"H2-Valley"

Metropolregion siegt beim Wettbewerb der Wasserstoffregionen

Eine Geldquelle speist die Wasserstoff-Flüsse - Doch was steckt eigentlich dahinter?

13.12.2019 UPDATE: 14.12.2019 06:00 Uhr 2 Minuten, 43 Sekunden
Die erste Wasserstoff-Tankstation an der OMV-Tankstelle in Heidelberg läuft seit Mitte November im Probebetrieb. In Heidelberg gibt es derzeit sieben Wasserstoff-Fahrzeuge, vier davon setzt die Stadtverwaltung ein. Foto: Rothe

Von Harald Berlinghof

Rhein-Neckar. Angelehnt an den Begriff des Silicon Valley in Kalifornien, möchte man in der Rhein-Neckar-Region zu einem "H2-Valley" werden, einem "Wasserstoff-Tal". Und möglich machen soll das ein Unternehmensverbund (Konsortium), bestehend aus 18 Teilnehmern mit Namen "H2-Rivers". Ein Tal, zwei Flüsse und viele Ideen führen in die Zukunft der Klimaneutralität. H 2 steht dabei für Hydrogen, die englische Übersetzung von Wasserstoff. Dieser bekommt als zukünftiger Energieträger immer mehr Aufmerksamkeit. Insbesondere Bernd Kappenstein, Leiter des Fachbereichs Energie und Mobilität im Verband Region Rhein-Neckar, ist seit mehr als einem Jahr bemüht, die Vorteile des Wasserstoffs und der damit betriebenen Brennstoffzelle gegenüber der E-Mobilität bekannt zu machen.

Jetzt hat die Metropolregion Rhein-Neckar mit ihrer Bewerbung beim Bundeswettbewerb "HyLand – Wasserstoffregionen in Deutschland" Erfolg gehabt und erhält als sogenannter "Hy-Performer" eine Fördersumme in Höhe von 20 Millionen Euro.

"Mit der erfolgreichen Teilnahme an dem Förderprogramm hat die Metropolregion einen Meilenstein auf dem Weg zur Modellregion der Zukunftstechnologie Wasserstoff erreicht", erklärt Kappenstein. "Jetzt geht es daran, mit den einzelnen Projektpartnern im Konsortium ihren Finanzierungsbedarf zu ermitteln und dann die jeweiligen Fördersummen an die Firmen auszuzahlen. Das könnten noch einmal harte Verhandlungen werden", so Kappenstein gegenüber der RNZ.

Das Gesamt-Investitionsvolumen für die jetzt geförderten Einzelprojekte in der Metropolregion Rhein-Neckar liegt gemäß der Bewerbung allerdings bei 61 Millionen Euro. Es müssen also noch 41 Millionen Euro aufgebracht werden. Der Gewinn des Wettbewerbs könnte einen Innovationsschub auslösen wie einst der Gewinn des BioRegio-Wettbewerbs, der 1996 aus der Region Rhein-Neckar eine "BioRegion" machte. Jetzt kam die frohe Kunde nicht mehr wie damals aus Bonn, sondern aus Berlin.

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Das eingereichte Konzept der europäischen Metropolregion Rhein-Neckar zur Förderung der Wasserstofftechnologie und die Nutzung des Energieträgers durch "H2-Rivers" hat in Berlin offenbar Eindruck hinterlassen. Die beteiligten Unternehmen decken den gesamten Wertschöpfungsprozess von der Wasserstoff-Erzeugung über die Verflüssigung, die Speicherung, den Transport und die Abgabe an die Verbraucher ab. Von der Fabrik bis zur Tankstelle wurde dem eingereichten Projekt ein schlüssiges und umsetzbares Konzept bescheinigt. Dabei reicht die Zusammenarbeit der Konsortialpartner sogar über die Metropolregion hinaus bis in den Raum Heilbronn und die Region Stuttgart.

Die BASF ist gegenwärtig der größte Wasserstoff-Produzent der Metropolregion Rhein-Neckar. Im eingereichten Konzept setzt man allerdings auf "Grünen Wasserstoff", der mit Hilfe von erneuerbaren Energien und ohne CO2-Emissionen erzeugt wird. 125 Tonnen werden pro Jahr benötigt, alleine 90 Tonnen kommen von einem Elektrolyseur aus Waiblingen, einen Teil ihrer Produktion steuert die BASF zum H2-Valley bei. Insgesamt 115 Brennstoffzellenfahrzeuge sollen auf Wasserstoffbasis durch das "Tal", also die Region fahren – darunter vier Müllfahrzeuge, zwei Straßenräumfahrzeuge, 40 Gelenkbusse und neun Solobusse.

Eine wichtige Rolle bei der Speicherung, Verflüssigung und beim Transport spielt die Firma Air Liquide mit ihrem Know-how in diesem Bereich. Hochdruck-Abfüllanlagen müssen gebaut werden, Fahrzeuge vom Pkw über den Lkw und Bus bis zu kommunalen Müllfahrzeugen angeschafft und Wasserstofftankstellen betrieben werden. Die Tankstellen, eine davon in Heidelberg, sind unverzichtbarer Bestandteil, soll der Reichweitenvorteil der Brennstoffzelle gegenüber dem Elektroauto wirksam werden.

"Aber das ist kein Entweder-Oder-Szenario", meint Bernd Kappenstein, früherer Oberbürgermeister von Schwetzingen. Es geht nicht um E-Auto oder Brennstoffzellenauto. Vielmehr haben beide Energieträger – also Strom aus erneuerbaren Energien und Grüner Wasserstoff, der mit Hilfe von Strom aus erneuerbaren Energien gewonnen wird – ihre Stärken. "Wie können wir Klimawandel und Mobilität in Einklang bringen", stellt sich als drängende Frage.

Die Technik dafür ist vorhanden. Insgesamt sei der Elektroantrieb im Pkw-Bereich, beim E-Fahrrad und bei Lieferfahrzeugen wirtschaftlicher, so Kappenstein. Die Brennstoffzelle sei bei größeren Distanzen und bei Großfahrzeugen bis hin zum Kreuzfahrtschiff und Zug im Vorteil. Bezüglich der Reichweite sei das Brennstoffzellenauto, das mit Wasserstoff angetrieben wird, dem reinen Elektro-Auto im wahrsten Sinn des Wortes meilenweit überlegen.

Zur konkreten Abschätzung der Entwicklungschancen beim Wasserstoff hatte die Metropolregion Rhein-Neckar GmbH eine Studie in Auftrag gegeben. Darin kam zum Ausdruck, dass der künftige Wasserstoffbedarf im Rhein-Neckar-Raum vollständig lokal und aus erneuerbaren Energien mit Hilfe der Elektrolyse erzeugt werden kann. Die Studie kam auch zu dem Ergebnis, dass in der erweiterten Region bis zu 1100 neue Arbeitsplätze, insbesondere im Fahrzeugbau entstehen könnten. Auch die IHK und ihr Präsident Manfred Schnabel zeigen sich überzeugt, dass Rhein-Neckar zu einer Modellregion für Wasserstoff werden kann. "Die Förderung ist eine Anerkennung der sehr guten Zusammenarbeit aller lokalen Partner", so Schnabel.

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