikum bei einer ähnlichen Bettenzahl zwar deutlich bessere wirtschaftliche Ergebnisse als Mannheim ausweist – aber ebenfalls Defizite macht. Karlsruhe wäre auch bereit, sich als Universitätsklinik zu etablieren, sagt Mentrup. 2019 hatte das Land einen Vorstoß der Städte Stuttgart und Karlsruhe, ihre Kliniken zu Universitätskliniken auszubauen, abgewiesen.

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Nachdem das Staatsministerium den nun gefundenen Kompromiss präsentierte, dürften die anderen Klinikstandorte genau darauf schauen, wie viele zusätzliche Landesmittel ein Verbund schlucken würde. Zuletzt kursierte eine Zahl von 40 Millionen Euro. Natürlich bleibt Gesundheit ein Wachstumsbereich, aber auch hier gilt das Diktum von Ministerpräsident Winfried Kretschmann, der am Mittwoch im Landtag sagte: "Es wird weniger zu verteilen geben".